Kostenlose Software: Gratis-Mentalität hat auch ihre guten Seiten

von Witold Pryjda

27.05.2010

Zu so gut wie  jeder Bezahl-Software gibt es heute im Netz ein Umsonst-Äquivalent. Die Angebote sind unterschiedlich: Während Open-Source-Projekte den gemeinnützigen Aspekt in den Vordergrund stellen, setzen Firmen kostenlose Versionen zu Werbe- oder Testzwecken ein. Doch sind diese Programme ein adäquater Ersatz?

Seit die Digitalisierung in alle Lebenslagen vorgedrungen ist, brauchen wir Programme, von denen wir früher höchstens gehört haben. Bestes Beispiel ist die Bildbearbeitung: War Photoshop früher Profis vorbehalten, benötigt heute jeder Besitzer einer Digicam Software zur Verschönerung seiner digitalen Bilder. Zwar bleibt das Adobe-Produkt nach wie vor das Maß aller Dinge, einen Amateur überfordert es aber schon mal mit all seinen Funktionen. Und mit einem Preis von knapp 1.000 Euro ist es vor allem eins: kein Schnäppchen.

Glücklicherweise gibt es über das Internet für ziemlich alle Bereiche passende Programme, die als kostenlose Downloads angeboten werden. Für Bildbearbeitung etwa Gimp oder Paint.net.

Für den Hausgebrauch sind sie mehr als ausreichend. Und wer Hilfe braucht, findet sie meist bei anderen Nutzern: Statt eines professionellen Supports tauschen sich die User über Netzwerke wie Foren aus. Generell ist das Miteinander ein wesentlicher Bestandteil der meisten Gratis-Programme, besonders dann, wenn die User gleichzeitig auch die Entwickler sind.

Dass es heute überhaupt so viele Gratis-Alternativen gibt, ist auch Microsoft zu verdanken: Die Dominanz des Windows-Riesen auf dem PC-Markt, verbunden mit der Weigerung, den Quellcode von Microsoft-Produkten offenzulegen, inspirierte die Gegenbewegung. So genannte Open-Source-Projekte stellen Software auf transparentem und demokratischem Weg her, jeder kann daran mitarbeiten. Kommerzielle Interessen gibt es keine. Die bekanntesten Beispiele sind das Betriebssystem Linux und der Webbrowser Firefox.

Versuchskaninchen, im positiven Sinn

Beliebt ist auch das Büro-Paket OpenOffice.org, das unter anderen Namen die gleichen Funktionen wie Microsoft Office bietet, darunter die jeweiligen Pendants zu Word, Excel oder PowerPoint. Leider gilt hier gelegentlich das Entwickler-Motto "Viele Köche verderben den Brei". Nicht alle OpenOffice-Funktionen erreichen den Komfort eines Microsoft Office. Um sie abzuschalten, muss man sich durch unzählige Optionsmenüs klicken. Besonders störend: Nicht immer funktioniert der In- und Export von Microsoft-Office-Dokumenten einwandfrei. Wer sichergehen will, dass sich eine Datei problemlos bei einem Geschäftspartner öffnen lässt, hat also keine Wahl.

Der Trend, die Öffentlichkeit für die Verbesserung der Software zu rekrutieren, ist auch an Riesen wie Microsoft nicht spurlos vorbeigegangen. So hat der Konzern mit Windows 7 erstmals ein bedeutendes Produkt vor dem Erscheinen als freie Beta-Version angeboten. Eine Win-Win-Situation: Microsoft bekam Feedback für die Optimierung des Betriebssystems, die User hatten dagegen die Chance, es vor dem Kauf gründlich auszuprobieren.

Das Konzept dürfte sich bewährt haben: Aktuell bietet Microsoft die Möglichkeit, eine einwandfrei funktionierende Beta-Version von Office 2010 zu testen. Diese bleibt bis Ende Oktober funktionsfähig.

Deutsche Firma mit interessantem Viren-Schutz

Noch essenzieller als Büro-Software ist ein vernünftiger Schutz vor Viren. In Konkurrenz zu den etablierten Anbietern wie Kaspersky, McAfee und Norton steht eine deutsche Firma. Und das mit einem interessanten Konzept: Die Avira GmbH bietet ihren Basis-Schutz vor digitalen Schädlingen, AntiVir, gratis an.

Als Privatanwender erhält man ein sehr gutes Virenprogramm - allerdings mit einem kleinen Haken: Man muss sich daran gewöhnen, dass täglich einmal ein Fenster aufspringt, das einem die Premium-Version empfiehlt. Die kostet, bietet aber auch zusätzliche Funktionen wie E-Mail-Scan oder Spam-Schutz.

Eine gewisse Vorsicht ist bei Gratis-Software allerdings stets angebracht, denn auch hier gibt es schwarze Schafe: Das sind aber nicht jene, die sie programmieren, sondern Web-Seiten, die für die kostenlosen Programme Geld verlangen oder sie manipulieren. Deshalb sollte man am besten stets den Links zur offiziellen Hersteller-Homepage folgen.

Zitiervorschlag

Witold Pryjda, Kostenlose Software: Gratis-Mentalität hat auch ihre guten Seiten . In: Legal Tribune Online, 27.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/417/ (abgerufen am: 18.04.2024 )

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