Was Synidzi jetzt lernen müssen: Datenschutz, neue Geschäftsmodelle & Social skills
Dass die Digitalisierung ganz neue Rechtsfragen auf die Agenda bringt, ist den Befragten sehr deutlich bewusst. Schon jetzt ist ihren Angaben nach im Durchschnitt fast jeder dritte Jurist (31,4 Prozent) mit digitalen Themen betraut. Die Teilnehmer wenden ein bis zwei Fünftel ihrer Kapazität für Aspekte und Fragen der Digitalisierung auf. Und für immerhin ein Fünftel der Befragten (17,1 Prozent) ist Digitales mit einem Aufwandsanteil von mehr als 60 Prozent schon heute zum Schwerpunkt ihres Jobs geworden.
85 Prozent erwarten höhere Anforderungen an das Know-how. Dabei stehen die Rechtsgebiete rund um den Datenschutz und die IT-Sicherheit sowie Haftungs- und Regulierungsfragen klar im Vordergrund. Und auf reine Rechtsfragen wird sich das Wissen, das die Unternehmensjuristen sich aneignen müssen und wollen, nicht beschränken.
Zwei Drittel der Studienteilnehmer prognostizieren, dass sich die Rechtsabteilungen künftig verstärkt auf neue Themen und Geschäftsmodelle einstellen müssen. "Neue rechtliche Fragestellungen werden zukünftig häufiger interdisziplinär im gemeinsamen Diskurs zwischen Juristen und Fachabteilungen zu lösen sein. Auch bei Produktentwicklungsprozessen wird eine frühe Einbindung von Juristen unerlässlich sein," so Dr. Markus Häuser, Partner im Geschäftsbereich TMC (Technologie, Medien, Kommunikation) bei CMS, bei der Vorstellung der Studie am Mittwoch in Frankfurt. Der digitale Wandel wird nach Ansicht der Syndizi zudem die Kommunikationskultur verändern und in Unternehmen die Bereitschaft erhöhen, öfter Neues zu probieren.
Das entspricht der Einschätzung der - wenigen - Rechtsabteilungen, die sich gut auf die Transformation vorbereitet sehen. Sie begründen das vor allem damit, dass fachübergreifende, interdisziplinäre Teams zum Thema Digitalisierung gebildet und frühzeitig Verantwortliche dafür bestimmt wurden. Im Rechtsbereich seien Spezial-Software und Fortbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter eingeführt worden.
Die Großen integrieren, die Kleinen wollen auslagern
Es liegt auf der Hand, dass derartige Prozesse eher in großen Einheiten implementiert werden können als in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Im Einfluss der Digitalisierung auf die Zukunft sehen Beschäftigte aus Großunternehmen mit einem Umsatz von über 10 Milliarden Euro dementsprechend auch eher eine "Chance", während sich Angehörige der KMU etwas weniger optimistisch zeigen. Insgesamt fällt der Unterschied im Meinungsspektrum zwischen Angehörigen von Großunternehmen und von Kleinunternehmen aber bemerkenswert gering aus.
Das unterstrich auch Peter Schneider, Geschäftsführer und Chefredakteur der BUJ-Zeitschrift Unternehmensjurist: "In großen Einheiten sind mehr Budgets da und auch größere Skaleneffekte, sicherlich gibt es bei den kleineren Unternehmen in der Umsetzung auch noch mehr Nachholbedarf", so Schneider, der die Studie auf Seiten des BUJ mit konzipierte und umsetzte. Doch die kleinen Unternehmen würden im Laufe der Zeit aufschließen; auch bei ihnen nähmen das Vertragsrecht, die Organisation und das Dokumentenmanagement viel Manpower und Zeit in Anspruch.
Nach den jüngsten Erfahrungen von CMS-Partner Häuser ziehen Rechtsabteilungen kleinerer Unternehmen daraus eine andere Konsequenz. Wenn die nötigen Ressourcen sich nicht in einer kleineren Rechtsabteilung abbilden ließen, fragten diese zunehmend bei den Kanzleien an, ob sie die von diesen eingesetzten Tools nutzen könnten. Ob und wie das im Einzelfall umsetzbar sei und welche Haftungsrisiken es eventuell gebe, müsse im Einzelfall geprüft werden. CMS setzt intern schon seit längerem auf den Einsatz von Legal Tech sowohl bei der Erstellungals auch bei der Überprüfung und Verwaltung von Verträgen. "In der Kombination von integrierten, effizienzsteigernden Lösungen und spezialisierter anwaltlicher Expertise liegt aus unserer Sicht die Zukunft der Rechtsberatung", ergänzt Kolster.
Ob nun in den Anwalts-Teams der Kanzleien oder in den Rechtsabteilungen kleiner bis großer Unternehmen: Dass Maschinen bald ihren Job übernehmen könnten, befürchtet keiner der Juristen. Ganz im Gegenteil: Über zu wenig neue Aufgaben und Herausforderungen kann sich offenbar niemand beschweren.
Pia Lorenz,
Studie zur Digitalisierung in Rechtsabteilungen:
. In: Legal Tribune Online,
09.11.2016
, https://www.lto.de/persistent/a_id/21111 (abgerufen am:
10.11.2025
)
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