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Buch: Kompass Kanzlei-Rankings: "'Wird schon irgendwie gehen' ist gefähr­lich"

von Tanja Podolski

16.11.2015

Ein Ranking (Symbolbild)

© Jakub Jirsák - Fotolia.com

Er will einen Überblick der Ranking-Angebote und eine Orientierung für die Ranking-Arbeit geben. Im LTO-Interview erklärt Alexander Gendlin, wie sein Buch Kompass Kanzlei-Rankings den Kanzleien und ihren Mandanten, den Inhouse-Juristen, helfen soll.

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"Nicht alle Rankings sind solide recherchiert"

LTO: Herr Gendlin, was war die Idee für Ihr Buch?

Gendlin: Ich bin seit über zehn Jahren in der Rechtsbranche tätig und stelle immer wieder fest, wie ambivalent Rechtsanwälte mit Kanzlei-Rankings umgehen. Einerseits ist das Thema hoch emotional in dem Moment, wo ein Ranking erscheint. Andererseits glauben noch immer viele Entscheidungsträger, dass die Eingaben für die Rankings nebenbei erstellt werden können. Doch die Einstellung "das wird schon irgendwie gehen" ist hoch gefährlich.

LTO: Inwiefern "hoch gefährlich"?

Gendlin: Die Rankings sind inzwischen eine eigene Industrie, und die Prozesse werden in den Kanzleien komplett unterschätzt. Die großen, international aufgestellten Kanzleien haben natürlich seit Jahren eigene Abteilungen, die sich mit den Rankings befassen, aber die meine ich nicht. Diese Kanzleien nehmen die Rankings sehr ernst und haben ihre Bedeutung erfasst.

Doch in vielen anderen Kanzleien herrscht eben die Auffassung 'das wird schon irgendwie gehen'. Die sind bei der Erstellung der Eingaben personell hoffnungslos unterbesetzt. Ich habe mal überschlagen, dass netto 15 Stunden Arbeit für ein Rechtsgebiet aufzuwenden sind. Wenn diese Aufgabe von einer fachfremden Angestellten neben der eigenen Arbeit erledigt werden soll, kann das nicht funktionieren. Daher laufen Kanzleien Gefahr, zwar Zeit und Ressourcen für Rankings aufzuwenden, aber eben kein oder nicht das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Dadurch fallen die Kanzleien im Wettbewerb gegenüber gut platzierten Mitbewerbern zurück.       

Nicht alle Rankings sind solide recherchiert

LTO: Wie soll Ihr Buch da helfen?

Gendlin: Ich liste in meinem Buch 35 verschiedene Anbieter mit ihren Rankings auf. Ich teile diese Rankings in vier Kategorien auf und erkläre, wie die Bewertungen dieser Rankings entstehen. Daraus lässt sich dann ableiten, dass meiner Meinung nach die dritte und vierte Kategorie nicht bedient werden muss.

LTO: Warum nicht?

Gendlin: Weil die Rankings dieser Kategorien nicht umfassend genug recherchiert werden. In der ersten Kategorie sind Anbieter wie Chambers, Legal 500 und Juve. Die arbeiten nach meiner Einschätzung nach hoch professionell, zumindest wenn man deren Arbeit weltweit betrachtet. Da mag es in der Qualität noch Unterschiede geben in den einzelnen Ländern, aber insgesamt stimmt die Aussage. In der zweiten Kategorie sind Rankings eingeteilt, die zwar nicht an die Qualität der ersten Kategorie rankommen, jedoch als zusätzliches Entscheidungskriterium für die Auswahl von Kanzleien meines Erachtens sehr nützlich sind.

Jede Kanzlei kann es in ein Ranking schaffen

2/2: "Entscheidung, ob man in dem Geschäft mitmachen will"

LTO: Was haben kleinere Kanzleien ohne eigene Abteilung für Marketing und Business Development von diesem Buch?

Gendlin: Sie bekommen Informationen, wie man auch als kleine Kanzlei in die Rankings reinkommt. Da die Rankings heutzutage eine solche Relevanz haben, müssen die Kanzleien sich zumindest darüber bewusst werden, ob und auf welche Weise sie in diesem Geschäft mitmachen. Wichtig ist ja nur, dass man eine valide Entscheidung trifft und sich über die dadurch entstehenden Konsequenzen ein klares Bild macht.

LTO: Für wen haben Sie das Buch geschrieben?

Gendlin: Zielgruppe sind die Entscheidungsträger in den Kanzleien und diejenigen, die sich operativ mit dem Erstellen von Eingaben für die Rankings befassen. Zudem natürlich Inhouse-Juristen und Klienten von Kanzleien. Diesen beiden Zielgruppen zeigt das Buch, was davon zu halten ist, wenn eine Kanzlei mit bestimmten Rankings wirbt. Inhouse-Juristen können zusätzlich die Auswahl von Kanzleien wesentlich objektivieren und für den Fall, dass eine gewählte Kanzlei schlecht arbeitet, das Argument zur Seite haben, dass man ja eine Kanzlei ausgesucht hat, die z. B. bei drei Toprankings im Bereich M&A einfach die Nummer eins ist.

Auch Journalisten überprüfen gerne, ob ein Anwalt in einem Ranking ist, bevor sie ihn als Experten zu Wort kommen lassen.

Die Erklärungen, wie die unterschiedlichen Rankings funktionieren und welche es überhaupt international gibt, sind ja für alle gleichermaßen wichtig.

"Marktposition und Erwartung klären"

LTO: Sie selbst sind Österreicher, gelten Ihre Erkenntnisse für alle Märkte?

Gendlin: Tatsächlich beschränke ich mich mit dem Buch überhaupt nicht auf den deutschsprachigen Markt. Vielmehr wird es gerade ins Englische übersetzt. Von den beschriebenen Rankings stammt der wesentliche Teil aus dem Ausland, insbesondere mit Sitz in den USA und Großbritannien. Diese Rankings recherchieren hunderte  von Ländern. Damit habe ich die Anbieter abgedeckt, die für die meisten international und national agierenden Kanzleien wichtig sind. Ausgelassen habe ich lediglich einige sehr länderspezifische Rankings. Ich musste mich irgendwo beschränken, aber auch das war eine bewusste Entscheidung.

LTO: Kann es denn mit Hilfe Ihrer Tipps nun jede Kanzlei in ein Ranking schaffen?

Gendlin: Wenn sie Mandate mit entsprechender Qualität haben, ja. Viele Kanzleien geben gedanklich zu früh auf. Dabei müssen die Kanzleien etwa keine bestimmte Größe haben. Die Anwälte müssen sich fragen, wie die eigene Marktposition und was die eigene Erwartung ist. Denn für viele passt es ja, in einem Ranking vertreten zu sein und nicht ganz oben zu stehen – das zeigt auch eine Kanzlei-Positionierung und referiert, was Mandanten erwarten können etwa hinsichtlich Partnerbetreuung, Bedeutung des eigenen Mandates in der konkreten Kanzlei. Nur die beiden Kardinalfehler, die müssen sich die Anwälte ersparen: ganze Schriftsätze einzureichen, die schon aus Zeitgründen kein Redakteur lesen kann, oder lediglich die Floskel zu schicken "es war ein schwieriger Fall". Dann sollte man es besser ganz sein lassen.

LTO: Herr Gendlin, danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Tanja Podolski.

Alexander Gendlin ist seit über 10 Jahren in der Rechtsbranche tätig und ist Inhaber der Unternehmensberatung Law Business, Business Consulting for the Legal Industry" (lawbusiness.at). Gendlin ist Absolvent der Wirtschaftsuniversität in Wien (Handelswissenschaften).

Das Buch "Kompass Kanzlei-Rankings - Welche Rankings sind sinnvoll und wie funktioniert erfolgreiche Rankingarbeit?" von Alexander Gendlin ist im C.H.BECK Verlag 2015 erschienen und kostet 28 Euro (ISBN 978-3-406-68724-2).

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Tanja Podolski, Buch: Kompass Kanzlei-Rankings: "'Wird schon irgendwie gehen' ist gefährlich" . In: Legal Tribune Online, 16.11.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17555/ (abgerufen am: 30.03.2023 )

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