Karriere in der Großkanzlei: Jen­seits von Up-or-Out

von Désirée Balthasar

14.06.2016

2/2 Business Development & Knowledge Management - eine Traumhochzeit

Über Verträgen zu brüten, die Musterdokumente ständig zu aktualisieren, Marktstandards und die Rechtsentwicklung im Blick behalten - diese Zeit fehlt vielen Rechtsberatern in der täglichen Mandatspraxis. Hier springen die Wissensmanager ein und pflegen Datenbanken und Blogs, verschicken Newsletter und arbeiten den Rechtsberatern inhaltlich zu.

"Als Kanzlei platziert man sich dann erfolgreich und nachhaltig am Markt, wenn Knowledge Management und Business Development eng zusammenarbeiten", glaubt Sabine Küper. Die 54jährige Anwältin ist Head of Knowledge Management im Bereich Corporate/M&A bei White & Case in Frankfurt.

Küper hat als Investmentbankerin bei der Deutschen Bank angefangen und war dort Vorstandsassistentin*. Anschließend arbeitete sie als Justiziarin in der Kreditkartenbranche. Vor zwei Monaten wechselte Küper von Freshfields Bruckhaus Deringer, wo sie acht Jahre lang als Knowledge Managerin gearbeitet hat. Sie kennt die Notwendigkeit, Kanzlei-Wissen für das Business Development nutzbar zu machen. "Denn dann ist es für beide Seiten befruchtend. Der gegenseitige Austausch ist das, was zählt. Um herauszufinden, was die Mandanten wirklich interessiert und woher die Informationen dafür kommen."

Zeitersparnis und höhere Effizienz

Küper treibt bei White & Case den Ausbau des Know-How-Managements voran. Die Zusammenarbeit mit den Business Development-Kollegen ist eng. Für sie ist klar: "Man wird nur dann vom Mandanten wahrgenommen, wenn man die Stärken beider Bereiche hervorhebt." Sie erstellen beispielsweise gemeinsam Mandantenbriefings. In einem solchen Fall skizziert der jeweilige Knowledge Lawyer die Inhalte und spricht diese mit den zuständigen Partnern ab. Die Kollegen des Business Development finalisieren schließlich den Entwurf.

Die Kollegen von Küper kümmern sich um die Wissensbasis der Kanzlei. "Wir pflegen und aktualisieren interne juristische Know-how-Datenbanken und sammeln Informationen, die Transaktionen betreffen und interessant für Anwälte anderer Fachbereiche sein könnten", sagt Küper. "Teilweise werden diese anonymisiert, damit keine Mandatsgeheimnisse verletzt werden." Der Grund ist eindeutig: Zeitersparnis. "Niemand muss das Rad neu erfinden oder sich aufwendig eigene Informationen beschaffen, die bereits in unseren Systemen vorhanden sind. So ist es effizienter und kostengünstiger."

Auch Rechtsabteilungen entdecken das Knowledge Management

Auch die White & Case-Anwältin schätzt die Vielfältigkeit und den großen Gestaltungsspielraum ihrer Arbeit. "Was uns auszeichnet ist eine Mischung aus juristischem Expertenwissen und aktueller Marktkenntnis." Das hat sich sogar bis in die Rechtsabteilungen herumgesprochen. Küper erzählt, dass sie vermehrt Anfragen von Inhousejuristen erhalten, die selbst Wissensmanagement in ihren Strukturen implementieren möchten.

Die eingeschworene Gemeinde von Knowledge Managern in Deutschland ist überschaubar und wächst nur langsam. Zwei Mal pro Jahr treffen sich die Kanzlei-Wissensmanager zum Roundtable und tauschen sich über aktuelle Entwicklungen aus. Und eines wird deutlich, wenn man sich die Fluktuation unter den Anwälten in der klassischen Rechtsberatung ansieht: Wer einmal einen solchen Job ergattert hat, der gibt ihn nicht mehr her.

* In einer früheren Version des Artikels stand hier zunächst fälschlicherweise Vorstandsmitglied (LTO-Redaktion, 16.6.2016, 10:06).

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Karriere in der Großkanzlei: Jenseits von Up-or-Out . In: Legal Tribune Online, 14.06.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19656/ (abgerufen am: 25.04.2024 )

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