Interview mit Personalberater David Schwab

Diese Fehler bei der Bewer­bung ver­meiden

Interview von Tanja PodolskiLesedauer: 5 Minuten

Die Bewerbung ist die Eintrittskarte in den anvisierten Job. Und einige Fehler führen direkt zum Ende des Verfahrens. Worauf Bewerber unbedingt achten sollten, erzählt Personalberater David Schwab im Interview.

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Tipp: Vor dem Anschreiben anrufen

Herr Schwab, der erste Schritt zum neuen Job sind die Bewerbungsunterlagen. Worauf müssen die Bewerber schon beim Anschreiben achten?

Die Bewerbung besteht klassisch aus drei Blöcken an Unterlagen: dem Anschreiben, dem Lebenslauf und den Anlagen, also den Dokumenten, die den Lebenslauf belegen sollen.

In der Praxis verzichten inzwischen viele Unternehmen auf das Anschreiben. Wenn es aber gefordert wird, dann darf es nicht zu aalglatt werden, es darf nicht beliebig sein und der Bewerber sollte nicht versuchen, jedem zu gefallen. Ein Problem stellt für viele Kandidaten auch die richtige Tonalität dar: Man muss die Sprache des Empfängers treffen, um abzubilden, dass das Anschreiben genau auf den potenziellen Arbeitgeber abgestimmt ist. Häufig ist aber das Anschreiben zu gestelzt oder zu locker. Der richtige Ton ist tatsächlich nicht leicht zu treffen, weil die Kultur des Unternehmens dem Bewerber zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt ist.

Mit dem Anschreiben können sich Bewerber also eher aus dem Verfahren kegeln, als zusätzliche Punkte zu sammeln. Ganz schwierig ist derzeit, wenn Anzeigen in der Du-Form formuliert sind. Dann selbst auch das „Du“ zu verwenden, ist sicher keine gute Idee.

Ich rate ganz generell dazu, vor dem Abschicken einer Bewerbung den zuständigen Ansprechpartner anzurufen. So kann man beispielsweise Rückfragen stellen, ein Gefühl für den gewünschten Stil erhalten und bekommt einen ersten Eindruck.

Tipp: Nicht alles was schön war, muss in den Lebenslauf

Der zweite Block ist der Lebenslauf. Worauf kommt es da an?

Zum Lebenslauf gibt es Unmengen an Empfehlungen, die sich teilweise widersprechen.

Einig ist man sich inzwischen darin, den CV historisch rückwirkend zu schreiben, das Neueste muss nach oben. Auch sollte der Lebenslauf zwei bis maximal drei Seiten nicht überschreiten.

Oft wird die richtige Gewichtung der einzelnen Stationen im Werdegang unterschätzt: Unwichtige Stationen dürfen nicht zu viel Platz einnehmen. Ein Berufseinsteiger etwa kann einzelne Stagen im Referendariat noch nennen, ein Bewerber mit mehr Berufserfahrung sollte darauf aber bitte verzichten– und das gilt nach 15 Jahren Berufserfahrung in einem internationalen Unternehmen auch für die 3-monatige Stage bei der Auslandshandelskammer in New York. So etwas mag noch so großartig gewesen sein, entscheidend ist aber vielmehr, ob die konkrete Zeit für das aktuelle Bewerbungsverfahren und den Stand im Berufsleben relevant ist.

Tipp: Die Dateigröße klein halten

Unklar ist oft auch, welche Zeugnisse Bewerber einreichen sollten. Welchen Umfang können Sie empfehlen?

Die Dokumente müssen vollständig sein, wobei die Dateigröße möglichst klein gehalten werden sollte. Eingereicht werden müssen zweifellos die Examenszeugnisse sowie Dokumente über Doktortitel und den LLM.

Auf einzelne Ausbildungsstationszeugnisse und das Abiturzeugnis kann in aller Regel verzichtet werden. Besser ist es in aller Regel aber, unter die Unterschrift auf dem CV einen Satz zu schreiben, dass weitere Dokumente und Referenzen bei Bedarf gerne nachgereicht werden können. Und um es deutlich zu sagen: Lange Publikationslisten gehören in der freien Wirtschaft eher nicht in den CV. Wenn es unbedingt aufgeführt werden soll, dann vielleicht als Extra Anlage.

Tipp: Bei Anruf cool bleiben

Wenn die Unterlagen überzeugt haben, nimmt der Arbeitgeber Kontakt auf. Wie sollten die Bewerber reagieren?

Kanzleien oder Unternehmen melden sich –abgesehen von der standardisierten Mitteilung über den Eingang der Bewerbung – oft erst nach einiger Zeit per Email oder per Telefon. Erfolgt die Kontaktaufnahme per Email, kann wenig verkehrt laufen.

Anders sieht es aus, wenn die Kanzlei anruft und man gemeinsam versucht, einen Termin zu finden. Der Bewerber sollte sich über den Anruf höflich freuen, aber formell bleiben, und eine ernsthafte Bereitschaft zeigen, möglichst unkompliziert einen Termin zu finden.

Natürlich kommt so ein Anruf auch mal zur Unzeit, etwa wenn der Bewerber gerade im Supermarkt steht oder mit Freunden am See ist. Auch hier gilt das Gesagte: Der Bewerber muss Professionalität zeigen und fragen, ob man später zurückrufen dürfte, wenn man frei sprechen kann und einen Kalender zur Hand hat. Dass man gerade am See ist oder beim Arzt ist, sollte man nicht erzählen, denn diese Information hat für den aktuellen Gesprächsinhalt keine Relevanz.

Tipp: Eine gute (wahre!) Story erzählen

Dann trifft man sich beim Arbeitgeber: Was kann beim ersten Gespräch schieflaufen?

Es ist kaum vorstellbar, aber man muss es immer noch sagen: Auf das Gespräch muss man sich inhaltlich vorbereiten und pünktlich zum Termin kommen – und pünktlich heißt, mindestens fünf Minuten vor der verabredeten Zeit. Man sollte unbedingt angemessen gekleidet sein. Und vor allem dem gesamten Team Wertschätzung entgegenbringen. Wichtig sind beim Umgang miteinander auch vermeintliche Kleinigkeiten: Wenn man etwa auf dem Flur künftige potenzielle Kollegen trifft, sollte man diese aufgeschlossen grüßen.

Gestellte Fragen müssen mit Inhalten beantwortet werden, nicht mit Floskeln. Man sollte sich daher professionell, aber auch authentisch darstellen. Dazu gehört die Antwort auf die zugegeben unnütze Frage des Personalers auf Schwächen des Kandidaten. Wer dann die Ungeduld nennt mit der Begründung, immer sofort die besten Resultate erzielen zu wollen oder penibel zu sein, weil man immer das Richtige tun muss – solche Antworten sind völlig abgedroschen und bringen niemanden weiter. Das lässt sich lösen, indem man naheliegend und ernsthafte Antworten gibt: Die Bewerber können also deskriptiv sein und eine Situation erzählen, in der sie eine schwierige Situation noch gerettet haben und damit zeigen, was sie aus einer Situation gelernt haben. So etwas wäre viel spannender.

Tipp: Die Recherche vor der Gehaltsverhandlung

Wie geht es nach dem ersten Gespräch weiter?

Das variiert sehr stark: Viele Kanzleien und Unternehmen haben die zwei Gesprächsrunden mit unterschiedlichen Gesprächsteilnehmern, andere haben mehr als zwei Runden und auf Unternehmensseite zunehmend Assessmentcenter oder das Erfordernis der Vorlage eines Business-Plans ab Einstieg im Counsel-Status – das ist häufig abhängig von der Seniorität der Kandidaten.

Dann kommt es zum finalen Gespräch, womöglich auch mit Gehaltsverhandlungen. Woran kann es dann noch scheitern?

Im Idealfall wurden die Gehaltsvorstellungen bis zu diesem Zeitpunkt schon geklärt, sodass es keine großen Überraschungen geben sollte oder zumindest liegt man nicht mehr weit auseinander.

Hat man das nicht gemacht, kann es natürlich noch passieren, dass man sich zu teuer oder unter Wert verkauft. Um das zu vermeiden, muss man noch Informationen sammeln, damit man in einem ansonsten zufrieden stellenden Job nicht eines Tages herausfindet, dass der Kollege nebenan mit den gleichen Qualifikationen ein Vielfaches verdient. Viele Kanzleien sind aber bei ihren Gehältern inzwischen sehr transparent. Im Internet lassen sich typische Gehaltsbänder nach Senioritäten sehr gut recherchieren.

Letztendlich muss sich der Kandidat fragen: Wie sehr möchte ich diesen Job und welche Goodies wie soziale Absicherung, sonstige Vergünstigungen oder Überstundenregelungen gibt es sonst noch? Welche Perspektiven gibt es? Letztlich ist das Einstiegsgehalt ja auch nicht das Ende. Das Wichtigste ist aber eine langfristige Karrierestrategie. Denn die Karriere macht man in der Regel nicht nur bei einem einzigen Arbeitgeber, sondern vor allem durch strategisch kluge Wechsel.

David Schwab ist Berater bei clients&candidates (www.clientsandcandidates.com), einer auf Juristen und Steuerberater spezialisierten Personalberatung.

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