Insolvenz der EN Storage: Ermitt­lungen wegen Betrugs­ver­dachts

07.04.2017

Die Insolvenz der EN Storage beschäftigt nicht nur das Insolvenzgericht, sondern auch die Staatsanwaltschaft. Das Unternehmen hatte Geld von Anlegern eingeworben, um in IT-Infrastruktur zu investieren.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart, aber auch der vorläufige Insolvenzverwalter von EN Storage, Dr. Holger Leichtle von der Kanzlei Schultze & Braun, versuchen derzeit, die Umstände aufzuklären, die zur Insolvenz der EN Storage GmbH geführt haben.

EN Storage hatte als Geschäftsmodell angegeben, international tätigen Firmen, Industrieunternehmen und staatlichen Nutzern als Dienstleister unternehmenseigene IT-Infrastruktur zur Datenspeicherung bereitzustellen. Das Geld für den Aufbau der notwendigen Server-Infrastruktur sammelte EN Storage bei mehr als 2.000 Anlegern ein. Diese zeichneten Unternehmensanleihen oder investierten sogar direkt in Server. Der Mindesteinsatz betrug 1.000 Euro.

Schadenshöhe wird auf 90 Millionen Euro geschätzt

"Stand heute müssen wir aber davon ausgehen, dass ein Großteil des ausgewiesenen Geschäfts gar nicht existierte und dass die Gelder der Anleger nicht in die versprochene Infrastruktur investiert wurden", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Leichtle. "Gleichzeitig ist es wohl so, dass die wenigen vorhandenen Server nicht einzelnen Direktinvestoren zugeordnet werden können, wie das Unternehmen dies ursprünglich zugesichert hatte", fährt er fort. Die Höhe des Schadens dürfte sich ersten Schätzungen zufolge auf mindestens 90 Millionen Euro belaufen.

Das vorhandene Firmenvermögen und eventuell auf Servern gelagerte Kundendaten habe der vorläufige Insolvenzverwalter noch am Tag seiner Bestellung gesichert. Er hat Forensik-Spezialisten seiner Kanzlei hinzugezogen, um die Geschäftsvorgänge aufzuarbeiten. So könnte gegebenenfalls verschobenes Vermögen in die Masse zurückgeholt oder Ansprüche geltend gemacht werden, sagt Leichtle.

Das Amtsgericht Stuttgart wird das Insolvenzverfahren voraussichtlich zum 2. Mai anordnen. Erst dann können Anleihegläubiger und Anleger, die direkt in Server investiert haben, ihre Ansprüche anmelden. Über die Höhe der Quote wollte der Insolvenzverwalter noch keine Schätzung abgeben.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte Medienberichten zufolge Ende Februar wegen Betrugsverdachts die Geschäftsräume von EN Storage durchsucht. Ein Geschäftsführer des Unternehmens soll in Untersuchungshaft sitzen. Kurze Zeit später meldete EN Storage Insolvenz an.

Beteiligte Kanzleien

Quelle: ah/LTO-Redaktion mit Material von Schultze & Braun

Zitiervorschlag

Insolvenz der EN Storage: Ermittlungen wegen Betrugsverdachts . In: Legal Tribune Online, 07.04.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22606/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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