Sieben spannende Jura-Dissertationen: Men­schen­f­leisch­suche und Whist­le­b­lower-Recht

von Martin Rath

15.05.2016

Einen Roman, dessen Handlung im Argentinien zur Zeit der Militärdiktatur angesiedelt ist ("Die Stille, die du ließt") und eine biografisch geprägte Erzählung zum israelisch-arabischen Krieg von 1947 ("Samla") hat der im schwäbischen Eislingen aufgewachsene Josef Alkatout bereits publiziert, inzwischen liegt seine rechtswissenschaftliche Dissertation "The Legality of Targeted Killings in View of Direct Participation in Hostilities" vor.

In der Regel wenden sich Juristen der schöngeistigen Literatur zu, nachdem sie die hässlichen Seiten des Rechts bearbeitet haben, hier ist es nun also umgekehrt und der Gegenstand ist auch wirklich hässlich:

Seit den Anschlägen des 11. September 2001 töteten die Streitkräfte und Geheimdienste der USA eine steigende Zahl von Menschen, die als terroristische Feinde ausgemacht wurden, mittels vorzugsweise unbemannter Flugzeuge.

In seiner Hamburger Dissertation grenzt Alkatout den kleinen Bereich ein, in dem die gezielte Tötung nach humanitärem Recht und Kriegsvölkerrecht in Betracht kommt, differenziert nach innerstaatlichen und völkerrechtlichen Fragestellungen:

Wer ist wann als Kombattant, wer ist wann als Zivilist zu behandeln? Ist die Entscheidung über den Einsatz der militärischen Gewalt der richterlichen Prüfung zugänglich?

In einer Gesellschaft, in der schon ein Blechschaden am Auto von mindestens drei Juristen betreut sein will, wirkt die letzte Frage ein wenig merkwürdig, doch würdigt  Alkatout die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Israels, in der die gezielten Tötungen im "Kampf gegen den Terror" erstmals juristisch erörtert wurden, statt sie allein als politisch-militärische Kompetenz zu behandeln, als "Meilenstein" – das Urteil erging nach Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten asymetrischer Kriegsführung im Dezember 2006.

Für einfache Erklärungen ist der völkerrechtliche Diskurs zu vertrackt. Einen Weg zu einem möglichen Verständnis weist diese Dissertation dennoch.

Zitiervorschlag

Martin Rath, Sieben spannende Jura-Dissertationen: Menschenfleischsuche und Whistleblower-Recht . In: Legal Tribune Online, 15.05.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19379/ (abgerufen am: 25.04.2024 )

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