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Trendwende in der Juristenausbildung?

Meck­len­burg-Vor­pom­mern besetzt erst­mals wieder alle Refe­ren­dar­s­tellen

1. Dezember 2025, Lesedauer: 2 Minuten

In Mecklenburg-Vorpommern sind erstmals seit Jahren wieder alle Referendarstellen besetzt. 73 Nachwuchsjuristen starten zum 1. Dezember in den Vorbereitungsdienst – eine Zahl, die angesichts der Pensionierungswelle Bedeutung hat.

In Mecklenburg-Vorpommern haben zum 1. Dezember 73 neue Rechtsreferendare ihren Vorbereitungsdienst begonnen. Erstmals seit mehreren Jahren konnten damit wieder alle ausgeschriebenen Ausbildungsplätze besetzt werden, wie Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) mitteilte. "Das ist eine Rekordzahl, die wir zuletzt im Dezember 2022 erreicht haben – und davor seit über 20 Jahren nicht", so die Ministerin.

Das juristische Referendariat folgt auf das Studium und endet mit dem Zweiten Staatsexamen – der Voraussetzung für den Eintritt in Richteramt, Staatsanwaltschaft oder Anwaltschaft. Gerade mit Blick auf die Pensionierungswelle ist das Land auf juristischen Nachwuchs dringend angewiesen: In Mecklenburg-Vorpommern scheiden rund 282 Juristen bis 2033 aus der Justiz aus, eine Quote von 45 Prozent.

Zweimal im Jahr schreibt Mecklenburg-Vorpommern rund 70 Referendarstellen aus. Trotz verbesserter Rahmenbedingungen wie Verbeamtung oder Teilzeit-Referendariat blieben in der Vergangenheit regelmäßig Plätze unbesetzt. Im Juni traten lediglich 50 Absolventinnen und Absolventen ihren Dienst an. Das Ministerium gibt sich dennoch selbstbewusst: "In Konkurrenz zu anderen Bundesländern können wir durchaus mithalten, nicht nur wegen der Natur und der Ostsee", heißt es in einer Mitteilung. Dies sei laut Bernhardt daran zu erkennen, dass rund 58 Prozent der eingestellten Frauen und Männer in Norddeutschland geboren wurden und sich bewusst für die Ausbildung im Bundesland entschieden haben. Ein noch stärkeres Zeichen für die Attraktivität des Justizstandortes wäre es wohl nur gewesen, wenn sich umgekehrt 58 Prozent Auswärtige für den Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern entschieden hätten.

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Ruf nach Rückkehr des Rostocker Jurastudiums

Parallel dazu wird seit Jahren darüber gestritten, ob Mecklenburg-Vorpommern wieder zwei Universitäten braucht, an denen man überhaupt klassisch Jura studieren kann. Die Debatte ist nicht neu: LTO hatte bereits 2019 berichtet, dass der Standort Greifswald allein den Bedarf kaum decken könne – und dass die Linke damals vorschlug, das Volljuristenstudium in Rostock "schnellstmöglich" wieder einzuführen. Das hätte nach Ansicht der Partei nicht nur mehr Studierende ins Land geholt, sondern wäre auch finanziell sinnvoller gewesen: "Die Ausbildung eigenen Nachwuchses ist finanziell günstiger, als später Personal in anderen Ländern abzuwerben", hieß es damals.

Bis heute können Studieninteressierte ausschließlich an der Universität Greifswald Rechtswissenschaften studieren. In Rostock wurde das klassische Jurastudium 2008 aus Kostengründen eingestellt. Forderungen, das Angebot zurückzuholen, kommen seit Jahren unter anderem vom Richterbund, der Studierendenschaft und wiederkehrend auch aus der Opposition.

Von den nun eingestellten 73 Referendaren haben dennoch 37 – und damit mehr als die Hälfte – ihr Jurastudium in Mecklenburg-Vorpommern absolviert, wie das Ministerium mitteilt. Die übrigen kommen vor allem aus Nordrhein-Westfalen (12) und Hamburg (7), daneben unter anderem aus Berlin, Leipzig, Celle, Kiel, München und Bremen.

dpa/xp/LTO-Redaktion

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