LG Stuttgart: Kameramann klagt auf Nachvergütung für "Das Boot"

26.07.2011

Rund 30 Jahre nach dem Filmstart von "Das Boot" kämpft Kameramann Jost Vacano weiter um mehr Geld. Er will an dem Welterfolg nachträglich besser beteiligt werden. Am Dienstag verhandelte eine Zivilkammer des Landgerichts Stuttgart über den Fall.

Vacano verlangt, dass seine Verträge mit einer Umsatzbeteiligung angepasst werden. Die Bezahlung von damals rund 180.000 Mark (rund 92.000 Euro) stehe im krassen Missverhältnis zu dem, was mit dem U-Boot-Film eingenommen wurde. Er fordert jetzt 440.000 Euro von acht ARD-Anstalten, die den Film als Zweitverwerter in Wiederholung ausgestrahlt haben.

Die Stuttgarter Richter wollen möglicherweise erst eine rechtskräftige Entscheidung in einem Parallelverfahren in München abwarten, entschieden wird dazu am 13. September. In München klagt Vacano gegen die  Produktionsfirma Bavaria Film und deren Tochter Euro-Video GmbH sowie den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Wenn ihm dort eine Nachzahlung  zugesprochen werde, könne das auch Auswirkungen auf Ansprüche in dem  Stuttgarter Verfahren haben, machte der Vorsitzende Richter am Dienstag  deutlich.

Die Verteidigung der ARD-Anstalten beruft sich unter anderem auf  Lizenzgebühren, die die Sender für die Ausstrahlung bezahlt hätten - in den  vergangenen zehn Jahren rund eine Million Euro. Es könne nicht sein, dass sie jetzt noch einmal zahlen müssten.

Vacano fordert eine Vergütung nach dem so genannten Bestsellerparagrafen:  Danach kann ein Urheber - beispielsweise ein Autor, Übersetzer oder auch  Kameramann - im Nachhinein eine zusätzliche Vergütung verlangen, wenn ein Werk unerwartet großen Erfolg hat und deshalb die ursprünglich vereinbarte  Vergütung "in einem auffälligen Missverhältnis" zu den Erträgen steht.

Die Münchner Stufenklage kann sich noch hinziehen. Nach Verhandlungen im  Landgericht und im Oberlandesgericht in München entscheidet der  Bundesgerichtshof in Karlsruhe ab 22. September zunächst, ob die Bavaria  auskunftspflichtig ist. Wenn ja, beginnt im zweiten Schritt die Zahlungsklage, die dann unter Umständen wieder durch alle Instanzen geht.

dpa/ssc/LTO-Redaktion

 

Mehr auf LTO.de:

OLG München zu "Tatort"-Vorspann: Kult allein garantiert noch keinen Geldsegen

Klage gegen Staatsvertrag: Das ZDF und die Politik

Vergütungspflicht von Druckern und PCs: Altes Urheberrecht in der Warteschleife

Zitiervorschlag

LG Stuttgart: Kameramann klagt auf Nachvergütung für "Das Boot" . In: Legal Tribune Online, 26.07.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/3861/ (abgerufen am: 18.03.2024 )

Infos zum Zitiervorschlag
Jetzt Pushnachrichten aktivieren

Pushverwaltung

Sie haben die Pushnachrichten abonniert.
Durch zusätzliche Filter können Sie Ihr Pushabo einschränken.

Filter öffnen
Rubriken
oder
Rechtsgebiete
Abbestellen