Lara Emily Lekutat
Tipps fürs Jurastudium auf Instagram und TikTok

"Nicht auf die Idee kommen, Schlaf zu redu­zieren"

Interview von Pauline Dietrich, LL.M.2025 M09 5, Lesedauer: 7 Minuten

Mit möglichst wenig Lernaufwand zu guten Noten kommen – das ist die Strategie von Influencerin Lara Emily Lekutat fürs Jurastudium. Über ihre Lerntipps, No Gos und den Umgang mit Druck und Zweifeln spricht sie im Interview.

LTO: Sie sind Jurastudentin im vierten Semester an der Humboldt Uni in Berlin – und laut einem aktuellen Reel von Ihnen auf Instagram der Meinung, dass das Jurastudium "ein Witz" sei, sollten Sie alle Klausuren der aktuellen Klausurenphase bestehen. Wie meinen Sie das?

Lara Emily Lekutat: (lacht) Sie ahnen ja gar nicht, wie oft ich auf diesen Post angesprochen wurde. Ich weiß, die Aussage klingt schon ganz schön überheblich. Aber mir war es wichtig, gerade Studienanfänger – wie ich es vor kurzem ja auch noch war – die Angst zu nehmen und zu zeigen: Auch wenn das Jurastudium herausfordernd ist, kann man Wege finden, gut damit umzugehen. Der große Druck und die hohen Erwartungen führen bei vielen zu Stressreaktionen, die krank machen können. Deshalb habe ich versucht, einen positiveren Zugang zu vermitteln.

In meinem Video habe ich bewusst einen provokanten Einstieg gewählt. Viele haben auf Social Media vor allem diese Aussage wahrgenommen und genau so funktionieren soziale Medien: Mit einem zugespitzten Einstieg erreicht man die Menschen emotional. Gemeint war natürlich nicht, dass das Jurastudium insgesamt ein Witz sei. Sondern, dass man es mit den richtigen Methoden und einem gesunden Ausgleich deutlich angenehmer gestalten kann. 

Was sind denn positive Seiten des Jurastudiums?

Das Jurastudium wird oft als "trocken" dargestellt. Natürlich geht man nicht wie im Medizinstudium regelmäßig zu Patienten in die Klinik, sondern sitzt primär am Schreibtisch. Allerdings habe ich doch den Eindruck, dass wir ganz viel lernen, was realitätsnah ist – allein der Vertragsschluss im Zivilrecht. Außerdem kann man schon während des Studiums mit Praktika und Moot Courts in die Praxis eintauchen. 

Außerdem kommt mir die große Flexibilität wirklich gelegen. An der HU haben wir keine Anwesenheitspflicht und wenig Gruppenarbeiten oder feste Termine, an denen man erscheinen muss. Man kann sehr selbstständig lernen. Das kann manchmal herausfordernd sein, hat aber auch Vorteile: Jeder kann sich den Lernrhythmus aussuchen, der gerade passt und das Studium mit dem eigenen Leben verbinden. So habe auch ich die Möglichkeit, nebenher meinen Social-Media-Aktivitäten nachzugehen und Projekte umzusetzen, was ohne diese Freiheit gar nicht möglich wäre.

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"Mit weniger Stress und Angst gute Ergebnisse erzielen"

Sie teilen auf Instagram und TikTok "healthy study content" – was ist das?

Wenn man Study Content teilt, dann teilt man Lernmethoden. Ich selbst habe damit schon während der Schulzeit angefangen, weil ich gesehen habe, dass das kaum jemand macht – obwohl Lernen uns alle betrifft. Und es ist ein Thema, das mit vielen Unsicherheiten, Herausforderungen und Konflikten einhergeht. Mit Beginn meines Studiums kamen dann Lernmethoden für die Jurastudierenden dazu. 

Im Laufe der Zeit haben auch andere Personen auf Social Media in dem Bereich angefangen. Aber häufig ging das dann in die Richtung, dass diese Personen viel Druck ausgeübt haben, indem sie Lernen mit Erschöpfung und großem Zeitaufwand verbunden haben. Meine Erfahrung aus dem Abitur sah anders aus. Ich möchte deshalb zeigen, dass man auch mit weniger Stress und Angst dennoch gute Ergebnisse erzielen kann.

Deswegen habe ich angefangen, Lernmethoden zu teilen, mit denen man leichter lernt. Ich teile also Strategien für Produktivität und positive Lernerfahrungen. Damit man auch genug Zeit für andere Dinge hat – und damit mental und körperlich gesund bleibt, also "healthy".

Nennen Sie bitte drei ultimative Lerntipps für das Jurastudium.

Erstens: Active Recall. Viele lesen den Stoff immer wieder durch, aber passives Lernen bleibt oft nicht wirklich hängen. Hilfreicher ist es, sich selbst abzufragen und das Gelernte aktiv ins Gedächtnis zurückzuholen. Juristen kennen das schon: Karteikarten durchgehen und Fälle lösen.

Zweitens: Die Prüfungssituation üben. Im Fall von Juraklausuren also unter Zeitdruck Probeklausuren schreiben – und vor mündlichen Prüfungen entsprechend mündlich üben. Antworten zu einer Frage immer nur aufzuschreiben, statt laut auszusprechen kann dazu führen, dass man in der Prüfung die nötige Transferleistung nicht erbringen und die richtige Antwort mündlich nicht abrufen kann.

Drittens: Regelmäßige Wiederholung. Da kann man sich an der sogenannten Vergessenskurve ausrichten, die zeigt, wann Menschen Gelerntes wieder vergessen. Genau zu diesem Zeitpunkt bietet es sich an, einen Inhalt zu wiederholen. 

"Nicht davon einschüchtern lassen, was die anderen machen"

Und jetzt bitte drei ultimative No-Gos beim Lernen für das Jurastudium.

Erstens: Das Handy ständig in der Nähe haben. Zumindest sollte es auf "Nicht stören" stehen oder der Bildschirm nach unten zeigen, damit man nicht von aufleuchtenden Nachrichten abgelenkt wird.

Zweitens: Nicht davon einschüchtern lassen, was die anderen machen. Das ist mir auch früher schwergefallen. Zum Beispiel gehen viele meiner Kommilitonen ausschließlich in die Bibliothek zum Lernen – für mich ist das nichts. Es stresst mich, wenn ich dort in der akuten Klausurenphase Leute sehe, die irgendwelche Urteile nachlesen, von denen ich noch nie gehört habe. Ich lerne in dieser Phase lieber zu Hause, bei Freunden oder auch mal in einem Café. Das sieht zwar auf den ersten Blick nicht nach Arbeit aus, ist erstaunlicherweise aber häufig effektiver.

Drittens: Nicht die Basics vernachlässigen. Man sollte nicht auf die Idee kommen, seinen Schlaf zu reduzieren, keinen Sport mehr zu machen, Freundschaften zu vernachlässigen. Wenn man nämlich ein gutes Fundament im Leben hat, dann sind auch die Weichen für produktives Lernen gestellt. 

Sie haben auch ein Buch über das Lernen fürs Abitur geschrieben. Was ist der größte Unterschied zwischen Lernen für die Schule und Lernen für das Jurastudium?

Ein wichtiger Unterschied liegt in der Art, wie man das Gelernte anwendet. In der Schule kommt man oft noch gut mit Auswendiglernen zurecht. Im Jurastudium habe ich gemerkt, dass es stärker um die Anwendung auf konkrete Fälle im Gutachtenstil geht. Reines Auswendiglernen reicht da nicht – man muss üben, das Wissen wirklich auf neue Situationen zu übertragen.

Nutzen Sie KI fürs Lernen?

Teilweise, denn ich glaube, dass KI die Zukunft ist. Ich habe aber leider das Gefühl, dass KI bei juristischen Themen noch nicht wirklich gut ist, weil spezielles Fachwissen nicht automatisch im allgemeinen Weltwissen der KI-Trainingsdaten enthalten ist Wenn man zum Beispiel ChatGPT fragt, ob es den Herausgabeanspruch erklären kann, dann kommt ziemlich viel Falsches heraus. Aber zur Erledigung von Organisationsaufgaben, die mir wiederum das Lernen erleichtern, nutze ich KI sehr gerne, zum Beispiel bei der Erstellung eines Lernplans.

Wie sind denn Ihre Noten im Studium?

Ich bin mit meinen Leistungen zufrieden und freue mich, dass sie mir zum Beispiel die Möglichkeit eröffnet haben, meinen Schwerpunkt im Ausland zu machen. 

"Druck und Zweifel sind ganz natürliche Dinge"

Sie wirken sehr selbstbewusst und als wüssten Sie immer genau, was Sie tun. Verspüren Sie nie Druck oder Zweifel?

Doch. Druck und Zweifel sind ganz natürliche Dinge, die sicherlich jeder mal verspürt. Ich habe für mich gemerkt, dass Druck sehr unterschiedlich wirken kann: Manchmal ist er sogar anspornend und hilft, Leistung abzurufen. Oft ist er aber auch dysfunktional und blockiert eher. Dann ist es wichtig, eigene kleine Strategien zu haben, um besser damit umgehen zu können – und das klappt mal mehr, mal weniger gut.

Was ist Ihre beste Methode gegen Stress?

Für mich ist es vor allem wichtig, den Überblick zu behalten: gutes Zeitmanagement und klare Prioritäten. In der Klausurenphase heißt das ganz konkret, dass andere Projekte für eine Weile zurückstehen. Wenn ich das im Kalender sichtbar mache, fällt es mir leichter, den Kopf frei zu haben und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Haben Sie nie bereut, sich für das Jurastudium entschieden zu haben?

Nein, bisher nie. Grundstudium und Hauptstudium haben mir im Großen und Ganzen Spaß gemacht. Jetzt werde ich erst einmal ein Jahr im Rahmen meines Schwerpunkts "Internationales Recht" nach Genf gehen – darauf freue ich mich riesig.

Kannst du den psychischen Druck, den viele Jurastudierende verspüren, nicht nachvollziehen? 

Doch auf jeden Fall. Man studiert eben im Vergleich zu anderen Studiengängen sehr lange, bis man mit dem Ersten Staatsexamen etwas in der Hand hält – davor hat man keine formale Qualifikation. Das macht natürlich Druck, vor allem, weil die entscheidende Prüfung erst ganz am Ende steht. In anderen Studiengängen gibt es oft schon früher große Filterprüfungen, während man in Jura jahrelang lernt und erst am Schluss sieht, ob es gereicht hat. Umso mehr schätze ich, dass es an der HU den integrierten Bachelor gibt. Der nimmt viel Druck weg.

"Das Jurastudium sollte weiter digitalisiert werden"

Sehen Sie sonst noch Reformbedarf im Jurastudium?

Ja, denn meine Handschrift ist nicht die beste und wir müssen alle Klausuren noch per Hand schreiben und das Erste Examen auch. Ich habe schon Bedenken, dass es die Korrektoren beeinflusst, wenn die Schrift schlecht ist. Das Jurastudium sollte auch deswegen meiner Meinung nach weiter digitalisiert werden. 

Sie sind noch nicht in der Examensvorbereitung. Haben Sie schon einen Plan, wie Sie diese angehen werden?

Vermutlich werde ich in ein kommerzielles Repetitorium gehen und außerdem wieder viel Zeit in Cafés verbringen. 

Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach dem Examen?

Ich möchte auf jeden Fall das Referendariat machen, um Volljuristin zu werden. Und gerade, weil ich viel im Medienbereich zu tun habe, interessiert mich auch der Bereich Medien- und Urheberrecht. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich später in dieser Richtung spezialisieren werde.

Vielen Dank für das Gespräch!

Lara Emily Lekutat studiert Jura an der Humboldt Universität in Berlin. Als @laraemilyofficial bereitet sie auf Instagram, TikTok und YouTube für Schüler:innen und Studierende Lernmethoden auf und gibt Einblicke in ihren Alltag als Jurastudentin. Lekutat ist außerdem Autorin des Spiegel-Bestsellers "Bestnoten ohne Stress" sowie Host des Podcasts "Gut genug".

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