Jurastudentin Greta Heimann während ihrer Performance bei "the Voice of Germany"
Jurastudentin macht bei "The Voice" mit

"Keiner wird davon glück­lich, den ganzen Tag am Sch­reib­tisch zu sitzen und Jura zu machen"

Interview von Paula Zengerle2025 M10 16, Lesedauer: 5 Minuten

Greta Heimann studiert Jura – und könnte "The Voice of Germany" werden. Im Interview erzählt sie, wie sie zum Singen kam und wie sie Lernen, Singen und das Klavierspielen unter einen Hut bringt. 

LTO: Du studierst Jura in Halle, willst jetzt aber erstmal "The Voice of Germany" werden. Wie kam es, dass du dich dort beworben hast? 

Greta Heimann: Schon mein ganzes Leben lang begleitet mich die Musik. Mit vier Jahren begann ich, Cello zu spielen, später brachte ich mir selbst das Klavierspielen bei. Meine Familie ist sehr musikalisch – das hat mich von klein auf geprägt. Damals war es mein großer Traum, Musik auf Lehramt zu studieren. Doch durch eine Überbelastung habe ich mir leider eine Handverletzung zugezogen, sodass ich kein Cello mehr spielen konnte. Lehrerin konnte ich nicht mehr werden, aber von der Musik konnte und wollte ich mich nie trennen.

Irgendwann habe ich angefangen, kleinere Gigs zu spielen und mich schließlich bei "The Voice Kids" beworben – leider ohne Erfolg. Ich wollte mich davon aber nicht entmutigen lassen und es jetzt, wo ich älter und musikalisch erfahrener bin, nochmal bei "den Großen" versuchen – mehr als eine Absage konnte ich ja nicht bekommen. Tatsächlich habe ich niemandem von meiner Bewerbung erzählt. Als dann feststand, dass ich dabei bin, konnte ich einfach sagen, dass ich es geschafft habe.

Wie kommt ein so musikalischer Mensch wie du dazu, Jura zu studieren? 

Als mein Berufswunsch von der Musiklehrerin damals geplatzt ist, musste ich mir Gedanken machen, was ich stattdessen machen könnte. Ich habe schon immer gerne die Nachrichten gehört und Serien wie "How to get away with murder" angeschaut. Mein Vater hat mich darin bekräftigt, dass Jura das richtige Studium für mich sein könnte, weil ich gerne und viel rede und Menschen und Sachverhalte analysiere. Ich bin sehr froh, dass ich auf seine Einschätzung vertraut habe. Jura ist ein schöner Ausgleich zur Musik. Ich glaube, wenn ich hauptberuflich nur Musik machen würde, hätte ich die Leidenschaft daran verloren. 

Anzeige

"Ich bin keine Vorzeige-Jurastudentin" 

Wie schaffst du es, Vorlesungen, Klausuren und Musik unter einen Hut zu bringen? 

Ich bin tatsächlich keine Vorzeige-Jurastudentin. Am Anfang lief es noch gut, aber im dritten Semester habe ich keine einzige Klausur mitgeschrieben. Wegen Schuldrecht hatte ich sogar eine kleine existenzielle Krise. Irgendwann habe ich mir gedacht, dass ich mit dem Studium aufhöre, wenn ich die Klausur nicht bestehe. Am Ende habe ich dann doch bestanden und bin auch sehr froh darüber. Eigentlich macht mir Jura ja Spaß. 

Aber Prioritätensetzen ist wichtig. Mir ist es nie schwergefallen, mehrere Dinge auf einmal zu machen. An vielen Tagen bin ich vormittags an der Uni und gehe dann noch in die Bibliothek. Danach gehe ich zur Arbeit und liefere Medikamente für eine Apotheke aus. Spätabends – nicht selten auch noch um 22 Uhr – setze ich mir meine Kopfhörer auf und singe leise in meiner Wohnung. Das kann auch stressig werden – aber irgendwie funktioniert es. Das Wichtigste ist, dass man bei allem Spaß hat und den habe ich. 

Greta mit Nico Santos. Foto: JOYN/Claudius Pflug.

"Feingefühl aus der Musik hilft mir bei der Sachverhaltsanalyse" 

Gibt es Fähigkeiten aus der Musik, die dir auch im Jurastudium helfen? Oder andersherum: Bringt dir Jura auch etwas für deine musikalische Entwicklung? 

Auf jeden Fall. Man muss bei beidem dranbleiben. Weder darf man sich durch eine verhauene Klausur entmutigen lassen noch darf man die Musik aufgeben, wenn mal ein Auftritt floppt. Außerdem hilft mir das Feingefühl aus der Musik auch bei der Sachverhaltsanalyse. Wenn ich einen Sachverhalt das erste Mal lese, ist das, als würde ich zum ersten Mal ein Lied anhören. Da achte ich auch auf die Melodie, die Gesangsstimme und die Akkorde, die gespielt werden – genauso extrahiere ich dann meinen Sachverhalt in der Juraklausur. Das Gespür fürs Detail hilft mir, ein gutes Gutachten zu schreiben. 

Hast du ein Rechtsgebiet, das dich besonders interessiert?

Ganz klar Strafrecht. Es interessiert mich und es liegt mir auch. Ich habe schon ein Praktikum in der Strafabteilung des Amtsgerichts Pirna gemacht. Wenn ich die Staatsexamina bestehe, würde ich gerne Jugendstrafrichterin werden. Da hätte ich auch etwas den erzieherischen "Lehrkraftaspekt". Jetzt warte ich aber erstmal ab, was mit der Musik passiert. 

"Wen interessiert die Regelstudienzeit, ich bin gerade mal 20" 

Mit "The Voice" ist das Studium im Moment also eher weniger wichtig? 

Es ist nicht weniger wichtig für mich, es ist gleich wichtig. Gleichzeitig sage ich mir selbst, dass ich mir nicht so einen Stress machen muss. Wen interessiert es, ob ich in der Regelstudienzeit bleibe oder nicht? Ich bin gerade mal 20. 

Viele Jurastudierende haben kreative Talente, geben diesen aber keinen richtigen Raum. Was gibt dir das Selbstbewusstsein, beides zu leben: Jura und Musik? 

Ich finde, man muss sich nicht zwischen dem einen oder dem anderen entscheiden. Man sollte auf keinen Fall eine Leidenschaft aufgeben, nur um dem klassischen Juristenbild zu entsprechen. Der Ausgleich ist wichtig. Keiner wird davon glücklich, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen und Jura zu machen.

Wenn du in die Zukunft blickst – sagen wir in zehn Jahren –, siehst du dich eher mit zwei Staatsexamina im Gerichtssaal oder auf der Bühne vor Publikum?  

Mein Traum wäre es, beides zu machen. Ideal wäre eine Teilzeitstelle als Jugendstrafrichterin. Halbtägig bei Gericht, dann bei der Familie zu Hause und abends ein Gig oder ein Minikonzert – am Wochenende vielleicht auch mal ein größeres Konzert.

"Adele ist auf jeden Fall ein Vorbild" 

Hast du ein Vorbild? 

Mein damaliger Strafrechtsprofessor Dr. Uwe Murmann ist mein juristisches Vorbild. Er hat meine Leidenschaft fürs Strafrecht geweckt. Musikalisch finde ich Adele unfassbar – sie ist auf jeden Fall ein Vorbild.

Wie geht es denn jetzt für dich bei "The Voice" weiter?

Jetzt, wo ich mich für das Team von Nico Santos entschieden habe, geht es in die sogenannten Battles. Dort treten die Teammitglieder innerhalb des Teams gegeneinander an – manchmal zu zweit, mal zu dritt. Dann entscheidet Nico, wen er in die nächste Runde mitnehmen möchte. Am 24. Oktober geht es mit den Battles los. 

Viel Erfolg dabei und vielen Dank für das Gespräch! 

Greta Heimann studiert im fünften Semester Jura in Halle. Die 20-Jährige hat schon ihr ganzes Leben lang Musik gemacht, spielt Klavier und ist jetzt Kandidatin bei "The Voice of Germany". 

Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.

Thema:

Beruf

Verwandte Themen:
  • Beruf
  • Studium
  • Interview
  • Karriere

Teilen

Aktuelle Jobs

Ähnliche Artikel

Newsletter