Brandanschlag auf Asylbewerberwohnheim in Saarlouis: Zweiter Tat­ver­däch­tiger fest­ge­nommen

06.06.2023

In Koblenz läuft derzeit der Mordprozess wegen des Brandanschlags auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis vor mehr als 30 Jahren. Die Bundesanwaltschaft hat nun einen zweiten Verdächtigen festgenommen. Er soll den Haupttäter angespornt haben.

Großes Aufsehen im Sommer 2022: Fast 31 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine saarländische Asylbewerberunterkunft, bei der der 27-jährige Samuel Yeboah ums Leben kam und zwei weitere Menschen verletzt wurden, erhob die Bundesanwaltschaft Anklage. Während der Mordprozess gegen den Hauptverdächtigen vor dem Oberlandesgericht (OLG) Koblenz läuft, hat die Bundesanwaltschaft am Dienstag einen zweiten Tatverdächtigen festgenommen.

Peter St. soll damals eine herausgehobene Rolle in der regionalen Skinhead-Szene innegehabt haben, so die Bundesanwaltschaft. Ihm wird Beihilfe zum Mord sowie zum 20-fachen versuchten Mord vorgeworfen. Peter St. soll den derzeit angeklagten Peter S. durch die Aussage "Hier müsste auch mal sowas brennen oder passieren" beeinflusst und bestärkt haben. St. habe sich dabei auf die damaligen zahlreichen Anschläge auf Asylbewerberunterkünfte in Ostdeutschland bezogen.

Waren drei Personen beteiligt?

Der bisher Hauptverdächtige S. soll am Morgen des 19. September 1991 das Treppenhaus eines Wohnheims für Asylbewerber im saarländischen Saarlouis mit Benzin in Brand gesetzt und dabei in Kauf genommen haben, dass die im Haus befindlichen Personen in den Flammen zu Tode kommen. Im werden Mord, 20-facher versuchter Mord sowie Brandstiftung mit Todesfolge und (in 20 Fällen) mit versuchter Todesfolge vorgeworfen. S. droht eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Im Prozess, der am 16. November in Koblenz begonnen hat, hat S. die Tat zunächst bestritten, im Mai dann aber ein Geständnis abgelegt. Nach Berichten des Saarländischen Rundfunks (SR) hat S. dabei über den Kontakt mit St. gesprochen und außerdem einen weiteren ehemaligen Neonazi-Kameraden, Heiko S., schwer belastet.

Dafür, dass noch weitere Personen involviert gewesen sein könnten, enthielt schon die Anklage gegen S. Anhaltspunkte, wenn auch nur sehr vage. Dies berichtete der SR vor Beginn des Prozesses gegen S. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sich S. und St. in der Nacht vor der Tat in einer Gaststätte in Saarlouis aufgehalten haben – zusammen "mit anderen rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen."

Die Bundesanwaltschaft bestätigt auf Anfrage von LTO, dass gegen einen weiteren Beschuldigten ermittelt wird. Es habe vor kurzem auch eine Durchsuchung stattgefunden, ein Haftbefehl liege aber bisher nicht vor.

mk/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Brandanschlag auf Asylbewerberwohnheim in Saarlouis: Zweiter Tatverdächtiger festgenommen . In: Legal Tribune Online, 06.06.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/51929/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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