Mitarbeiterführung: "Neue Füh­rung" dank Legal Tech?

von Ass. jur. Carmen Schön

27.04.2017

2/2 Von Unternehmen lernen

Kanzleien, die sich über einen neuen Führungsstil Gedanken machen wollen, sollten sich zunächst Fragen, ob die Partnerschaft für das Thema Führung überhaupt schon sensibilisiert ist. Wird eine professionelle Mitarbeiterführung tatsächlich für wertig und wichtig gehalten? Sieht man den Bedarf, hier etwas zu verändern? Oder kommt man mit dem alten Modell – autoritäre Ansagen von oben – doch noch gut aus? In einem zweiten Schritt wäre zu überlegen, wie ein neuer Führungsstil aussehen müsste, damit er zur Kanzleikultur passt. Und wie könnte man ihn in die Praxis umsetzen?

In Unternehmen wird dazu oftmals zunächst das Organigramm umstrukturiert. Man denkt eher in Matrixstrukturen, nicht im klassischen Baum-Modell. So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Abteilungsleiter die fachliche Führung für zwei völlig unterschiedliche Bereiche hat. Häufig halten die Firmen außerdem Schulungen und Trainings ab, um Agilität als Bestandteil der Unternehmenskultur zu verankern. Schließlich wird die neue Art der Herangehensweise in einzelnen Pilotprojekten ausprobiert.

Auf Augenhöhe mit dem Mandanten

Dieses Vorgehen der Unternehmen lässt sich natürlich nicht eins zu eins auf Kanzleien übertragen. Es ergibt keinen Sinn, wenn ein Anwalt – nur um eine Matrixstruktur abzubilden – seinen Fachbereich verlässt und fachfremd arbeitet. Aber eine Partnerschaft sollte sich überlegen, wo genau die Herausforderungen liegen, die mit der Digitalisierung auf sie zukommen. Leitfragen wären beispielsweise: Wie stehen wir zum Einsatz von Technik? Wie sehr sind wir bereit, auf Veränderungen zu reagieren, indem wir unsere Strukturen anpassen? Wollen wir unsere Arbeitsabläufe überdenken?

Die meisten Kanzleien zeichnen sich zwar noch nicht durch eine besondere Innovationsfreude und Agilität aus. Doch es wird wichtig sein, wenn sie ihren Mandanten auch in Zukunft auf Augenhöhe begegnen wollen. Die Anwälte können ihrem Auftraggeber so zeigen, dass sie die gleichen Werte, Haltungen und Arbeitsstrukturen teilen. Hinzu kommt: Unternehmen werden andere Anforderungen an die Kanzleien stellen, die sie mandatieren, etwa was die Zusammenarbeit angeht. Auch dafür sollten die Sozietäten gewappnet sein.

Die Volljuristin Carmen Schön berät seit vielen Jahren Rechtsanwälte, Unternehmensjuristen und Wirtschaftskanzleien bei Fragen zur strategischen Ausrichtung, Positionierung im Markt, Akquise und Ausbau von Mandanten sowie Führung von Mitarbeitern.

Zitiervorschlag

Carmen Schön, Mitarbeiterführung: "Neue Führung" dank Legal Tech? . In: Legal Tribune Online, 27.04.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22764/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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