Kanzleigründung

Einzelkämpfer oder Teamplayer?

Viola C. DidierLesedauer: 3 Minuten
Heutige Kanzleigründer stehen einem gesättigten Anwaltsmarkt gegenüber. Um Mandanten zu gewinnen und sich erfolgreich zu etablieren, ist deshalb eine strategische Planung des Unternehmens unerlässlich. Dabei stellt sich die entscheidende Frage: Einzelkämpfer oder Teamplayer?

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Einzelanwälte bleiben zwar flexibel, stoßen jedoch an gewisse Grenzen. Eine Kooperation mit Kollegen kann mehr Erfolg versprechen. Doch vor einer erfolgreichen Zusammenarbeit stehen einige Hürden. Während es vor 20 Jahren noch üblich war, als junger Anwalt einfach "ein Schild rauszuhängen" und damit eine eigene Kanzlei zu eröffnen, sehen sich junge Anwälte heute mit der Anwaltsschwemme und dem Kampf um Mandate konfrontiert. Dennoch lockt die Selbstständigkeit, bietet sie doch nach wie vor Freiheit und Unabhängigkeit. Die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Kollegen hat aber in jedem Falle verschiedene Vorteile: Fachliche Kompetenzen ergänzen sich und generieren neue Mandate, die finanzielle Belastung kann verteilt werden und durch gemeinsam genutzte Ressourcen sinken die Betriebskosten der Kanzlei. Erfolgversprechende Strategien für Einzelanwälte und kleinere Kanzleien sind die fachliche Spezialisierung und konsequente Ausrichtung am Mandantennutzen. "Mandanten suchen die Kanzlei mit der größten Lösungskompetenz für ihr spezielles Problem", erklärt Rechtsanwalt Dr. Hajo Rauschhofer. "Sie brauchen keine Großkanzlei mit 300 Anwälten, sondern den Anwalt, der sich aufgrund seiner Spezialisierung am besten auf diesem Gebiet auskennt. Kleinere Einheiten sind flexibel und können in kürzester Zeit die höchste Qualität liefern – das darf auch seinen Preis haben." Im Rahmen seiner kleinen IT-Rechts-Boutique "Rauschhofer Rechtsanwälte" mit vier IT-Juristen ist er seit knapp 15 Jahren im IT-Recht spezialisiert. "Auch die Fähigkeit, eine Beratung ohne regionale oder nationale Beschränkungen anzubieten, wird vom Markt honoriert", so Rauschhofer.

Strategie für die Partnersuche

Der Prozess der Partnersuche ist meist zeitintensiv und mit Unsicherheiten verbunden. Das Risiko eines Fehlschlags lässt sich allerdings durch strategisches Vorgehen deutlich verringern. Am Anfang der Überlegungen für und wider eine Partnerschaft steht die Frage, welche (gemeinsamen) Ziele erreicht werden sollen. Auch sollte angedacht werden, wer ein Wunschpartner sein könnte. In fachlicher Hinsicht ist die Entscheidung eher unproblematisch und folgt aus der strategischen Ausrichtung. Neben reinen Anwaltszusammenschlüssen sollte auch über interdisziplinäre Partnerschaften nachgedacht werden – beispielsweise mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Eine solche Kooperation bietet die Möglichkeit, ein eigenständiges Angebot zu entwickeln und sich von der Konkurrenz abzugrenzen.

Welche Form der Kooperation?

Im Vorfeld sollte die rechtliche Einbettung der Zusammenarbeit durchdacht werden. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, von einem gemeinsamen Unternehmen bis zu einer eher losen Kooperation in einem Netzwerk. Die Vorteile eines gemeinsamen Anwaltsunternehmens, dessen gesellschaftsrechtlicher Rahmen durch die zur Verfügung stehenden Gesellschaftsformen vorgegeben ist, liegen in der Geschlossenheit des Auftritts und der gemeinsamen Nutzung vieler Ressourcen. Eine andere Variante ist der Zusammenschluss rechtlich selbstständiger Einheiten in größeren Kanzleinetzwerken. Die Netzwerke, in denen sich kleine Kanzleien und Einzelanwälte zusammenschließen, sind zumeist als EWIV organisiert. Die Partner behalten hier ihre Unabhängigkeit; die gemeinsame Dachorganisation leistet durch gemeinsames Marketing eine Marktpräsenz. Andererseits können sich natürlich auch einzelne Anwälte zusammenschließen um sich beispielsweise Schreibkräfte zu teilen oder eine Urlaubsvertretung zu haben. Allerdings kommt diese Form der Kooperation vergleichsweise selten vor. Zum einen aus Konkurrenzgründen, zum anderen, weil Synergieeffekte hier eher nicht zu erwarten sind. Und schließlich gibt es die klassische Bürogemeinschaft: Die Räumlichkeiten, Mitarbeiter und das Equipment werden gemeinsam genutzt, die Kosten geteilt. Einzig fehlen hier die gemeinsame Ausrichtung und eine Zukunftsstrategie.

Den richtigen Partner finden

Eine gute Möglichkeit, potenzielle Partner zu finden, bieten Fortbildungsveranstaltungen. In Gesprächen können auch durch "Mundpropaganda" Kontakte vermittelt werden. Eine weitere Variante ist die Suche über Anzeigen in Tageszeitungen und Fachzeitschriften und ebenso über die neuen Medien. Finden sich Kooperationspartner, die sich ergänzen, sollten sie einander in ersten Gesprächen kennenlernen und ihre Interessen, Schwerpunkte und Ziele austauschen. Neben obigen Erwägungen muss unbedingt auch die Sympathie stimmen. Gerade das Zusammenspiel von Persönlichkeitsstrukturen ist maßgeblich für den Erfolg einer Kooperation. Um keine wichtigen Aspekte zu vergessen, sollten im Vorfeld alle potenziellen Partner über die wichtigsten Punkte eine Checkliste aufstellen. So kann verglichen werden, ob gemeinsame Ziele verfolgt werden und ob eine Kooperation erfolgversprechend ist. Die Autorin Viola C. Didier ist Journalistin, PR-Manager und Juristin.

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