Erster Zwischenbericht des Compliance Monitor: US-Auf­seher ist mit Volks­wagen nicht zufrieden

27.08.2018

Volkswagens Compliance Monitor Larry Thompson hat seinen ersten Zwischenbericht zur Aufarbeitung des Abgasskandals bei dem Autobauer vorgelegt. Er bemängelte unter anderem, dass VW ihm Informationen vorenthalte.

Das erste Zwischenzeugnis, dass der Compliance Monitor Larry Thompson dem Autobauer ausgestellt hat, hätte besser ausfallen können. Thompson hat Volkswagen insbesondere aufgefordert, ihm sämtliche Informationen zeitnah zur Verfügung zu stellen. Vereinzelt sei er mit der Zurückhaltung bei der Übermittlung bestimmter Informationen nicht einverstanden, hieß es im am Montag veröffentlichten ersten Zwischenbericht Thompsons nach dem "Dieselgate".

Thompson beklagte in seinem Bericht, der Autobauer habe unter Berufung auf das Anwaltsgeheimnis und den Datenschutz Schwärzungen in Dokumenten vorgenommen. Volkswagen habe immerhin Nachbesserungen zugesagt.

Aufgabe des früheren US-Staatssekretärs Thompson und seines rund 60-köpfigen Teams ist es, Volkswagen drei Jahre lang auf die Finger zu schauen, damit sich kriminelles Verhalten wie im Abgasskandal nicht wiederholt. Im Detail überwacht der Kontrolleur, ob der Autobauer den mit den US-Behörden geschlossenen Milliardenvergleich einhält. Volkswagen hatte im September 2015 zugegeben, in den USA die Abgasreinigung von Autos mit Dieselmotor manipuliert und so Kunden und Behörden betrogen zu haben.

Thompson sieht VW "eher am Anfang" der Audit-Arbeit

Kürzlich hatte Thompson fehlende personelle Folgen nach dem millionenfachen Betrug mit manipulierter Abgasreinigung kritisiert. Allerdings kündigte VW inzwischen an, sich von Mitarbeitern trennen zu wollen, die in die Abgas-Affäre verwickelt waren. Der neue VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte der Braunschweiger Zeitung, generell ahnde des Unternehmen Regelverstöße "konsequent und der jeweiligen Verantwortlichkeit oder Pflichtverletzung angemessen".

Der Zwischenbericht von Larry Thompson legte außerdem zwei Verstöße bei Volkswagen offen, wobei der Autobauer diese selbst gemeldet habe. Nach Angaben von Rechtsvorstand Hiltrud Werner wurde eine Liste von fünf Fragen im Zusammenhang mit der jährlichen Mitarbeiterbefragung "aus Versehen" nicht in die Manager-Handbücher aufgenommen. Zudem sei übersehen worden, zehn Tage vor Beginn von Emissionstests für das Modelljahr 2017 die Umweltbehörde CARB schriftlich zu informieren.

VW-Aufseher Thompson erklärte, es sei verfrüht, zu sagen, wie weit das Unternehmen bei der Umsetzung seiner Verpflichtungen gekommen sei: "Wir sind eher am Anfang unserer Audit-Arbeit." Volkswagen solle ein "besseres Unternehmen" werden.

Dazu legte er auch Handlungsempfehlungen vor - diese betreffen Analysen, ob die umgesetzten Maßnahmen wirklich greifen, aber auch Dokumentationspflichten. Auch schlug er vor, Ungenauigkeiten in Schulungsstatistiken abzustellen. Volkswagen habe zudem eine Reihe von Gremien und Prozessen eingerichtet, um Abgas- und CO2-Ziele für einzelne Fahrzeuge festzulegen, um damit die Einhaltung in der gesamten Flotte sicherzustellen. Thompson überprüft neben der Marke Volkswagen und den sogenannten Konzernfunktionen auch die Tochter Audi, Volkswagen Chattanooga und die Volkswagen Group of America.

Rechtsvorstand Werner rechnet mit "Dekaden-Horizont" beim Kulturwandel

Werner betonte, Volkswagen wolle auch in Sachen Integrität ein Vorbild sein - dies sei gleichrangig mit finanziellen Kennzahlen und Qualität der Fahrzeuge. Zu den Verstößen sagte sie: "Es ging um Dinge, die wir hätten umsetzen können, wenn wir achtsamer gewesen wären."

Ziel sei, das im April beschlossene Integritäts-Programm "Together4Integrity" bis 2020 auf die anderen Marken des VW-Konzerns auszurollen. Damit sollten 70 Prozent der Belegschaft erreicht werden. Bis 2025 wolle Volkswagen alle Tochtergesellschaften weltweit und sämtliche rund 650.000 Mitarbeitenden erreicht haben.

Werner machte auch klar, dass die vielbeschworene Verbesserung der Unternehmenskultur für den Konzernvorstand "oberste Priorität" habe. "Für den weiteren Kulturwandel rechne ich mit einem Dekaden-Horizont", sagte sie. Auch der Schulungsaufwand sei hoch: Allein im vergangenen November seien rund 7.300 Manager mit Themen rund um Integrität und Unternehmenskultur vertraut gemacht worden. Dies sei auch für andere Marken und Regionen vorgesehen.

dpa/ah/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Erster Zwischenbericht des Compliance Monitor: US-Aufseher ist mit Volkswagen nicht zufrieden . In: Legal Tribune Online, 27.08.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/30579/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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