BRF-Umfrage zum Jurastudium

Her mit dem Bachelor!

von Pauline DietrichLesedauer: 3 Minuten

Die Reform des Jurastudiums dürfte endlich mal kommen, finden viele, die Jura studiert haben. Das ergibt eine große Absolventenumfrage des BRF. Vor allem einen integrierten Bachelorabschluss halten die meisten für mehr als zeitgemäß.

Ein bundesweit harmonisiertes Schwerpunktbereichsstudium, die Einführung des E-Examens und ein integrierter Bachelorabschlusses – vor allem das wünschen sich diejenigen nachträglich, die das erste juristische Staatsexamen durchgemacht haben. Zu diesem Ergebnis kommt die inzwischen vierte bundesweite Absolvent:innenbefragung des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V. (BRF). Über das Jahr 2020 hat der Verband 1.680 (ehemalige) Jurastudierende, die zu diesem Zeitpunkt wenigstens den staatlichen Teil des ersten Examens absolviert hatten, zu ihren Eindrücken vom Jurastudium befragt. Ziel der Befragung ist es laut BRF-Abschlussbericht, der LTO vorab vorliegt, den (ehemals) Studierenden eine Stimme zu verleihen - insbesondere in Bereichen der juristischen Ausbildung, denen seit Längerem Reformbedarf bescheinigt wird.

So hat die Befragung zum einen ergeben, dass in der Debatte rund um das Schwerpunktbereichtsstudium rund Dreiviertel der Befragten dessen Erhalt befürworten. In der Politik gibt es Bestrebungen, den Schwerpunkt abzuschaffen oder signifikant zu entkräften. Der Schwerpunkt biete eine Möglichkeit, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die einem persönlich interessant erscheinen, was die Mehrheit der Beragten besonders zu schätzen weiß, wie es im BRF-Bericht heißt. Außerdem sei es meist die einzige Möglichkeit, im Jurastudium wissenschaftlich zu arbeiten.

Es gibt aber auch Gegenstimmen: Rund ein Fünftel der Befragten empfindet der Studie zufolge das Schwerpunktbereichsstudium als zusätzliche Belastung. Insbesondere die Bewertung sei intransparent und ein Vergleich mit den Abschlüssen anderer Universitäten, die ein Jurastudium anbieten, nicht möglich. Auch die Befragten, die sich für den Erhalt des Schwerpunkts aussprechen, teilen diese Kritik. So ist nicht verwunderlich, dass sich die allermeisten Befragten auch für die bundesweite Harmonisierung des Schwerpunktbereichsstudiums aussprechen.

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Integrierter Bachelor könnte Druck senken

Ebenfalls für äußerst sinnvoll halten die meisten Befragten die Einführung des E-Examens. Die Argumente, denen die Befragten am häufigsten zugestimmt haben: Das E-Examen könne die Fairness in der Klausurbewertung steigern, wenn es nicht mehr zu Diskriminierungen wegen des Schriftbilds käme. Allerdings sollte immer noch die Wahl zwischen handschriftlicher und elektronischer Klausurbearbeitung bestehen, finden sie auch. Für kritisch erachten sie, dass sich die Tippgeschwindigkeit der Prüflinge in der Endnote niederschlagen könnte.

Großen Zuspruch unter den Befragten fand auch die Einführung eines in das Studium integrierten Abschlusses. So würden es mehr als vier Fünftel - und damit mehr als noch im Vorjahr - begrüßen, wenn nach bestimmten erbrachten Prüfungsleistungen im Studium ein Bachelor of Laws verliehen würde. Das bieten in Deutschland bisher nur wenige Universitäten an, obwohl das Gros der Befragten der Überzeugung ist, schon mit einem Bachelorabschluss eine Qualifikation für eine internationale Karriere erwerben zu können.

Ein weiteres Hauptargument, dem die ganz überwiegende Mehrheit zustimmte: Ein Bachelorabschluss könne den Prüfungsdruck bei der Vorbereitung auf das erste Staatsexamen deutlich reduzieren, schließlich hätte man dann auch bei Nichtbestehen einen Abschluss in der Tasche.

Dass der Prüfungsdruck ein enormes Problem ist, zeigen die Antworten der Befragten ebenfalls deutlich. Auf einer Skala von eins bis zehn haben mehr als die Hälfte der Befragten den höchstmöglichen Wert angegeben. Den Befragten zufolge ist es besonders belastend, dass keine der im Studium erbrachten Leistungen in die Examensnote einfließt und daher nur die Leistungsfähigkeit weniger Wochen in den Studienabschluss miteinfließt. Auch Repetitorien und Dozenten trügen nicht selten dazu bei, dass der Druck steige: Schließlich würden auch sie immer wieder die Schwierigkeiten des Examens betonen.

Ob sie es für überraschend hielten, dass Leute nach dem Jurastudium an einer psychischen Erkrankung leiden, verneinte die Mehrheit der Befragten ebenso.

Die detaillierten Umfrageergebnisse wird der BRF im Laufe des kommenden Freitags hier veröffentlichen.

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