Dissertations-Revue: Not­wehr gegen Nichtstun und Social Soft­ware

von Martin Rath

27.09.2015

2/6: Desolate Gesetzgebung: Medizinische Forschung

Es wird von Seiten der pharmazeutischen Forschung erstaunlich wenig Zeit und Geld in die Entwicklung von Medikamenten investiert, die besonders gut zur Behandlung erkrankter Kinder geeignet sind. Meist wird als wesentliche Ursache für dieses Defizit, sicher nicht zu Unrecht, das mangelnde wirtschaftliche Interesse der Industrie genannt. Man verdient daran zu wenig.

In ihrer juristischen Dissertation "Forschung an Einwilligungsunfähigen" macht Scarlett Jansen auf eine verblüffende Rechtslage aufmerksam, die ebenfalls einen Beitrag zu Defiziten in der medizinischen Forschung leisten dürfte:

"Eine einheitliche, allgemeine Regelung bezüglich jeglicher Forschung an Menschen fehlt jedoch in Deutschland."

Ob es sich um Krankheiten von Kindern handelt oder um dementielle Leiden im Alter: Das erstmals bereits vom preußischen Kultusministerium im Jahr 1900 formulierte Prinzip, wonach medizinische Forschung am Menschen nur auf der Grundlage der freien, informierten Zustimmung der Betroffenen erfolgen soll, ist für wichtige Erkanktengruppen nur schwer zu erreichen. Jansen legt am Ende ihrer Auseinandersetzung mit dem Durcheinander des positiven Rechts der medizinischen Forschung an Einwilligungsunfähigen einen Gesetzentwurf vor.

Darüber, dass medizinische Forschung zu wichtig ist, als dass man sie den Medizinern und Pharmazeuten allein überlassen dürfte, herrscht wohl Konsens. Einen wichtigen Beitrag von juristischer Seite leistet nun:

Scarlett Jansen: "Forschung an Einwilligungsunfähigen". Insbesondere strafrechtliche und verfassungsrechtliche Aspekte der fremdnützigen Forschung.

Berlin (Duncker & Humblot) 2015. Inaugural-Dissertation zur Erlangung eines Doktors der Rechte durch die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Dekan: Prof. Dr. Klaus Sandmann. Erstreferent: Prof. Dr. Martin Böse. Zweitreferent: Prof. Dr. Hans-Ulrich Paeffgen. Tag der mündlichen Prüfung: 28. April 2014.

Zitiervorschlag

Martin Rath, Dissertations-Revue: Notwehr gegen Nichtstun und Social Software . In: Legal Tribune Online, 27.09.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17012/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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