Dissertations-Revue: Not­wehr gegen Nichtstun und Social Soft­ware

von Martin Rath

27.09.2015

3/6: Kinder sind selten: Wie beeinflusst das Recht die Zahl derer, die um sie streiten?

Ging ein Kind früher vor die Haustüre, fand es ohne Mühe Altersgenossen zum Spielen oder Raufen. Das ist heute nicht mehr ohne ausgefeilte Terminplanung zu haben, was weniger mit ulkigen Eltern zu tun hat, die ihr digitales Spielzeug zu solchen Zwecken nutzen möchten.

Sie sind nur so unglaublich selten geworden, diese Kinder. Knappheit provoziert Streit. Etwas provokant scheint daher die Frage: "Wer hat das Recht zur rechtlichen Vaterschaft?", mit der Sandra Schröder ihre familienrechtliche Dissertation überschreibt. Schröder trennt zwischen den Anliegen des biologischen, des rechtlichen und des sozialen Vaters. Ein wenig provokant wirkt die Aussage, dass das "Institut der Vaterschaft […] grundsätzlich für mehrfache Vaterschaften offen zu sein" scheine.



"Mehrfache Vaterschaften": Gemeint ist damit natürlich nicht, dass mehr als die üblichen 1,38 Kinder je Frau gezeugt werden könnten. Das wäre ja zu einfach. Es geht stattdessen darum, dass sich heute mehr Anwärter finden, die ihr rechtliches Interesse an besagter eins vor dem Komma in die rechtspolitische und familiengerichtliche Arena tragen. Sandra Schröder leitet diese rechtlichen Interessen aus dem Wandel männlich-väterlicher Rollenverständnisse her und bezieht vorsichtig auch Auskünfte der Sozialbiologie ein.

Keine männer- oder frauenrechtliche Kampfschrift, sondern eine Bestandsaufnahme zur Entwicklung des heutigen Rechts der Vaterschaft(en) bietet:

Sandra Schröder: "Wer hat das Recht zur rechtlichen Vaterschaft?" Vorschlag zur Neugestaltung der rechtlichen Stellung des biologischen Vaters im Abstammungsrecht bei Bestehen einer sozial-familiären Beziehung zwischen Kind und rechtlichem Vater.

Frankfurt/Main u.a. (Peter Lang) 2015. Erstgutachterin: Prof. Dr. Bettina Heiderhoff. Zweitgutachter: Prof. Dr. Reinhard Bork. Tag der mündlichen Prüfung: 19. November 2014.

Zitiervorschlag

Martin Rath, Dissertations-Revue: Notwehr gegen Nichtstun und Social Software . In: Legal Tribune Online, 27.09.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17012/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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