Wo Wirtschaftskanzleien wachsen wollen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot

von Dr. Anja Hall

13.02.2015

Trotz neuer Wettbewerber und preissensibler Mandaten: Es ist nicht überall schlecht in den Wirtschaftskanzleien. Der M&A-Boom von 2014 wird sich in diesem Jahr fortsetzen, für anhaltenden Beratungsbedarf sorgen die Themen Compliance und Industrie 4.0. Die Kanzleien verstärken sich entsprechend – und vermelden im noch jungen Jahr überraschend viele hochkarätige Partnerwechsel.

Auch wenn die Branche steigenden Kostendruck, neue Wettbewerber und die zunehmend schwierige Rekrutierung beklagt - für die M&A-Anwälte war 2014 ein gutes Jahr. Im zweiten Halbjahr – besonders kurz vor Jahresende – wurden beinahe im Minutentakt große Transaktionen bekannt gegeben. Und der Boom scheint auch im ersten Halbjahr 2015 anzuhalten. Die Wirtschaftskanzleien freut es, denn das Transaktionsgeschäft sichert ihre Grundauslastung und ist deshalb eine wichtige Umsatzquelle. Das gilt nicht nur für die Kanzleien mit Transaktionsfokus, sondern auch für Full-Service-Einheiten.

Wenig verwunderlich also, dass viele Kanzleien, die LTO nach ihren Plänen für 2015 befragt hat, vor allem M&A als Wachstumsbereich sehen. Und mehrere hochkarätige Partnerwechsel in den letzten Monaten zeigen, dass sie auch Taten sprechen lassen. So holt PwC Legal im Vier-Wochen-Takt gleich zwei erfahrene Corporate-Anwälte: Zum Februar eröffnete die Rechtsberatungsgesellschaft einen Standort in Nürnberg und holte dazu ausgerechnet einen M&A-Partner von Rödl & Partner, die ihren Stammsitz in eben dieser fränkischen Stadt hat.

Zum März wird dann der frühere Freshfields-Partner Nikolaus Schrader bei PwC Legal einsteigen und Co-Leiter der bundesweiten Praxisgruppe für Gesellschaftsrecht/M&A werden. Ashurst kündigte den Zugang von Dr. Thomas Sacher an, bisher Co-Leiter der Corporate-Praxis von Beiten Burkhardt.

M&A- und Private-Equity-Partner auf dem Sprung

Für viel Aufsehen sorgte auch eine Nachricht von Latham & Watkins: Sie gewinnt die beiden bekannten Clifford-Chance-Partner Oliver Felsenstein und Burc Hesse. Felsenstein leitete die globale Private-Equity-Gruppe der Kanzlei und war seit 1. September zudem als Bereichsleiter Corporate Mitglied des Führungsgremiums bei Clifford Chance Deutschland. Latham begründet die Personalie damit, dass sich der Bereich Private Equity wieder erhole und man sich deshalb strategisch verstärken wolle.

Clifford Chance befindet sich unterdessen in einer Phase der Umstrukturierung sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. Ende 2014 hatte das Branchenmagazin Juve berichtet, Clifford Chance werde ihre Partnerschaft in Deutschland verkleinern, um sich stärker auf Transaktionen und benachbarte Rechtsgebiete zu fokussieren. Ob die Weggänge von Felsenstein und Hesse damit im Zusammenhang stehen, ist nicht bekannt. Felsenstein berät bedeutende Private-Equity-Häuser wie Permira und HgCapital – Mandanten, die immer wieder für große Transaktionen sorgen.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Wo Wirtschaftskanzleien wachsen wollen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot . In: Legal Tribune Online, 13.02.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14680/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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