Antwort auf als ungerecht empfundene Klausur

"Ich möchte mich hiermit bei Ihnen bedanken, dass Sie mich so sehr in den Arsch gefickt haben"

von Constantin Baron van LijndenLesedauer: 2 Minuten
Vermeintlich oder tatsächlich unfaire Aufgabenstellungen in der Klausur sind immer wieder ein Ärgernis. Anstelle einer Bearbeitung hat eine Studentin aus Potsdam nun ein "Dankesschreiben" verfasst, in dem sie ihrem Frust mit deutlichen Worten Ausdruck verleiht. Der Professor fühlt sich in seinen Rechten verletzt - und hat nach einem Bericht der Märkischen Allgemeinen Strafanzeige erstattet.

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Klausuren im Schuldrecht sind kein Vergnügen. Alles etwas wischi-waschi, viele Wertungsfragen, Analogiemöglichkeiten, Verweisungen, am Ende noch ein Bearbeitervermerk, demzufolge man sämtliche in Frage kommenden Ansprüche prüfen soll. Das kann einem an sich schon die Laune verhageln. Eine Studentin aus Potsdam fühlte sich aber vor allem durch den Sachverhalt übervorteilt: Das rechtliche Hauptproblem sei in der Vorlesung nur am Rande behandelt und für die Klausur sogar ausgeschlossen worden. Und weil man sich als künftige Juristin gleichermaßen streitbar und höflich zeigen muss, verweigerte die Studentin zwar die Bearbeitung, sprach dem Professor und dessen Kollegen aber dennoch ihre Dankbarkeit aus. Das klingt dann nach einem Bericht der Märkischen Allgemeinen so: "Ich möchte mich hiermit bei Ihnen bedanken, dass Sie mich so sehr in den Arsch gefickt haben."

"Falls wir uns in einem Puff wiedersehen, wissen Sie warum"

Und damit nicht genug. Denn obwohl sie angesichts der Schwierigkeiten bei der Klausurbearbeitung Zweifel an einer juristischen Tätigkeit beschlichen, wollte die Studentin ihren akademischen Ziehvater dennoch wissen lassen, dass er für ihre künftige Karriere prägend sei. Schließlich treibe er sie in die Prostitution, weil sie sonst nichts anderes könne und sich ein Studium nicht mehr leisten könne, da Anfang September ihr Anspruch auf BAföG wegfalle. Die weitsichtige Verfasserin wollte auch nicht ausschließen, dass sich ihre Pfade in der Zukunft noch einmal kreuzen würden: "Falls wir uns dann in irgendeinem Puff wiedersehen, wissen Sie warum."

Ein bisschen wie Brüderle, nur eben ganz anders

Der von so viel Verbindlichkeit offenbar überforderte Professor reagierte ungehalten, sieht sich gar als Opfer einer sexuellen Beleidigung und zieht Parallelen zum Fall von Rainer Brüderle. Wenn auch mit umgekehrten Geschlechterrollen. Und Machtverhältnissen. Und Lebensalter. Und eigentlich auch allem anderen. Trotzdem: Derartige Äußerungen seien gegenüber Frauen gänzlich inakzeptabel, und müssten es also auch gegenüber Männern sein. Mit der Prüfung dieser Rechtsansicht ist inzwischen die Staatsanwaltschaft Potsdam befasst, bei der Strafanzeige eingegangen ist. Die inhaltlichen Vorwürfe weisen der angegriffene Professor und sein Kollege übrigens zurück. Die Probleme der Klausur seien durchaus während des Semesters behandelt, entsprechende Lösungen sogar ins Internet gestellt worden. Wenn die Studentin die Klausur dennoch als ungerecht empfunden habe, hätte sie den Weg einer Remonstration wählen können. Immerhin: Der Professor hat laut MAZ erklärt, er würde eine persönliche Entschuldigung akzeptieren, und dann auch seinen Strafantrag zurückziehen.

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