Neue Statistik des Bundesamts für Justiz

Was tun gegen sin­kende Absol­ven­ten­zahlen?

von Dr. Franziska KringLesedauer: 3 Minuten

Immer weniger Studierende machen das erste Staatsexamen. Zu viel Prüfungsstoff und der enorme Prüfungsdruck – das sind nur zwei von vielen Gründen. Bisher ändert sich aber fast nichts, obwohl es zahlreiche Reformvorschläge gibt.

Es muss sich etwas ändern am Jurastudium. Das hat jüngst die bislang größte Studie zur Reform der juristischen Ausbildung von iur.reform unterstrichen, über die LTO berichtete. Über 10.000 Teilnehmer:innen aus den Bereichen Studium, Referendariat und Prüfungspraxis haben ihre Meinung eingebracht. Das Ergebnis ist eindeutig: 52 Prozent der Befragten sind unzufrieden mit der juristischen Ausbildung in ihrer jetzigen Form. Laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes rechtswissenschaftlicher Fachschaften würde sogar nur jeder Dritte das Jurastudium in seiner derzeitigen Form weiterempfehlen.

Kein Wunder also, dass die Anzahl der Absolvent:innen des ersten Staatsexamens trotz leichter statistischer Ausreißer insgesamt sinkt - und das seit Jahren, wie die Statistik des Bundesamts für Justiz (BfJ) zeigt. Der Trend besteht auch nach den kürzlich veröffentlichten, aktuellen Zahlen (von 2021) fort. Hier haben wir eine entsprechende Übersicht für Euch eine zusammengestellt, die wir regelmäßig aktualisieren. 

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Mehr Absolventen im zweiten Examen, weniger im ersten

Die aktuellen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während im Jahr 2007 noch knapp 10.700 Personen das erste Staatsexamen absolviert haben, waren es im Jahr 2021 nur noch 8.730, ein Rückgang um etwa 20 Prozent. Dementsprechend ist auch die Anzahl der Absolvent:innen des zweiten Staatsexamens seit dem Jahr 2009 – wiederum mit leichten Ausreißern – gesunken, von gut 9.300 auf gut 7.800 im Jahr 2020. Zum Jahr 2021 stieg sie dann aber – entgegen der Entwicklung im ersten Examen – wieder leicht an.

Was bei Betrachtung der Zahlen vergangener Jahre außerdem auffällt: Die Anzahlen der Absolvent:innen des ersten bzw. des zweiten Examens nähern sich wieder an. Im Jahr 2017 etwa gab es eine große Lücke, damals haben über 9.700 Personen zwar das erste, aber nur gut 7.500 Personen das zweite Examen absolviert. 2021 war die Diskrepanz der Absolventenzahlen nicht mehr so groß wie in den Vorjahren: Auf 8.730 Absolvent:innen des ersten kamen 8.415 des zweiten Examens.

Insgesamt weniger Jurastudierende

Die Anzahl der Jurastudierenden ist – wie schon im Vorjahr – gesunken. 119.285 Studierende war der Höchstwert im Jahr 2020, seitdem nimmt die Anzahl ab. Im Jahr 2022 waren 116.683 Studierende für Rechtswissenschaften mit dem Abschluss Staatsexamen eingeschrieben. Damit ist Jura aber immer noch der drittbeliebteste Studiengang nach BWL (237.581) und Informatik (143.582).

Ob das so bleibt, ist fraglich, denn auch die Zahl der Neueinschreibungen geht zurück. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts haben sich im Wintersemester 2022/2023 13.703 Personen für Jura eingeschrieben. Schon in den Jahren davor war der Wert gesunken, im Wintersemester 2020/21 waren es noch 15.159 Studienanfänger:innen in Jura, ein Jahr später nur noch 14.283.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es bald auch immer weniger Berufseinsteiger:innen geben. Mit Blick auf den überall herrschenden Fachkräftemangel und die große Pensionierungswelle in der Justiz, die insbesondere die neuen Bundesländer treffen wird, spricht alles dafür, das Jurastudium schleunigst attraktiver zu gestalten.

Reformvorschläge: Prüfungsstoff reduzieren, Bachelor einführen

Reformvorschläge gibt es dabei viele. 67,1 Prozent der Teilnehmenden an der iur.reform-Studie forderten etwa, dass der Prüfungsstoff der ersten juristischen Prüfung reduziert werden sollte. Die große Mehrheit der Teilnehmenden sprach sich zudem für das bundesweite Abschichten aus, also die Möglichkeit, die Examensklausuren auf mehrere Termine aufzuteilen.

Breite Zustimmung fand auch die seit langem kontrovers diskutierte Einführung eines integrierten Jura-Bachelors. Besteht man derzeit das erste Examen endgültig nicht, hat man trotz des langen Studiums keinen Abschluss. Diesen Druck soll der integrierte Bachelor nehmen. Eine gänzliche Umstellung auf das Bologna-System, also die Einführung eines Bachelor- und Masterabschlusses anstelle der Examina, lehnt die Hälfte der Studienteilnehmenden jedoch ab. 71 Prozent befürworten aber die ergänzende Einführung des Bachelors.   

Zeit also, dass sich etwas ändert. Bei der anstehenden Herbstkonferenz der Justizministerinnen und Justizminister (JuMiKo) am Freitag steht auch die "Zukunft der volljuristischen Ausbildung" auf dem Programm. Bereits im vergangenen Jahr diskutierten die Rechtspolitiker:innen viel, insbesondere über den integrierten Jura-Bachelor. Das wenig erbauliche Ergebnis: Der "Koordinierungsausschuss Juristenausbildung" soll das Thema auf seine Agenda nehmen. Eingeführt ist der Bachelor damit noch lange nicht.

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