NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach
NRW-Justizminister lässt nachforschen

Warum fallen viel mehr weib­liche als männ­liche Exa­mens­prüf­linge durch?

2025 M06 2, Lesedauer: 2 Minuten

Nordrhein-Westfalen lässt als erstes Bundesland untersuchen, warum Frauen im ersten Examen signifikant schlechter abschneiden als Männer. Die Erkenntnisse sollen die Chancengleichheit gewährleisten und gegen den Nachwuchsmangel helfen.

Warum schneiden Frauen in der staatlichen Pflichtfachprüfung im Jurastudium deutlich schlechter ab als Männer? Dieser Frage geht ab jetzt ein bundesweit bisher einzigartiges Forschungsprojekt nach, das das Justizministerium Nordrhein-Westfalen (NRW) gemeinsam mit einem Team der Universität zu Köln und Gesellschaftsforschern von Econtribute ins Leben gerufen hat.

"Ich verspreche mir von diesem bundesweit einzigartigen Forschungsprojekt wertvolle Erkenntnisse darüber, ob zur Sicherung der Chancengleichheit der Geschlechter Veränderungen in Studium oder Prüfung angezeigt sind. Die statistischen Unterschiede beschäftigen mich schon lange. Es ist an der Zeit, Spekulationen durch wissenschaftliche Erkenntnisse zu ersetzen", erklärte NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach zum Start der Studie.

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Geschlechterunterschiede im ersten Examen schon länger bekannt

Hintergrund dafür sind die in mehreren Bundesländern auffälligen Ergebnisunterschiede von Männern und Frauen im ersten Examen. So lag die die Nichtbestehensquote in NRW bei weiblichen Prüflingen 2023 bei satten 34,23 Prozent, bei männlichen Prüflingen hingegen nur bei 22,32 Prozent. Auch bei den Prädikatsexamina zeigt sich ein Ungleichgewicht: Nur 16,05 Prozent der Frauen, aber 26,74 Prozent der Männer erreichten ein "vollbefriedigend" oder besser.

Jüngst hatten diese Entwicklung Prof. Dr. Jörn Griebel und Prof. Dr. Roland Schlimmel in ihrem Gastbeitrag für LTO unterstrichen. Sie weiche deutlich von dem allgemeinen Bildungstrend ab: "Im Abitur und anderen Studiengängen schneiden Frauen besser ab als Männer. Nur in der juristischen Pflichtfachprüfung ist das deutlich anders." Demnach fallen in anderen Fächern Frauen im Vergleich zu Männern nur etwa halb so oft durch.

Attraktives Jurastudium als Mittel gegen den Nachwuchsmangel

Das Forschungsteam plant, rund 2.000 Studierende, Prüflinge, Absolventinnen und Absolventen zu befragen und zusätzlich anonymisierte Prüfungsdaten auszuwerten. Dabei sollen unter anderem Lernverhalten, Prüfungserfahrungen, Prüfungsvorbereitung und mögliche Bewertungsunterschiede untersucht werden.

Das Forschungsprojekt wird dabei auch auf ein weiteres drängendes Problemfeld einzahlen: den zunehmenden juristischen Nachwuchsmangel.

NRW hat wie viele andere Bundesländer mit diesem sehr zu kämpfen. Weil kein Geld da ist, musste das Land beim Referendariat kürzen, Richter sollen überlastete Staatsanwälte unterstützen und die Zustände an den Gerichten und Staatsanwaltschaften schrecken den Nachwuchs ab.

Im Vergleich dazu sind Jurastudienplätze günstig, weil die Rechtswissenschaften ein Massenstudium sind. Dieses attraktiv und fair zu gestalten, könnte ein Mittel für die Länder sein, gegen den Nachwuchsmangel anzukämpfen.

ail/LTO-Redaktion

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Examen

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