Sieben spannende Jura-Dissertationen: Men­schen­f­leisch­suche und Whist­le­b­lower-Recht

von Martin Rath

15.05.2016

Seit der damalige Führer der iranischen Theokratie, Ruhollah Chomeini (1902–1989),  im Jahr 1989 ein bis heute immer wieder erneuertes Mordkomplott gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie ausheckte, steht die sogenannte Verletzung ebenfalls sogenannter heiliger Gefühle durch Publikationen immer wieder im Licht der Weltöffentlichkeit.

Rushdie hatte in seinem Roman "Die satanischen Verse" die heidnischen Wurzeln des Islam thematisiert, eine Ketzerei am Dogma muslimischer Religionsgelehrter. Über die hohen Kosten für den Polizeischutz Rushdies machte sich seinerzeit Prince Charles Sorgen, der so viel Aufwand für einen nichtsnutzigen Schriftsteller nicht einsehen mochte.

Zu erwähnen ist das, weil es illustriert, wie sehr die Leute beim Thema "Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis" den Verstand verlieren können, sogar jenes Quäntchen, über das sie in der Position als britischer Thronfolger überhaupt verfügen müssen.

Sachlichkeit tut hier gut. Philipp Maximilian Schmidt vergleicht in seiner Hamburger Doktorarbeit die verfassungs- und einfach-rechtlichen Bedingungen, unter denen vor allem potentiell blasphemische, religionskritische Äußerungen in Deutschland, Malaysia und den USA stehen.

Dass die USA die Meinungsfreiheit gegenüber allen religiösen Sonderrechtsvorstellungen betonen, Deutschland mit dem halbherzigen § 166 Strafgesetzbuch, Beschimpfung von Religionsbekenntnissen unter Gefährdung des öffentlichen Friedens, im Mittelfeld spielt, dürfte bekannt sein.

Malaysia dient als Beispiel für eine Rechtsordnung, in der Wertungen des islamischen Rechts teils unmittelbar, teils staatlich vermittelt Geltung beanspruchen. An der Entdeckung von Verhältnismäßigkeitsprinzip und praktischer Konkordanz der Grundrechte wird dort leider noch gearbeitet. Ist das aber nicht schon mehr, als viele hierzulande in ihrer Abneigung gegenüber orientalischen Rechtsordnungen erwarten würden?

Zitiervorschlag

Martin Rath, Sieben spannende Jura-Dissertationen: Menschenfleischsuche und Whistleblower-Recht . In: Legal Tribune Online, 15.05.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19379/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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