Dr. José Campos Nave, Managing Partner bei Rödl & Partner

"Wir sind eine große Kanzlei, aber keine Groß­kanz­lei"

Lesedauer: 4 Minuten

Rödl-Partner Dr. José Campos Nave über die Förderung junger Juristen, die schönsten Momente seines Berufslebens und wie die Corona-Krise seine Einstellung zum Homeoffice geändert hat.

LTO: Herr Dr. Campos Nave, was fasziniert Sie am Beruf des Anwalts?

Dr. José Campos Nave: Was den Beruf des Anwalts im Allgemeinen betrifft, finde ich es spannend, dass man es immer wieder mit neuen Mandanten und Fragestellungen zu tun hat. Als Wirtschaftsanwalt fasziniert mich die Verbindung von Jura und Betriebswirtschaft.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?

Zunächst steht die Sichtung führender digitaler Medien renommierter Wirtschaftsverlage an. Danach beschäftige ich mich mit den neu eingegangenen E-Mails und stimme mich anschließend mit den anderen Partnern über Projekte und Mandanten ab.  

Am Nachmittag habe ich dann immer einen Status-Call mit unseren Niederlassungen im In- und Ausland. Als Managing Partner bin ich zuständig für zahlreiche Büros von Rödl & Partner in Deutschland sowie für unsere Niederlassungen in Südafrika, Kenia, Russland, Kasachstan und Usbekistan.

Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben?

Es ist natürlich immer toll, wenn man einem Mandanten zu einem Erfolg verhilft, beispielsweise einem Unternehmenskauf im Ausland trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten. Intern macht es mir große Freude, junge Associates auf ihrem Weg zum Partner zu unterstützen. Wenn dann der große Moment gekommen ist, die Ernennung zum Partner auf unserer Gala, bin ich immer sehr gerührt!

Und was war das Schlimmste?

Wie wahrscheinlich jeder junge Anwalt, habe ich früher auch mal die bittere Erfahrung gemacht, dass man Gespräche mit Mandanten immer ganz genau dokumentieren sollte. Ansonsten kann es später zu unerfreulichen Differenzen kommen.

"Wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen"

Warum haben Sie sich damals für Rödl & Partner entschieden?

Deutsche mittelständische Unternehmen bei weltweiten Aktivitäten zu betreuen, also global orientierte Beratung - das hat mich vor 16 Jahren an Rödl & Partner gereizt. Und die Entwicklung einer Kanzlei mitzugestalten. Damals waren wir in elf Ländern vertreten und hatten einen Umsatz von 115 Millionen Euro. Heute sind wir in 50 Ländern und der Umsatz ist auf eine halbe Milliarde Euro gewachsen.  

Warum sollte sich ein Nachwuchsjurist heute für Rödl & Partner entscheiden?

Wenn sich ein Nachwuchsjurist für gehobenes Wirtschaftsrecht interessiert und nicht 15 Stunden am Tag arbeiten, sondern Beruf und Privatleben gut miteinander verbinden möchte, dann sollte er über Rödl & Partner nachdenken. Wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen, das ist ein bedeutender Unterschied zu anderen Kanzleien. Wir sind eine große Kanzlei, aber wir sind keine Großkanzlei!

Wofür steht Rödl & Partner als Arbeitgeber?

Da wir in so vielen Ländern vertreten sind, haben wir ständig mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Religion, sozialer oder ethnischer Herkunft zu tun. Wenn es eine Kanzlei gibt, die für Diversity steht, dann Rödl & Partner.  

Außerdem tun wir alles dafür, dass unsere Mitarbeiter den Berufsalltag mit ihrem Familienleben vereinbaren können. So haben wir beispielsweise am Standort Nürnberg einen Betriebskindergarten.  

Und wir stehen für eine offene Kommunikation! Ich habe mal von einem Mitwettbewerber die Meinung gehört, wer sich bei einem Kaffee mit anderen unterhalte, zeige damit, dass er nichts zu tun hat. Das sehe ich ganz anders: Kommunikation und Austausch, gerne auch bei einem Kaffee, bringen uns ja weiter - da werden neue Ideen geboren.  

"Mein Standpunkt in Sachen Homeoffice hat sich durch die Corona-Krise total verändert"

Großkanzleien erwarten von Ihren Anwälten in der Regel, dass sie 50 bis 60 Stunden in der Woche arbeiten. Gleichzeitig ist das Thema Work-Life-Balance für Berufseinsteiger heutzutage sehr wichtig. Wie bringen Sie diese entgegengesetzten Interessen bei Rödl & Partner in Einklang?

Wenn gerade ein Projekt läuft, dann kann das Arbeitsaufkommen auch schon mal größer sein. Bei uns ist es aber nicht so wie in der klassischen Großkanzlei, in der die Mitarbeiter über mehrere Monate hinweg nur noch arbeiten und anschließend erst einmal einen Burnout haben.  

In Sachen Homeoffice hat sich mein Standpunkt durch die Corona-Krise total verändert. Vorher fand ich Homeoffice nur in einem sehr begrenzten Rahmen okay. Jetzt weiß ich, dass man als Anwalt mit der nötigen IT-Unterstützung auch zu Hause absolut produktiv arbeiten kann. Manchmal vielleicht noch effektiver, weil man weniger abgelenkt wird.

Arbeitgeber geben gerne mit ihrer „open door policy“ an, wie offen sind die Türen bei Rödl & Partner im Alltag?

Tatsächlich darf jeder zu mir kommen. Ich habe ja auch ein hohes Eigeninteresse daran, zu erfahren, was vielleicht nicht so gut läuft, damit man es zusammen verbessern kann. Dadurch bekomme ich auch mit, was auf der Ebene unterhalb der Partner geschieht. Und das völlig authentisch und nicht durch andere vorgefiltert.  

Was tun Sie, damit Sie im Wettbewerb um die besten Juristen weiterhin erfolgreich sind?

Natürlich wollen wir in erster Linie mit unserem Profil überzeugen: Jura, Betriebswirtschaft und Internationalität. Zudem haben wir den Rödl Campus, mit dem wir gezielt Nachwuchsarbeit betreiben. Und wir haben das Förderprogramm SmartUp für junge Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Wir wollen also über unsere inhaltliche Ausrichtung, unseren Campus, Fortbildungen und eine vernünftige Work-Life-Balance punkten.  

Was ist ihr ultimativer Ratschlag an junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten?

Ich würde auf jeden Fall eine Fakultät aussuchen, die eine enge Verknüpfung von Jura und Wirtschaft bietet. An der Uni Bayreuth beispielsweise kann man Wirtschaftsjura studieren. Und man sollte sich international ausrichten.

Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung abseits der Juristerei?

Meine Frau und ich reisen viel, wir interessieren uns sehr für andere Länder und Kulturen. Ich bin sozusagen Hobby-Ethnologe.

Mehr Infos: Arbeitgeberprofil von Rödl & Partner

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