Die vier Stufen erfolgreicher Netzwerkarbeit

Wie Anwälte sich einen Namen machen

Gastbeitrag von Dr. Anja SchäferLesedauer: 6 Minuten

Anwälte müssen gute Arbeit leisten und sollten sich als Experten etablieren. Ein professioneller LinkedIn-Auftritt, Fachvorträge und Networking gehören dazu. Anja Schäfer gibt Tipps, wie man sich entsprechend positioniert.

Networking ist in den heutigen Zeiten nicht nur ein Karrieretreiber und wesentlicher Baustein für den eigenen beruflichen Erfolg als Jurist:in. In der zunehmend vernetzteren Welt spielen die entsprechenden Kontakte eine immer wichtigere Rolle, sei es, um bestimmte Informationen erhalten, entsprechende Mandate zu gewinnen oder als Expert:in weiterempfohlen zu werden. 

Sich als Juristin oder Jurist ein erfolgreiches analoges sowie virtuelles Netzwerk aufzubauen, passiert nicht über Nacht. Es braucht Jahre und ein kontinuierliches, strategisches Vorgehen, um die eigene Expertise im Netzwerk sichtbar zu machen und nachhaltige Beziehungen zu schaffen.

Doch wie lange dauert es wirklich, bis man als (Nachwuchs-)Jurist:in über einen Status als Expert:in sowie ein stabiles Netzwerk verfügt? Grob lassen sich dabei vier Phasen mit jeweils verschiedenen Herausforderungen unterscheiden.  

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Stufe 1: Mit der eigenen Expertise im Netzwerk sichtbar werden

In den ersten drei Berufsjahren legen Sie die Basis für Ihr berufliches Netzwerk, und zwar digital wie auch im persönlichen Austausch vor Ort. In dieser Zeit ist es wichtig, dass Sie sich mit Ihrer fachlichen Expertise, Ihrer Berufspraxis und dem darüberhinausgehenden Know-how sowie Ihrer (Anwalts-)Persönlichkeit positionieren. Es ist also zwingend notwendig, dass Sie sich – nicht nur in Ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld – einen Expert:innenstatus aufbauen und diesen sowohl offline als auch online sichtbar machen. 

Als Nachwuchsjurist:in oder – wenn Sie sich beruflich verändern möchten – auch als erfahrene Kolleg:in sollten Sie für Ihr Personal Branding Ihre Expertise bestimmen und Ihre persönlichen Stärken definieren. Entscheiden Sie sich bewusst, wie und mit welchen Themen Sie im beruflichen Umfeld wahrgenommen werden möchten.

Es ist die Kombination aus Ihrem bereits vorhandenen bzw. sich im Aufbau befindenden Know-how sowie Ihrer Persönlichkeit, die Sie unverwechselbar macht. 

Die richtige Plattform für Ihr Social Networking 

Prüfen Sie für sich, welche virtuellen sowie analogen Networking-Plattformen für Ihre beruflichen Ambitionen die richtigen sind. Ein gut aufgestelltes LinkedIn-Profil ist mittlerweile allerdings ein "Must-have". 

Zudem lohnt es sich, bereits in den ersten Berufsjahren Mitglied in einem berufsständischen Netzwerk wie dem lokalen Anwaltverein, dem Bundesverband der Unternehmerjuristen oder dem Deutschen Juristinnenbund e. V. zu werden. Wählen Sie darüber hinaus mindestens ein (über-)regionales Netzwerk, das für Ihre Expertise relevant ist bzw. werden kann. Beschränken Sie sich hierbei nicht nur auf Ihre eigene Branche oder auch Ihr Rechtsgebiet. Beispiele hierfür sind Frauen in die Aufsichtsräte e. V. (FidAR), das Netzwerk Multikultureller Jurist*innen oder das Business Network International (BNI). 

Vernetzen Sie sich zudem aktiv in Ihrem Arbeitsumfeld, z. B. mit Kolleg:innen, Vorgesetzten anderer Abteilungen oder auch den Mandant:innen Ihrer Kanzlei. Gehen Sie darüber hinaus bewusst auf (Fach-)Veranstaltungen. Knüpfen Sie dort neue oder vertiefen Sie bereits bestehende Kontakte. 

Ihre Berufseinstiegsphase ist auch dazu da, Ihre Skills in puncto Personal Branding, Selbstmarketing und Networking auf- und auszubauen. Nutzen Sie jede (Trainings-)Möglichkeit, die Ihr berufliches Umfeld bietet. Bilden Sie sich unter Umständen auch auf eigene Kosten weiter, das kann sich später noch auszahlen.

Schärfen Sie Ihr Personal Branding bei beruflichen Veränderungen

Sie sind schon einige Jahre in Ihrem aktuellen Arbeitsumfeld, bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber oder auch in Ihrem bisherigen Fachgebiet tätig und positionieren sich gerade neu? Sie nehmen ein weiteres Rechtsgebiet hinzu, wechseln Ihren Arbeitgeber, zum Beispiel vom Verband in eine Kanzlei, aus dem Projektgeschäft in die Rechtsabteilung oder umgekehrt?

In den meisten Umbruchsituationen sollten Sie in puncto Personal Branding und/oder Networking nochmal auf dieser Stufe ansetzen. Denn die Anzahl der Berufsjahre und damit die Unterteilung in die vier verschiedenen Phasen ist nicht fest vorgegeben. Je nach beruflicher Situation müssen Sie sich im Einzelfall als Expert:in noch einmal neu einordnen, positionieren und wieder – oder erstmalig – entsprechend sichtbar werden.

Stufe 2: Als Experten im Netzwerk sichtbar sein

Nachdem Sie sich in den ersten drei Jahren ein gewisses Renommee aufgebaut haben, geht es in den folgenden etwa fünf Jahren um Ihre eigentliche Netzwerkarbeit. Sorgen Sie in dieser Zeit proaktiv dafür, dass Ihre Expertise intern und extern, digital und analog sichtbar wird und Sie sich immer wieder als Person einen Namen machen. 

Schärfen Sie als Anwält:in Ihre fachliche Positionierung ganz gezielt. Gehen Sie den weiteren Aufbau Ihres Expert:innenstatus strategisch an. Zum Beispiel können Sie einen entsprechenden Fachanwalts- oder LL.M.-Titel erlangen. Stellen Sie Ihre fachliche Spezialisierung sowie Ihre Branchenkenntnis immer wieder praktisch unter Beweis, indem Sie entsprechende Mandate übernehmen oder Kolleg:innen bei deren Bearbeitung unterstützen. 

Die Expertise auf internen und externen "Bühnen" präsentieren

Machen Sie erfolgreich abgeschlossene Mandate oder Verfahren nicht nur auf der Kanzlei-Webseite sichtbar. Sprechen Sie darüber in Keynotes oder Vorträgen. Bringen Sie sich als Interviewpartner:in in die Panel von Fachkongressen oder sonstigen Diskussionsformaten ein. Geben Sie Workshops bzw. Seminare. Halten Sie Webinare für Ihre (potentiellen) Mandant:innen oder laden Sie diese zu virtuellen "Coffee-Talks" ein, für die Sie ausgewählte juristische Themen aufbereiten und dort zur Diskussion stellen. 

Publizieren Sie zu Ihren fachlichen Schwerpunktthemen in einschlägigen juristischen Fachzeitschriften oder in den Magazinen, die die von Ihnen beratene Branche liest. Bieten Sie Ihren Kooperationspartner:innen mit eigenem Blog an, über die für Ihre Zielgruppe relevanten Rechtsthemen einen für juristische Laien interessanten redaktionellen Beitrag zu schreiben. 

Werden Sie spätestens jetzt mit Ihrer Expertise auf LinkedIn sichtbar. Zeigen Sie Ihren Expert:innenstatus durch qualifizierte Kommentare und eigene Beiträge. Idealerweise veröffentlichen Sie mindestens einen Beitrag pro Woche, der Ihre fachlichen Themen, Ihre persönlichen Stärken oder ein besonderes Engagement, zum Beispiel ein Ehrenamt, bekannt macht. 

Perfektionieren Sie Ihre Networking-Strategie

Nutzen Sie diese Phase auch bewusst für den Ausbau und die Weiterentwicklung Ihres Netzwerks mit Fokus auf Ihren beruflichen sowie persönlichen Zielen. Klären Sie, welcher Ihrer Kontakte aus Ihrem Arbeits- und/oder Mandatsumfeld Sie bei Ihrem nächsten Karriereschritt unterstützen kann. Bringen Sie sich und unter Umständen auch Ihre Karriereambitionen regelmäßig in Erinnerung oder sprechen Sie diese bei Bedarf aktiv an. 

Haben Sie außerdem Ihre Netzwerkpartner:innen über das Kanzlei- oder Unternehmensumfeld hinaus sowie deren Kontakte im Blick. Bitten Sie diese, Sie mit den für Sie relevanten Personen in den Austausch zu bringen. 

Stufe 3: Netzwerk strategisch weiter ausbauen

Nach etwa acht Jahren heißt es: Mit Expertise und als Persönlichkeit im Netzwerk sichtbar bleiben und bereits geknüpfte Beziehungen strategisch ausbauen. Nutzen Sie jede Gelegenheit, die Ihnen Ihr beruflicher Alltag für noch mehr Sichtbarkeit oder zur Vertiefung ausgewählter Kontakte bietet. Auf diese Weise erreichen Sie ohne viel Aufwand größere Bekanntheit und bringen noch mehr Qualität in Ihr Netzwerk. Schließlich braucht es weiterhin Ihr Personal Branding sowie nachhaltige Verbindungen, damit Sie Ihr nächstes berufliches oder persönliches Ziel erreichen. 

Fragen Sie sich daher immer wieder, wo Sie Ihre Expertise noch einbringen oder welche Ihrer Kontakte Sie als Kooperationspartner:innen gewinnen können. Denn wenn Ihnen dies gelingt, wird Ihr Netzwerk für immer mehr Sichtbarkeit Ihres Expert:innenstatus sorgen und Sie immer öfter mit entsprechenden Mandats- oder Vortragsanfragen "versorgen".

Stufe 4: Netzwerk pflegen und sichtbar bleiben

Auf dieser Stufe werden Sie die Früchte Ihrer Netzwerkarbeit ernten. Aber aufgepasst: Ruhen Sie sich nie auf Ihren Lorbeeren aus. Verstetigen Sie auch nach mehr als zehn Jahren aktiven Networkings weiterhin den Aufbau und die Pflege Ihres bestehenden Netzwerks, indem Sie offen für neue Begegnungen bleiben und Ihre vorhandenen Kontakte kontinuierlich und proaktiv pflegen.

Dr. Anja Schäfer ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien und unterstützt als Mentorin Juristinnen schwerpunktmäßig in puncto Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expertin. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events von, für und mit Juristinnen und spricht über die genannten Themen alle zwei Wochen in ihrem Podcast. 

Mehr Informationen zum Podcast: https://anja-schaefer.eu/podcast/

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