Juristinnenbund kritisiert IW-Studie: Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen schön gerechnet

17.01.2013

Der Deutsche Juristinnenbund reagiert auf eine Pressemitteilung des IW, nach der zwischen Männern und Frauen in Deutschland ein Gehaltsunterschied von weniger als zwei Prozent liege. Die Studie des Kölner Institus basiere auf falschen Annahmen. Die unübersehbaren Missstände wolle das IW "schönrechnen", so djb-Präsidentin Ramona Pisal.

Die Gleichstellungsproblematik lasse sich nicht mit statistischen Tricks "wegrechnen", so der Deutsche Juristinnenbund (djb). Die Differenz der Gehälter zwischen Männern und Frauen sei deutlich höher als das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seiner Studie festgestellt habe.

Laut Ramona Pisal, Präsidentin des djb, weist die Statistik entscheidende Fehler auf. Das IW habe zu Unrecht angenommen, dass Frauen im gleichen Maße erwerbstätig seien wie Männer. Keine Beachtung finde nämlich, dass meist Frauen sich um die Kindererbetreuung kümmerten. Dies seien "genderbezogene Gründe", die nicht außer Acht gelassen werden dürften. Man dürfe nicht annehmen, dass Frauen unter den gleichen Bedingungen arbeiteten wie Männer. Der Annahme des IW stünden auch zahlreiche wissenschaftliche Analysen entgegen, nach denen das Ziel der Entgeltgleichheit bei weitem noch nicht erreicht sei.

Das Institut hatte vermeldet, anders als "andere Erhebungen" auch Faktoren wie Teilzeitbeschäftigung, Bildungsstand und Dauer der Betriebszugehörigkeit einberechnet zu haben. Man habe festgestellt, dass die Differenz schrumpfe, wenn Frauen im Rahmen der Kindererziehung nur kurze Zeit zu Hause blieben. Familienbedingte Erwerbspausen, die überwiegend Frauen in Kauf nehmen, bremsten die Karriere hingegen aus. Entsprechend würden weder staatlich verordnete Frauenquoten noch Eingriffe in die Verdienstgestaltung helfen, resümierte die Studie. Um Frauen die gleichen Karriere- und Verdienstchancen wie Männern zu ermöglichen, wäre die Politik vielmehr gut beraten, für eine deutlich bessere Betreuungsinfrastruktur zu sorgen, so das Kölner Institut.

una/LTO-Redaktion

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Juristinnenbund kritisiert IW-Studie: Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen schön gerechnet . In: Legal Tribune Online, 17.01.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7982/ (abgerufen am: 29.04.2024 )

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