Buch: Kompass Kanzlei-Rankings: "'Wird schon irgendwie gehen' ist gefähr­lich"

von Tanja Podolski

16.11.2015

2/2: "Entscheidung, ob man in dem Geschäft mitmachen will"

LTO: Was haben kleinere Kanzleien ohne eigene Abteilung für Marketing und Business Development von diesem Buch?

Gendlin: Sie bekommen Informationen, wie man auch als kleine Kanzlei in die Rankings reinkommt. Da die Rankings heutzutage eine solche Relevanz haben, müssen die Kanzleien sich zumindest darüber bewusst werden, ob und auf welche Weise sie in diesem Geschäft mitmachen. Wichtig ist ja nur, dass man eine valide Entscheidung trifft und sich über die dadurch entstehenden Konsequenzen ein klares Bild macht.

LTO: Für wen haben Sie das Buch geschrieben?

Gendlin: Zielgruppe sind die Entscheidungsträger in den Kanzleien und diejenigen, die sich operativ mit dem Erstellen von Eingaben für die Rankings befassen. Zudem natürlich Inhouse-Juristen und Klienten von Kanzleien. Diesen beiden Zielgruppen zeigt das Buch, was davon zu halten ist, wenn eine Kanzlei mit bestimmten Rankings wirbt. Inhouse-Juristen können zusätzlich die Auswahl von Kanzleien wesentlich objektivieren und für den Fall, dass eine gewählte Kanzlei schlecht arbeitet, das Argument zur Seite haben, dass man ja eine Kanzlei ausgesucht hat, die z. B. bei drei Toprankings im Bereich M&A einfach die Nummer eins ist.

Auch Journalisten überprüfen gerne, ob ein Anwalt in einem Ranking ist, bevor sie ihn als Experten zu Wort kommen lassen.

Die Erklärungen, wie die unterschiedlichen Rankings funktionieren und welche es überhaupt international gibt, sind ja für alle gleichermaßen wichtig.

"Marktposition und Erwartung klären"

LTO: Sie selbst sind Österreicher, gelten Ihre Erkenntnisse für alle Märkte?

Gendlin: Tatsächlich beschränke ich mich mit dem Buch überhaupt nicht auf den deutschsprachigen Markt. Vielmehr wird es gerade ins Englische übersetzt. Von den beschriebenen Rankings stammt der wesentliche Teil aus dem Ausland, insbesondere mit Sitz in den USA und Großbritannien. Diese Rankings recherchieren hunderte  von Ländern. Damit habe ich die Anbieter abgedeckt, die für die meisten international und national agierenden Kanzleien wichtig sind. Ausgelassen habe ich lediglich einige sehr länderspezifische Rankings. Ich musste mich irgendwo beschränken, aber auch das war eine bewusste Entscheidung.

LTO: Kann es denn mit Hilfe Ihrer Tipps nun jede Kanzlei in ein Ranking schaffen?

Gendlin: Wenn sie Mandate mit entsprechender Qualität haben, ja. Viele Kanzleien geben gedanklich zu früh auf. Dabei müssen die Kanzleien etwa keine bestimmte Größe haben. Die Anwälte müssen sich fragen, wie die eigene Marktposition und was die eigene Erwartung ist. Denn für viele passt es ja, in einem Ranking vertreten zu sein und nicht ganz oben zu stehen – das zeigt auch eine Kanzlei-Positionierung und referiert, was Mandanten erwarten können etwa hinsichtlich Partnerbetreuung, Bedeutung des eigenen Mandates in der konkreten Kanzlei. Nur die beiden Kardinalfehler, die müssen sich die Anwälte ersparen: ganze Schriftsätze einzureichen, die schon aus Zeitgründen kein Redakteur lesen kann, oder lediglich die Floskel zu schicken "es war ein schwieriger Fall". Dann sollte man es besser ganz sein lassen.

LTO: Herr Gendlin, danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Tanja Podolski.

Alexander Gendlin ist seit über 10 Jahren in der Rechtsbranche tätig und ist Inhaber der Unternehmensberatung Law Business, Business Consulting for the Legal Industry" (lawbusiness.at). Gendlin ist Absolvent der Wirtschaftsuniversität in Wien (Handelswissenschaften).

Das Buch "Kompass Kanzlei-Rankings - Welche Rankings sind sinnvoll und wie funktioniert erfolgreiche Rankingarbeit?" von Alexander Gendlin ist im C.H.BECK Verlag 2015 erschienen und kostet 28 Euro (ISBN 978-3-406-68724-2).

Zitiervorschlag

Tanja Podolski, Buch: Kompass Kanzlei-Rankings: "'Wird schon irgendwie gehen' ist gefährlich" . In: Legal Tribune Online, 16.11.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17555/ (abgerufen am: 27.03.2024 )

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