Platz 2, "Die Zeugin der Anklage": Wenn Regiegtitan Billy Wilder, Kriminalexpertin Agatha Christie und Stil-Ikone Marlene Dietrich in einem Film zusammenfinden, kann dabei eigentlich nur ein Meisterwerk herauskomen, richtig? Richtig. Die "Zeugin der Anklage" spult ihre 113 Minuten Laufzeit nach heutigen Maßstäben zwar eher gemächlich ab: Statt Verfolgungsjagden und schneller Schnitte gibt es Beratungen, Verhandlungen, Kreuzverhöre. Man merkt der Handlung an, dass sie ehemals für die Theaterbühne konzipiert war. Langsamkeit hat in diesem Fall jedoch rein gar nichts mit Langeweile zu tun. Im Gegenteil zieht die Geschichte um den Londoner Starverteidiger Sir Wilfrid Robarts (brilliant gespielt von Charles Laughton), der die vermeintlich aussichtslose Verteidigung eines wegen Mordes angeklagten Handelsvertreters übernommen hat, den Zuschauer mit intelligenten Dialogen und subtilem Spannungsaufbau von der ersten Minute an in ihren Bann. Robarts, von der Unschuld seines Mandanten überzeugt, kämpft mit Finesse und Spürsinn gegen dessen drohende Hinrichtung, aber die Aussagen mehrerer Belastungszeugen, besonders die der ehemaligen Frau des Angeklagten, scheinen so wasserdicht, dass dem Verteidiger nur noch ein Wunder helfen kann. Doch nicht jedes Wunder ist auch ein Segen... (Bild: Screenshot, Youtube)