"Wer digitale Geschäftsmodelle spannend findet, ist bei uns richtig"
LTO Karriere: Herr Groß, warum sind Sie Anwalt geworden?
Steffen Groß: Ich habe Jura studiert, weil das Fach eine gute Grundlage schafft, um später einmal in verschiedene berufliche Richtungen gehen zu können. Dass ich später Anwalt geworden bin, liegt sicher auch daran, dass mein Vater Anwalt ist und ich schon früh mitbekommen habe, wie spannend der Beruf ist. Meine Tätigkeit als Datenschutzanwalt unterscheidet sich allerdings schon erheblich von der klassischen anwaltlichen Beratung wie z.B. im Miet- und Verkehrsrecht.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
In der Regel fängt mein Arbeitstag um 10 Uhr an. Damit bin ich etwas später dran als mein Partner, der bereits frühmorgens arbeitet. Ich mache sozusagen die Spätschicht, er die Frühschicht. Auch unseren Mitarbeitern bieten wir flexible Arbeitszeitenplanung entsprechend den persönlichen Bedürfnissen an.
Vor Corona hatten wir dann in der Regel immer einige Mandantentermine vor Ort, z.B. ein Datenschutzaudit oder ein Training. Im Gegensatz zur klassischen anwaltlichen Beratung arbeiten wir eher wie Unternehmensberater, d. h. wir sind viel mehr vor Ort und wir müssen die Unternehmensprozesse unserer Mandanten kennenlernen. Zudem investieren wir viel Zeit in den Aufbau unserer IT-Tools, um die Beratung möglichst effizient zu gestalten.
Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben?
Mir macht insbesondere die Arbeit mit jungen Unternehmern Spaß. Die Start-up-Szene hier in Berlin ist in den letzten Jahren gereift und es ist toll, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle beratend begleiten zu können.
Auch die Möglichkeit, durch Simpliant innovative und kreative Lösungen im Datenschutz entwickeln zu können, erfüllt mich. Wir haben z.B. gerade eine sogenannte "Phishing-Awareness-Kampagne" konzipiert, durch die Mitarbeiter unserer Mandanten für Hacker-Angriffe sensibilisiert werden sollen.
Und was das Schlimmste?
Die Arbeit im IT-Recht kann bisweilen etwas abstrakt und wenig eingebunden in Mandantenkontakt sein. Bevor ich mich voll und ganz auf das Datenschutzrecht spezialisiert habe, hatte ich oftmals das Gefühl in einem juristischen Elfenbeinturm zu sitzen. Für mich ist es wichtig, dass neben dem wissenschaftlichen Arbeiten auch ein enger Austausch mit den Mandanten Teil meines Berufsalltags ist.
"Über-den-Tellerrand-Gucken liegt bei uns in der DNA"
Warum sollte sich ein Nachwuchsjurist für Simpliant entscheiden?
Wir sind eine junge, digitale und innovative Kanzlei und Unternehmensberatung und fokussieren und voll und ganz auf die Themenbereiche Datenschutz und IT-Security. Beides sind Themenbereiche, die man wohl getrost als globalen "Megatrend" für das kommende Jahrzehnt bezeichnen kann. Die Karrieremöglichkeiten sind daher sehr vielversprechend bei einer entsprechenden Spezialisierung in diesen Themen.
Simpliant bietet dabei flexible Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten je nach persönlicher Neigung und Präferenz. Das im Studium empfohlene "Über-den-Tellerrand-Gucken", liegt bei uns in der DNA. Wir sind eine Mischung aus einem Legal-Tech-Unternehmen, einer Anwaltskanzlei und einer Unternehmensberatung und können daher auch Karrierewege abseits der klassischen Beratung eröffnen.
Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Wir haben bereits mit allen Mitarbeitern regelmäßige Feedback-Gespräche, wollen aber insgesamt noch daran arbeiten, das Personalmanagement zu professionalisieren. Wir sind gerade dabei, ein transparentes Vergütungssystem zu entwickeln, um Associates, die bei uns einsteigen, eine nachvollziehbare und geradlinige Entwicklungsperspektive aufzeigen zu können.
Arbeitgeber geben gerne mit ihrer "open door policy" an. Wie offen sind die Türen bei Simpliant im Alltag?
Verschlossene Türen gibt es hier nicht. Wir haben im Unternehmen eine Duz-Kultur. Auch wenn wir in fachlicher Hinsicht höchste Ansprüche an uns selbst und an unsere Mitarbeiter stellen, sind wir überzeugt, dass Leute dann ihr volles Potenzial ausschöpfen können, wenn sie Spaß an der Arbeit haben. Unsere Mitarbeitergespräche enthalten daher immer auch das Feedback der Mitarbeiter an uns als Arbeitgeber.
Unsere Unternehmenskultur ist daher eher Start-up als Anwaltskanzlei. Damit meine ich nicht, dass bei uns ein Kicker-Tisch zur Mitarbeitermotivation gebraucht wird. Vielmehr meine ich, dass unsere Entwicklung kreativen klugen Köpfen erlaubt, ihre eigenen Ideen einzubringen und zu verwirklichen.
"Habt keine Angst, eure eigene Nische zu suchen"
Großkanzleien erwarten von ihren Anwälten in der Regel, dass sie 50 bis 60 Stunden in der Woche arbeiten, wie ist das bei Ihnen?
Da haben wir eine klare Ansage: Unsere Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden. Bei uns kommt es nicht auf die Arbeitszeit an, sondern auf die Produktivität.
Wir bieten auch Studenten und Referendaren zeitlich flexible Modelle an, bei denen in klausurfreien Phasen mehr und in Klausurphasen weniger gearbeitet werden kann. Es kommt darauf an, die Arbeit mit den eigenen Lebensentwürfen in Einklang bringen zu können.
Und das geht auch wirklich auf?
Ja! Wir legen großen Wert auf effiziente und digitale Prozesse. Dadurch sinkt der Anteil an "verlorener" Arbeitszeit. Wenn jemand mehr arbeiten und entsprechend mehr verdienen möchte, ist dies auch möglich, aber das Grundmodell sieht 40 Stunden vor. Ich glaube, dass wir in einer Zeit leben, in dem die Grundmodelle der Vergangenheit, d.h. die Prämissen des Arbeitslebens aus dem Industriezeitalter, künftig (glücklicherweise) gehörig ins Wanken geraten werden. Wir möchten unseren Beitrag zu dieser Entwicklung leisten und uns damit auch bewusst vom System "Big Law" abgrenzen.
Was würden Sie heute wahrscheinlich machen, wenn Sie nicht Anwalt geworden wären?
Dann wäre ich sehr wahrscheinlich Unternehmer. So bin ich Anwalt und Unternehmer.
Was ist Ihr Ratschlag an junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten?
So viel praktische Erfahrung sammeln wie möglich, auch schon während des Studiums! Und wenn einem die althergebrachten Strukturen, beispielsweise wegen einer nicht vorhandenen Work-Life-Balance, nicht passen, sollte man sich am Aufbau einer neuen juristischen Arbeitswelt beteiligen. Man sollte auch keine Angst haben, sich seine eigene Nische zu suchen oder sogar selbst zu schaffen. In den ersten Berufsjahren kommt es darauf an, einen spannenden Karriereweg zu finden. Das Gehalt sollte daher erst an zweiter Stelle in die Entscheidung einfließen.
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung neben der Juristerei?
Ich habe eine Zeit in meinem Studium in Spanien gelebt und fühle mich seitdem mit dem Land und der Kultur sehr verbunden. Immer wenn möglich, versuche ich ein paar Wochen im Jahr in Spanien zu verbringen.
Mehr Infos: Arbeitgeberprofil von Simpliant
Transparenzhinweis: Dieser Arbeitgeber hat aktuell und/oder in der Vergangenheit Stellenanzeigen in unserem Stellenmarkt geschaltet. Das Interview wurde nicht vergütet.
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2021 M02 10
Karriere
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