Druckversion
Dienstag, 18.11.2025, 21:11 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/kanzleien-unternehmen/k/volkswagen-abgasskandal-compliance-monitor-larry-thompson-zwischenbericht-kritik
Fenster schließen
Artikel drucken
30579

Erster Zwischenbericht des Compliance Monitor: US-Auf­seher ist mit Volks­wagen nicht zufrieden

27.08.2018

Autoauspuff

© gesrey - stock.adobe.com

Volkswagens Compliance Monitor Larry Thompson hat seinen ersten Zwischenbericht zur Aufarbeitung des Abgasskandals bei dem Autobauer vorgelegt. Er bemängelte unter anderem, dass VW ihm Informationen vorenthalte.

Anzeige

Das erste Zwischenzeugnis, dass der Compliance Monitor Larry Thompson dem Autobauer ausgestellt hat, hätte besser ausfallen können. Thompson hat Volkswagen insbesondere aufgefordert, ihm sämtliche Informationen zeitnah zur Verfügung zu stellen. Vereinzelt sei er mit der Zurückhaltung bei der Übermittlung bestimmter Informationen nicht einverstanden, hieß es im am Montag veröffentlichten ersten Zwischenbericht Thompsons nach dem "Dieselgate".

Thompson beklagte in seinem Bericht, der Autobauer habe unter Berufung auf das Anwaltsgeheimnis und den Datenschutz Schwärzungen in Dokumenten vorgenommen. Volkswagen habe immerhin Nachbesserungen zugesagt.

Aufgabe des früheren US-Staatssekretärs Thompson und seines rund 60-köpfigen Teams ist es, Volkswagen drei Jahre lang auf die Finger zu schauen, damit sich kriminelles Verhalten wie im Abgasskandal nicht wiederholt. Im Detail überwacht der Kontrolleur, ob der Autobauer den mit den US-Behörden geschlossenen Milliardenvergleich einhält. Volkswagen hatte im September 2015 zugegeben, in den USA die Abgasreinigung von Autos mit Dieselmotor manipuliert und so Kunden und Behörden betrogen zu haben.

Thompson sieht VW "eher am Anfang" der Audit-Arbeit

Kürzlich hatte Thompson fehlende personelle Folgen nach dem millionenfachen Betrug mit manipulierter Abgasreinigung kritisiert. Allerdings kündigte VW inzwischen an, sich von Mitarbeitern trennen zu wollen, die in die Abgas-Affäre verwickelt waren. Der neue VW-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte der Braunschweiger Zeitung, generell ahnde des Unternehmen Regelverstöße "konsequent und der jeweiligen Verantwortlichkeit oder Pflichtverletzung angemessen".

Der Zwischenbericht von Larry Thompson legte außerdem zwei Verstöße bei Volkswagen offen, wobei der Autobauer diese selbst gemeldet habe. Nach Angaben von Rechtsvorstand Hiltrud Werner wurde eine Liste von fünf Fragen im Zusammenhang mit der jährlichen Mitarbeiterbefragung "aus Versehen" nicht in die Manager-Handbücher aufgenommen. Zudem sei übersehen worden, zehn Tage vor Beginn von Emissionstests für das Modelljahr 2017 die Umweltbehörde CARB schriftlich zu informieren.

VW-Aufseher Thompson erklärte, es sei verfrüht, zu sagen, wie weit das Unternehmen bei der Umsetzung seiner Verpflichtungen gekommen sei: "Wir sind eher am Anfang unserer Audit-Arbeit." Volkswagen solle ein "besseres Unternehmen" werden.

Dazu legte er auch Handlungsempfehlungen vor - diese betreffen Analysen, ob die umgesetzten Maßnahmen wirklich greifen, aber auch Dokumentationspflichten. Auch schlug er vor, Ungenauigkeiten in Schulungsstatistiken abzustellen. Volkswagen habe zudem eine Reihe von Gremien und Prozessen eingerichtet, um Abgas- und CO2-Ziele für einzelne Fahrzeuge festzulegen, um damit die Einhaltung in der gesamten Flotte sicherzustellen. Thompson überprüft neben der Marke Volkswagen und den sogenannten Konzernfunktionen auch die Tochter Audi, Volkswagen Chattanooga und die Volkswagen Group of America.

Rechtsvorstand Werner rechnet mit "Dekaden-Horizont" beim Kulturwandel

Werner betonte, Volkswagen wolle auch in Sachen Integrität ein Vorbild sein - dies sei gleichrangig mit finanziellen Kennzahlen und Qualität der Fahrzeuge. Zu den Verstößen sagte sie: "Es ging um Dinge, die wir hätten umsetzen können, wenn wir achtsamer gewesen wären."

Ziel sei, das im April beschlossene Integritäts-Programm "Together4Integrity" bis 2020 auf die anderen Marken des VW-Konzerns auszurollen. Damit sollten 70 Prozent der Belegschaft erreicht werden. Bis 2025 wolle Volkswagen alle Tochtergesellschaften weltweit und sämtliche rund 650.000 Mitarbeitenden erreicht haben.

Werner machte auch klar, dass die vielbeschworene Verbesserung der Unternehmenskultur für den Konzernvorstand "oberste Priorität" habe. "Für den weiteren Kulturwandel rechne ich mit einem Dekaden-Horizont", sagte sie. Auch der Schulungsaufwand sei hoch: Allein im vergangenen November seien rund 7.300 Manager mit Themen rund um Integrität und Unternehmenskultur vertraut gemacht worden. Dies sei auch für andere Marken und Regionen vorgesehen.

dpa/ah/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Erster Zwischenbericht des Compliance Monitor: . In: Legal Tribune Online, 27.08.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/30579 (abgerufen am: 18.11.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Compliance
    • Abgasaffäre
    • Compliance
Illegal entsorgter Müll 05.11.2025
Umweltschutz

Bekämpfung von Umweltkriminalität:

Das Umwelt­straf­recht als Tür­öffner für höhere Ver­bands­geld­bußen

Das BMJV geht die Umsetzung der EU-Umweltstrafrechtrichtlinie an. Neben Änderungen im Strafgesetzbuch soll der Höchstbetrag für Verbandsgeldbußen vervierfacht werden – auch für Straftaten ohne Umweltbezug.

Artikel lesen
Dieselfahrzeug 15.10.2025
Abgasaffäre

BGH zu Verkehrs-Rechtsschutzversicherung:

Rechts­schutz erst­reckt sich auch auf den Fahr­zeu­ger­werb

Eine Dieselklage gab dem BGH Gelegenheit, eine hochumstrittene Rechtsfrage zur Verkehrs-Rechtsschutzversicherung zu klären: Die Versicherung erstreckt sich auch auf Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Fahrzeugs. 

Artikel lesen
Abgase aus Autoauspuff 25.09.2025
Abgasaffäre

OVG Schleswig-Holstein gibt Klage von DUH statt:

Mil­lionen Die­sel­fah­rern droht die Still­le­gung ihres Fahr­zeugs

Das Schleswig-Holsteinische OVG bestätigt: Vom Kraftfahrt-Bundesamt genehmigte VW-Abschalteinrichtungen sind illegal. Das Urteil im Musterverfahren dürfte Auswirkungen auf Millionen Dieselfahrzeuge haben. Es droht sogar die Stilllegung.

Artikel lesen
Abgase aus Auspuff 01.08.2025
Abgasaffäre

EuGH zum Dieselskandal bei VW:

Typen­ge­neh­mi­gung begründet keinen unver­meid­baren Ver­bot­s­irrtum

Die illegale Abschalteinrichtung ist von der Behörde genehmigt gewesen – wieso also dafür haften? So versuchen Automobilhersteller sich im Dieselskandal aus der Verantwortlichkeit zu befreien. Das geht aber nicht, findet der EuGH.

Artikel lesen
Ex-VW-Chef Martin Winterkorn beim Prozessauftakt 01.07.2025
Abgasaffäre

Ex-VW-Manager nicht verhandlungsfähig:

LG Braun­schweig stellt Ver­fahren gegen Win­ter­korn vor­läufig ein

Martin Winterkorn war VW-Chef, als der Dieselskandal aufflog. Der Strafprozess gegen ihn stockt schon länger aus gesundheitlichen Gründen. Nun hat das Gericht das Verfahren wegen eines Verfahrenshindernisses vorläufig eingestellt.

Artikel lesen
Versicherung lehnt Kostenübernahme ab 17.04.2025
Betrug

Versicherer im Strudel von "Delay, Deny, Defend":

Zuläs­sige Ver­tei­di­gungs­st­ra­tegie oder Betrug am Ver­si­cherten?

Der Mordfall Luigi Mangione lässt in den USA eine kontroverse Debatte aufkeimen. Was sagt das deutsche Recht: Dürfen Versicherer systematisch Deckungszusagen verweigern – obwohl ein Anspruch besteht? Wann ist das ein Compliance-Fall?

Artikel lesen
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Osborne Clarke GmbH & Co. KG
Men­tee (w/m/d) für un­ser OCh­an­ce Men­to­ring- und Sti­pen­di­en­pro­gramm

Osborne Clarke GmbH & Co. KG , Ham­burg

Logo von Osborne Clarke GmbH & Co. KG
Men­tee (w/m/d) für un­ser OCh­an­ce Men­to­ring- und Sti­pen­di­en­pro­gramm

Osborne Clarke GmbH & Co. KG , Mün­chen

Logo von Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern
As­so­cia­tes - Tra­de, Com­p­li­an­ce & In­ves­ti­ga­ti­on - Ber­lin

Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern , Ber­lin

Logo von Osborne Clarke GmbH & Co. KG
Rechts­an­walt mit Be­ruf­s­er­fah­rung (w/m/d) Com­p­li­an­ce & In­ves­ti­ga­ti­on

Osborne Clarke GmbH & Co. KG , Ber­lin

Logo von RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) als An­ge­s­tell­te oder in frei­er Mit­ar­beit

RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH , 100% Re­mo­te

Logo von Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB
Rechts­an­walt (w/m/d) Glo­bal Mo­bi­li­ty

Schlun & Elseven Rechtsanwälte PartG mbB , Köln

Logo von Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern
Mid-Le­vel As­so­cia­tes | Tra­de, Com­p­li­an­ce & In­ves­ti­ga­ti­on | Ber­lin

Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern , Ber­lin

Logo von Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern
Re­fe­ren­da­re | Düs­sel­dorf

Baker McKenzie Rechtsanwaltsgesellschaft mbH von Rechtsanwälten und Steuerberatern , Düs­sel­dorf

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Logo von FPS Rechtsanwaltsgesellschaft mbH & Co. KG
Wandhängende WCs und andere Luxusmodernisierungen - – Soziales Erhaltungsrecht in der anwaltlichen Praxis

04.12.2025, Berlin

Logo von Deloitte Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Carve-Out-Transaktionen: Rechtliche, finanzielle und IT-Herausforderungen meistern

26.11.2025

Verfahren wegen Kindesmissbrauchs und Kinderpornographie (5 Zeitstunden)

25.11.2025

Aktuelle Rechtsprechung im Wohn- und Gewerberaummietrecht (5 Zeitstunden)

25.11.2025

Verlesen statt vernehmen? – Hürden und Schwachstellen beim Urkundenbeweis (5 Zeitstunden)

25.11.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH