Kreative Lernmethoden

Sch­rei­bend lernen mit Cluster, Mind-Maps und Co.

von André NiedostadekLesedauer: 4 Minuten
Im Studium und Referendariat muss man nicht nur viel lernen, sondern auch viel schreiben – idealerweise verbindet man beides miteinander. André Niedostadek stellt drei Techniken des kreativen Schreibens vor, die sich leicht in die eigene  Lernstrategie einbinden lassen. Mehr als Papier, einen Stift und einen klaren Kopf braucht es oft nicht.

Wer Jura studiert, stellt schnell fest: Der Schreibaufwand ist hoch. Egal ob Vorlesungenmitschriften, Klausuren, Hausarbeiten oder sonstige Texte – ständig müssen Seiten gefüllt werden, woran sich übrigens auch im späteren Berufsleben nicht viel ändert. Schreibkompetenz gehört damit zu den Schlüsselqualifikationen schlechthin. Eine naheliegende Frage lautet somit: Gibt es Kniffe und Tricks, um den Schreiballtag besser zu bewältigen? Und helfen die vielleicht sogar beim Lernen, etwa wenn es darum geht, Ideen und Einfälle zu sammeln, Gedanken zu ordnen, Probleme zu strukturieren und zu lösen oder den Lernstoff zu erarbeiten und einzuprägen? Tatsächlich lässt sich schon mit einfachen Werkzeugen eine Menge bewirken, vorausgesetzt, man weiß sie zu nutzen. Hier drei simple Techniken zum Ausprobieren.

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Ein Wissensnetz spinnen mit dem Clustering

Beim Lernen geht es darum, neue Erkenntnisse mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Das muss man aber erst einmal anzapfen. Eine gute Möglichkeit dazu bietet das Clustering. Als eine Art Brainstorming zählt es zu den bekanntesten Methoden des kreativen Schreibens. Obendrein lässt es sich flexibel einsetzen, sei es, um Ideen zu sammeln, um seine Gedanken zu entflechten oder um ganz einfach Vorlesungen vor- und nachzubereiten. Und so geht‘s: In die Mitte eines Blattes Papier, das man am besten im Querformat vor sich legt, schreibt man ein zentrales Stichwort, eine Frage oder ein Thema, um das es gerade geht. Davon ausgehend entwickelt man nun in neuen Kreisen weitere Inhalte, Begriffe, Fragen, oder Antworten, die mit dem Ausgangsbegriff verbunden werden. So entsteht nach und nach ein Cluster als persönliches Wissens- und Lernnetz. Wem auf Anhieb nichts einfällt, dem können die folgenden Fragen helfen: Was weiß ich schon? Welche weiteren Punkte könnten interessant sein? Wo ergeben sich neue Bezüge? Was könnte helfen, mein Wissen zu komplettieren? So kann man nach und nach das gesamte Blatt füllen. Es entsteht eine Sammlung voller Ideen und Einfälle – ganz einfach durch Assoziation. Das Ergebnis ist zwar ein ziemliches Durcheinander, aber das ist beim Clustering normal. Darauf aufbauend kann man anschließend seine Gedanken ordnen, offenen Fragen nachspüren – und so lernen. Hier ein Beispiel für ein einfaches Cluster aus den ersten Semestern zum Thema „Stellvertretung“:

Die Orientierung behalten mit Mindmapping

Viele haben davon gehört, vergleichsweise wenige nutzen sie: Die Gedächtnislandkarte oder Mind-Map. Dabei lässt sich damit gerade im Jurastudium ganz ausgezeichnet arbeiten. Ein bisschen ähnelt eine Mind-Map dem Clustering, jedenfalls auf den ersten Blick. Denn während das Clustering unsystematisch bleibt, bietet eine Mind-Map Orientierung, ganz so, wie es sich für eine Landkarte gehört. Wozu lassen sich Mind-Maps nutzen? Beispielsweise um Ideen, Gedanken oder einen bestimmten Lernstoff zu ordnen. Aber auch Referate, Klausuren oder Hausarbeiten können so in einem ersten Schritt konzeptioniert werden. Natürlich kann man mittels Mindmapping auch die vorher in einem Cluster gesammelten Einfälle in Struktur bringen – und dabei vielleicht auftretende Lücken füllen. Ähnlich wie beim Clustering kann man auch beim Mindmapping, ausgehend von einem zentralen Begriff im Zentrum, seine Gedanken und Ideen in einzelnen "Ästen" fixieren. Es bietet sich an, dabei im Uhrzeigersinn vorzugehen. Hier eine einfache Mind-Map zur Kommanditgesellschaft mit dem Schwerpunkt Haftung. Einzelne Punkte können natürlich nach Belieben anders gestaltet und ergänzt werden.

Wie lässt sich Mindmapping nun beim Lernen nutzen? Beispielsweise, indem man versucht, die Inhalte einer Vorlesung (eines Aufsatzes, eines Kapitels aus dem Lehrbuch) als Mind-Map zu skizzieren. Auch komplexe Paragrafen oder die Lösungsskizze eines Klausurfalls kann man mittels Mind-Maps analysieren. So hat man die Struktur nicht nur gut im Überblick, sondern auch gleich einen roten Faden, um ihr zu folgen.

Frei geschrieben mit Freewriting

Das Freewriting ist die klassische Technik des kreativen Schreibens. Sie bringt zwar keine ausdrucksvollen Texte, aber darum geht es auch nicht. Statt auf ein Ergebnis kommt es darauf an, in den Schreibfluss zu kommen – oder eben ans Lernen. Es gibt nur eine Regel: einfach weiterschreiben - ohne den Stift abzusetzen, und so schnell wie möglich. Rechtschreibung oder Grammatik sind nebensächlich. Stattdessen jagt man den eigenen Gedanken nach und hält alles fest, was einem einfällt. Wem nichts mehr einfällt, der schreibt trotzdem munter irgendetwas weiter. Meist kommen dann neue Gedanken. Oft genügen schon wenige Minuten. Freewriting gilt nicht umsonst als der leichteste Weg, um Worte auf das Papier zu bringen. Zwar entsteht hier zunächst viel Chaos. Längst nicht alles ist brauchbar. Aber gerade die Unordnung bietet oft weitere Lernimpulse. Hier ein paar Beispiele: Anstelle eines Clusterings können in einem Freewriting kurz bestimmte Lerninhalte wiederholt werden. Gerade die Abwechslung trägt dazu bei, sich manches besser einzuprägen. Genauso gut lassen sich dabei neue Themen "erforschen". Ganz nebenbei wird dabei die Fähigkeit geschult, Gelesenes in eigenen Worten wiederzugeben. Schon das bringt eine ganze Menge. Und sollte sich einmal eine Lernblockade einstellen, hilft ein Freewriting, damit umzugehen und wieder ein wenig gedankliche Bewegungsfreiheit zu erlangen. Schreibt man sich einfach mal alles von der Seele, geht es danach oft besser. Der Autor Prof. Dr. André Niedostadek, LL.M. lehrt Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialrecht an der Hochschule Harz in Halberstadt. Er gibt regelmäßig Schreibkurse zum kreativen Schreiben und Schreiben im Beruf. Folgen Sie dem Autor auf Twitter unter @niedostadek

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