Studie zur Digitalisierung in Rechtsabteilungen: Viel guter Wille, wenig Budget

von Pia Lorenz

09.11.2016

Der BUJ und die Wirtschaftskanzlei CMS haben die Studie "Digital Economy & Recht" vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen: Die Syndizi stehen dem digitalen Wandel recht positiv gegenüber. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass er ihnen bisher mehr Arbeit macht als erspart.

In der Studie "Digital Economy & Recht", die der Bundesverband der Unternehmensjuristen e. V. (BUJ) und die Wirtschaftskanzlei CMS am Mittwoch vorstellten, geben Vertreter aus 305 Rechtsabteilungen Auskunft darüber, wie sie auf die digitale Transformation vorbereitet sind. Ihre Antworten zeigen die beiden Perspektiven, aus denen Inhouse-Juristen mit der Digitalisierung konfrontiert sind: Auf der einen Seite stehen sie in ihrer inhaltlichen Arbeit zunehmend vor Fragen im Kontext der Digitalisierung. Und die verlangen, so die Teilnehmer, nicht nur auf rechtlicher, sondern auch auf kommunikativer und sozialer Ebene neue Fähigkeiten. Auf der anderen Seite verändert die Digitalisierung, speziell die als Legal Tech bezeichneten technischen Möglichkeiten, die Arbeitsabläufe und Organisationseinheiten der Juristen. 

Knapp 70 Prozent der Befragten beurteilen den Einfluss der digitalen Transformation auf ihr Unternehmen und auf die Arbeit in der Rechtsabteilung als stark. Diesen Veränderungsprozess bewerten über 62 Prozent von ihnen auch als überwiegend positiv. Rund 73 Prozent der interviewten Syndizi erwarten sogar, dass ein steigender Bedarf an digital kompetenten Juristen zusätzliche Jobs in den Rechtsabteilungen schaffen wird. 

Die Umsetzung bleibt bislang allerdings hinter diesen Hoffnungen zurück. Nur eine Minderheit von 4,5 Prozent der Befragten fühlt sich "sehr gut vorbereitet" auf die anstehenden Veränderungen. Mag es da trösten, dass die Studienteilnehmer den Rechtsstandort Deutschland für noch schlechter gerüstet halten als sich selbst? Die insgesamt vergebene, eher kritische Schulnote 3 begründen sie vor allem mit der zögerlichen Haltung beim Einsatz neuer Technologien, fehlender Technikaffinität und einer wenig fortschrittlichen Denkweise hierzulande.

Die meisten sind dafür, die wenigsten setzen es um

Marie-Alix Freifrau Ebner von Eschenbach begrüßt die Offenheit der Unternehmensjuristen beim Thema Digitalisierung. Sie hätten erkannt, dass mit Legal Tech eine Qualitäts- und Effizienzsteigerung in der Rechtsberatung möglich werde, so die Geschäftsführerin des BUJ.  "Dadurch werden sich sicherlich die Aufgaben und Arbeitsabläufe in der Rechtsabteilung verlagern, gleichzeitig werden aber auch Freiräume für neue rechtliche Herausforderungen geschaffen." 

Derzeit scheinen die Rechtsabteilungen davon aber noch recht weit entfernt zu sein. 48,5 Prozent der Befragten aus 25 Branchen halten sich für "befriedigend" auf die Folgen der Digitalisierung für ihre eigene Position und Organisation vorbereitet, 6,5 Prozent der Teilnehmer finden sich sogar unzureichend vorbereitet.

Für ihre negative Einschätzung nennen die Syndizi im Wesentlichen drei Gründe: Es mangele an dringend nötigen Mitarbeitern mit entsprechendem Know-How, zudem fehlten das Verständnis und die Bereitschaft für Veränderungen. Dazu trügen auch ein zu hohes Alter bei Kollegen, fehlende Fortbildungen und zu geringe Anpassungsgeschwindigkeit bei. 

Ausschlaggebend seien aber das Fehlen dringend erforderlicher Ressourcen und zu geringe Budgets. Auch künftig haben nur neun Prozent der Befragten vor, für das Thema zusätzliche Ausgaben aufzuwenden – für diese veranschlagen sie dann allerdings recht beträchtliche 18 Prozent des Budgets. Knapp 40 Prozent wollen die anfallende Mehrarbeit durch Prozessoptimierungen auffangen und weitere 14 Prozent planen, bestehende Kapazitäten in anderen Rechtsgebieten zugunsten der Digitalisierung zu verlagern.&

Zitiervorschlag

Pia Lorenz, Studie zur Digitalisierung in Rechtsabteilungen: Viel guter Wille, wenig Budget . In: Legal Tribune Online, 09.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21111/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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