Jura ohne Studium? Kim Kardashian zeigt, wie's geht
Dass Kim Kardashian Reality-TV-Star, Unternehmerin und Mutter von vier Kindern ist, weiß fast jeder. Doch seit einigen Jahren verfolgt sie ein vielleicht überraschendes Ziel: den juristischen Berufsweg. Jetzt, nach sechs Jahren intensiver Ausbildung, hat Kardashian ihr juristisches Ausbildungsprogramm in Kalifornien erfolgreich abgeschlossen – ein Meilenstein, der auch die Frage aufwirft: Was genau hat sie eigentlich gemacht, und wie unterscheidet sich ihr Weg von der juristischen Ausbildung in Deutschland?
Kalifornien vs. Deutschland: Zwei Welten, zwei Wege ins Jurastudium
Wenn man an eine juristische Ausbildung denkt, hat wohl jeder sein Bild vor Augen – viele gestresste Studierende, die sich in Bibliotheken durch endlose Gesetzestexte kämpfen, oder Anwälte, die nach Jahren der Ausbildung endlich vor Gericht stehen. Doch wie Kim Kardashian zeigt, ist nicht jeder Weg in den juristischen Beruf in den USA gleich – und in Deutschland gelten ganz andere Regeln.
In Kalifornien gibt es das sogenannte Law Office Study Program (LOSP), das Kardashian gewählt hat. Statt direkt an einer Uni zu studieren, verbringt man hier seine Ausbildungszeit in einer Anwaltskanzlei, lernt on the job – also learning by doing. Dazu gibt es begleitende Studienkurse, nur eben ohne ein klassisches Jurastudium an einer Hochschule abzuschließen. Das Programm dauert in der Regel vier Jahre, in denen mindestens 18 Stunden pro Woche praxisnah gearbeitet wird. Klingt bequem? Nur auf den ersten Blick. Wer sich für das LOSP entscheidet, verzichtet zwar auf das klassische Jurastudium, bekommt aber dafür eine extrem harte Prüfung vorgelegt: die berüchtigte "Baby Bar" und das finale, allerdings für alle Jurastudenten zwingende, Bar Exam.
Im krassen Gegensatz dazu steht das deutsche System, in dem der akademische Weg unumgänglich ist: Man schreibt sich an einer Universität für ein Vollzeitstudium ein, das sich über vier bis fünf Jahre erstreckt. Dort lernt man fast ausschließlich Theorie. Praxis findet erst viel später statt – im Referendariat, der zweijährigen praktischen Ausbildung nach dem Studium.
Die Baby Bar – Kaliforniens gefürchtete Zwischenprüfung
Kardashians LOSP startet nicht nur mit Praxis, sondern mit einem Prüfungsmonster: der Baby Bar. Sie ist gewissermaßen der Türsteher des Law Office Study Program: Wer sie nicht besteht, darf zwar vorerst weitermachen, doch die Jahre nach dem ersten Ausbildungsjahr werden erst dann anerkannt, wenn die Prüfung bestanden wurde. Inhaltlich verlangt sie solides Grundlagenwissen in Vertragsrecht, Deliktsrecht und Strafrecht. Geprüft wird schriftlich – in vier Essays und 100 Multiple-Choice-Fragen. Die Baby Bar findet zweimal im Jahr statt und gilt als durchaus anspruchsvoll. Im Oktober 2024 meisterten weniger als 30 Prozent aller Teilnehmer die Baby Bar. Kim selbst hat vier Anläufe gebraucht um die Baby-Bar-Hürde zu überwinden.
Und in Deutschland? Auch hier gibt es eine Zwischenprüfung – allerdings ist sie integraler Bestandteil des universitären Jurastudiums und hat keine vergleichbare Filterfunktion. Sie besteht aus mehreren Prüfungen, oft Hausarbeiten oder Klausuren, die meist in den ersten drei bis vier Semestern abgelegt werden. Zwar kann man durch sie im Extremfall auch durchfallen, in der Regel liegt der Fokus jedoch stärker auf dem Bestehen als auf dem Aussortieren. Eine gesonderte staatliche Zwischenprüfung – wie die Baby Bar – gibt es nicht.
Die erste große Prüfung folgt stattdessen nach dem Studium: das Erste Staatsexamen. Es ist gleichzeitig Abschluss der universitären Phase und Voraussetzung für den Eintritt ins Rechtsreferendariat. Anders als in Kalifornien sind die Versuche hier begrenzt. In den meisten Bundesländern darf man die Prüfung regulär zweimal ablegen – ein dritter Versuch ist nur als sogenannter "Freischuss" möglich, wenn man innerhalb einer bestimmten Regelstudienzeit antritt. Das erste Staatsexamen ist eine Mammutaufgabe: In der Regel schreibt man innerhalb von etwa zwei Wochen mehrere schriftliche Klausuren mit jeweils bis zu fünf Stunden Bearbeitungszeit in den Rechtsgebieten Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Daran schließt eine mündliche Prüfung an, die meist mehrere Stunden dauert und bei der man sich auf eine Vielzahl von rechtlichen Fragestellungen vorbereiten muss.
Die Baby Bar ist also eher eine Art "Qualitätssicherung" früh im kalifornischen Programm, während das deutsche erste Staatsexamen eine umfassende Zusammenfassung des gesamten juristischen Wissensstandes darstellt.
Lernen im Büro vs. Vorlesungssaal
Das LOSP, das Kardashian absolvierte, ist durch und durch praxisorientiert. Statt stundenlang in Hörsälen zu sitzen, arbeitet man in einer Anwaltskanzlei mit, analysiert echte Fälle, bekommt Mandantenkontakt und lernt vom Mentor direkt. Neben ihrem juristischen Weg ist Kim Kardashian vor allem als Unternehmerin höchst erfolgreich. Laut Forbes wird ihr Vermögen auf rund 1,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Sie gründete mehrere Unternehmen, darunter die Kosmetikmarke KKW Beauty und die Shapewear-Linie Skims, die weltweit große Erfolge feiern. Für Kim bietet dieses Modell also die Flexibilität, Praxis und Beruf mit ihrem Familienleben und Unternehmerinnendasen zu verbinden.
Ganz anders der deutsche Weg. Das Jurastudium ist eine akademische Herausforderung: Man liest Gesetzestexte, analysiert Musterfälle und besucht Vorlesungen. Zwar gibt es Pflichtpraktika, die auch Jurastudenten während ihrer universitären Ausbildung absolvieren müssen. Wohl niemand würde aber widersprechen wenn man sagen würde, dass die eigentliche Praxislehre erst später kommt: im sogenannten Referendariat. Dieses dauert in der Regel zwei Jahre und beinhaltet Pflichtstationen bei Gerichten, der Staatsanwaltschaft, einer Verwaltungsbehörde und einer Anwaltskanzlei.
Das große Finale: Bar Exam und zweites Staatsexamen
Nach der Baby Bar und dem Abschluss ihres LOSP muss Kim nun das Bar Exam absolvieren – die Abschlussprüfung, die darüber entscheidet, ob sie in Kalifornien als Anwältin praktizieren darf. Diese Prüfung dauert mehrere Tage, ist anspruchsvoll, umfasst schriftliche Essays, Multiple-Choice-Tests und praktische Aufgaben, die die Anwendung des Rechts auf fiktive Fallkonstellationen prüfen. Meistert Kim diese Prüfung, so tritt sie in die Fußstapfen ihres Vaters Robert Kardashian. Dieser war selbst Anwalt und wurde vor allem durch seine Rolle im berühmt-berüchtigten O.J. Simpson-Prozess Anfang der 1990er Jahre bekannt, in dem er als Mitglied des Verteidigerteams eine zentrale Figur war.
In Deutschland entspricht dieser Abschluss dem zweiten Staatsexamen, das den krönenden Abschluss des Referendariats bildet. Auch diese Prüfung ist umfangreich und findet sowohl schriftlich als auch mündlich statt. Sie prüft vor allem die praktische Anwendungsfähigkeit des angehenden Juristen und gilt als eines der schwierigsten Examina überhaupt.
Die beiden Abschlüsse, Bar Exam und zweites Staatsexamen, sind somit vergleichbar in ihrer Funktion, unterscheiden sich aber im Ablauf und Rahmen.
Zwei Wege, ein Ziel
Kalifornien erlaubt, dass man ohne klassischen Uniabschluss Anwältin werden kann, aber nur, wenn man sich durch das LOSP und die Baby Bar kämpft. Kim Kardashians Weg ins kalifornische Anwaltsleben ist also ein Paradebeispiel dafür, dass auch alternative Ausbildungswege möglich sind.
Deutschland hingegen setzt auf einen langen, geregelten und akademisch geprägten Weg, bei dem kein Schritt übersprungen werden kann. Das duale System aus Jura-Studium und Referendariat gilt hierzulande als goldener Standard für die Qualitätssicherung.
Wer also glaubt, "Juristin werden geht auch easy ohne Uni" – den belehrt Kim Kardashian eines Besseren. Ihr Beispiel zeigt, dass es zwar Wege abseits des Mainstreams gibt, diese aber keinesfalls leicht sind.
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