Of all the things I’ve lost, I miss my mind the most: Tierische Weihnachten beim türkischen Haustierhasser

von Ahmet Kabakyer

29.12.2012

Ja, Ahmet Kabakyer feiert Weihnachten – so ein bisschen. Bei der Geschenkesuche nach dem ausgefallenen Weltuntergang fand der WissMit neben Unverschämtheiten für Juristen und einem günstigen Freitod-Angebot immerhin einen Hamster. Dabei kann Tier-Zuhälterei doch selbst für einen Türken mit Beschützerinstinkt nicht lukrativ sein. Dann schon eher: Der Katzenkönig für den Hausgebrauch.

Mann, habe ich lange nachgedacht. Gegen Ende des Jahres fliegen einem die Themen für eine Kolumne ja nur so zu. "Der Jurist zu Weihnachten". Oder "Der rechtliche Jahresrückblick". Und dann auch noch diese Biene Maja-Weltuntergangsgeschichte.

Mein Vater wollte mich beruhigen: "Was interessiert es mich, was die Maya sagen. Jeder Mensch erlebt seinen eigenen Weltuntergang. Dann, wenn er stirbt. Verstehst du das mein Sohn? Verstehst du das?" Er packt mich an meiner Schulter, legt seinen Kopf aufs Kissen und schläft ein. Ganz spurlos scheint die Sache nicht an ihm vorbeigegangen zu sein, wenn er einen perfekten Abgang samt passendem Aphorismus übt.

Aber da ist er die Ausnahme; nur die wenigsten haben diese massenmediale Panikmache überhaupt noch ernst genommen. Das haben die Maya wirklich nicht verdient. 1999 hatte man noch Respekt vor Armageddon-Prophezeiungen. Und jetzt? Weltuntergangs-Afterpartys, wohin man guckt, ständig auf Facebook irgendwelche Posts àla "ja wo isser denn der Weltuntergang? FUCK MAYA – Wir zerstören uns schon heute.lol." Meine Güte, hätte ich gelacht, wenn die Welt vor einer Woche tatsächlich untergegangen wäre. rofl.

Geschenke für Juristen: Eine Frechheit

Dieses Jahr hatte ich mit dem Weltuntergang also wenigstens eine sinnfreie Ausrede, was den Einkauf der Geschenke zum letztmöglichen Zeitpunkt (also an Heiligabend) angeht. Und ja, ich feiere Weihnachten, allerdings nur aktiv, das heißt als Muslim schenke ich nur und habe einen Weihnachtsbaum, lasse mich aber nicht beschenken; das mit der Religion erkläre ich ihnen mal, wenn wir in Deutschland wieder eine sozialpolitische Debatte im Hinblick auf Deutsche mit Migrationshintergrund haben, welche über die Religion ausgefochten wird. Schächten, Kopftuch und Beschneidung waren ja schon dran, mal sehen, was als nächstes kommt.

Also laufe ich wie immer am 24. Dezember  in die Nürnberger Innenstadt, um meine Einkäufe zu tätigen, wohl wissend, dass jeder Asiate (mithin über 2,5 Milliarden Menschen) einmal in seinem Leben das Reichsparteitagsgelände gesehen haben muss und seinen Ausflug immer mit einem Besuch des Nürnberger Christkindlesmarkts (bitte: es heißt nicht Weihnachtsmarkt!) kombiniert. Ich schaffe es endlich in einen Supermarkt, will mir Glühwein und noch schnell einen Milka-Weihnachtsmann holen. Zu spät, die haben bereits die Ostereier und den Lindt-Bären, äh Goldhasen im Sortiment. Ich hätte mir bereits im August Butter-Spekulatius und gefüllte Lebkuchenherzen kaufen sollen.

Dann laufe ich in die Buchhandlung und mache das schlimmste, was man als Jurist machen kann. Ich kaufe Kollegen zu Weihnachten Bücher wie "Lexikon der Rechtsirrtümer" oder "Die besten juristischen Stilblüten".  Das ist wirklich eine Frechheit und die Steigerung dessen, dass man von Familienangehörigen (Nichtjuristen) stets derartige Bücher geschenkt bekommt. Ich mache das ja auch nur, um meine Freunde zu ärgern. Meiner besten Freundin, die keine Rapmusik hört, habe ich mal die Bushido-Biographie geschenkt. Und mein Neffe bekommt einen Goldhamster, weil die Schwägerin – ebenso wie ich – Haustiere hasst.

Zitiervorschlag

Ahmet Kabakyer, Of all the things I’ve lost, I miss my mind the most: Tierische Weihnachten beim türkischen Haustierhasser . In: Legal Tribune Online, 29.12.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7870/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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