Themenwoche LL.M.-Programme

Meisterhafte Zeitplanung

von Anna K. BernzenLesedauer: 4 Minuten
In Vollzeit, in Teilzeit, am Wochenende, nach Feierabend: LL.M.-Studenten können für ihr Aufbaustudium zwischen vielen verschiedenen Zeitmodellen wählen. Wie viel Zeit man wirklich in einen Teilzeit-Master investieren muss, wie man im Online-Studium eine Prüfung auf Papier ablegt und warum auch erwachsene Studenten manchmal eine Kindersicherung brauchen.

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Um acht Uhr beginnt die Gesellschaftsrecht-Vorlesung, darauf folgen zwei Stunden Baurecht, dann ist Zeit für einen Happen in der Mensa. Am Nachmittag wird in der Bibliothek gelernt, abends schnell zum Sprachkurs gehetzt, danach steht Sport an: Gutes Zeitmanagement müssen Jurastudenten und Jurastudentinnen zwangsläufig schon in ihren ersten Studiensemestern lernen. Unabdingbar jedoch wird eine geschickte zeitliche Planung im Aufbaustudium: Wer einen weiterbildenden Master of Laws, kurz LL.M., anstrebt, kann zwischen vielen verschiedenen Modellen wählen – und die Zeit für das Studium so den eigenen Möglichkeiten entsprechend aufteilen.

Morgens an die Uni: Der Vollzeit-Master

Die klassische Wahl ist auch für den LL.M. ein Vollzeitstudium. Besonders beliebt sind hierfür ausländische Universitäten, meist im englischsprachigen Raum. Dieses Modell fordert aber auch die größten zeitlichen Opfer: Innerhalb eines Jahres kann man einen Einblick in ein fremdes Rechtssystem erhalten, Sprachkenntnisse erwerben oder sich auf einem bestimmten Rechtsgebiet vertieftes Wissen aneignen. Doch wie im Erststudium bleibt auch hier ne-ben dem Lernen höchstens Zeit für einen Nebenjob. Wer bereits in Vollzeit berufstätig ist, muss sich für diesen Master eine Auszeit nehmen. Besonders häufig wählen diese Variante daher frisch examinierte Juristen vor dem Berufseinstieg. Der Studienablauf ist ähnlich organisiert wie im regulären deutschen Jurastudium: Die Vorlesungen und Prüfungen finden auf dem Uni-Campus statt, das Lernen in der Bibliothek mit den Kommilitonen. Um auch bereits eingespannten Juristen die Möglichkeit zum Masterstudium zu geben, bieten manche Universitäten ihre LL.M.-Studiengänge zusätzlich als Teilzeit-Master an. So kann man zum Beispiel an der Universität Bremen den einjährigen Vollzeit-Master "Europäisches und Internationales Recht" auf zwei Jahre strecken. Das klassische Lehrmodell bleibt: Präsenzveranstaltungen und Prüfungen werden mit den regulären Masterstudenten absolviert. Einzig das Pensum pro Semester wird halbiert. Auch wenn bei diesem Modell wenig vom Lernen ablenkt: Eine gute Zeitplanung ist im Vollzeit- ebenso wichtig wie im berufsbegleitenden Master. "Angesichts der hohen Arbeitsbelastung muss man besonders im Jurastudium früh lernen, strukturiert zu denken und sich selbst zu disziplinieren", sagt Martin Krengel. Der Autor diverser Zeitmanagement-Ratgeber ("Golden Rules", "Bestnote") rät, von Studienbeginn an Prioritäten zu setzen und diese auch konsequent zu verfolgen. Ein Beispiel: Es sollten nie mehr als vier bis fünf Punkte pro Tag auf der To Do-Liste stehen – wobei das Einkaufen genauso viel zählt wie die Recherche für die Hausarbeit.

Am Wochenende wird gelernt: Master in Blockveranstaltungen

Eine Alternative zum regulären Präsenzstudium bieten LL.M.-Studiengänge, in denen Lehrveranstaltungen geblockt am Wochenende oder nach Feierabend abgehalten werden. Auch hier wird während des ein- bis zweijährigen Studiums Präsenz an der Universität erwartet. Kirsten Schoofs, die diese Studiengänge in Münster federführend organisiert, berichtet über deren Zielgruppe: "Viele unserer Teilnehmer haben bereits eine Familie. Andere entscheiden sich aus Karrieregründen gegen die Aufnahme eines Vollzeitstudiums." Durch die Konzentration der Pflichtveranstaltungen auf einzelne Tage im Jahr lässt sich diese Mastervariante leichter in den Alltag integrieren. Das Arbeitspensum gleicht jedoch dem im Vollzeit-Master: Zusätzlich zu den Blockveranstaltungen müssen Studenten während des laufenden Semesters Vorlesungen vor- und nachbereiten, Fallstudien machen oder Präsentationen vorbereiten. Oft bekommen sie vor Ort weitere Lernmaterialien ausgeteilt oder können diese im Internet herunterladen – und nach Feierabend oder dem Sandmännchen bearbeiten. "Gerade bei einem berufsbegleitenden Studium ist es wichtig, sich von vorneherein aktiv Zeitinseln zu schaffen", sagt Zeitmanagement-Experte Krengel. Das kann zum Beispiel heißen, sich nach Feierabend nicht vor den Fernseher zu setzen, sondern in die Unibibliothek zu fahren und dort ein, zwei Stunden konzentriert zu lernen. Dabei zahlt sich Disziplin bei diesem Studienmodell oft schon während der Weiterbildung aus, weiß Kirsten Schoofs: "Das neu gewonnene Wissen kann direkt im täglichen Arbeitsleben eingebracht werden."

Virtuelle Vorlesungen: Der Online-Master

Kommt ein Hörsaal-Besuch nicht in Frage, sind Online-Studiengänge eine moderne Alternative. Deren Konzepte ähneln dem klassischen Fernstudium: Statt wie früher in Papierversion verschickt zu werden, stehen die Lernmaterialien heute im Internet bereit. Chats mit Professoren und Kommilitonen ersetzen Arbeitsgemeinschaften, aufgezeichnete Vorträge die Vorlesungen. In manchen Studiengängen werden sogar Prüfungen online absolviert, in anderen noch analog in Prüfungszentren abgelegt. "Wer gern mit Smartphones, Tablet-PCs und Ähnlichem agiert, findet diese Art der Lernvermittlung spannend", schätzt Katrin Meyer von der Hamburger Fernhochschule. Dort wird der deutschlandweit einzige Online-LL.M. im Wirtschaftsrecht angeboten. Die Vorlesung auf dem iPad verfolgen, den Übungsfall im Web besprechen: Zeitlich und örtlich sind Online-Studenten völlig ungebunden. Gerade das erfordert jedoch gutes Zeitmanagement. "Natürlich muss man sich ernsthaft hinsetzen und lernen. Nur weil das Studium online absolviert wird, ist es nicht weniger anspruchsvoll als Präsenzstudienangebote", sagt Katrin Meyer. Die Online-Masterstudiengänge, die vor allem an amerikanischen und englischen Universitäten angeboten werden, dauern immerhin ebenfalls ein bis zwei Jahre. Das bedeutet auch: Ein bis zwei Jahre volle Konzentration beim Lernen. Denn Martin Krengel warnt: "Wenn ich direkt nach dem Besuch auf der Lernplattform meine E-Mails abrufe oder auf Youtube surfe, bleibt das Gelernte nicht hängen." Sein Tipp sind Programme wie "Leechblocker". Damit kann man seinen Lieblingswebsites für einen selbstgewählten Zeitraum einen Riegel vorschieben. Eine Kindersicherung, auch für erwachsene Lerner.

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