Porsche Cayenne Hybrid: Anschleichen, sprinten, segeln

Ingo Reuss

23.04.2010

Ein Porsche, den keiner hört, wenn er gestartet wird? Kein Aufheulen der metallisch klingenden Sechszylinder, kein sonores Brabbeln der Achtzylinder? Das gibt es nicht? Doch: Es ist ein Cayenne, der sich fast lautlos mit immerhin bis zu 50 km/h aus dem Wohngebiet schleicht. Der V6 mit seinem typischen Sound setzt erst ein, wenn das Gaspedal gedrückt wird.

Die Nadel des Drehzahlmessers rückt ein winziges Stückchen vor, zeigt nur "Fertig" an, das Achtganggetriebe auf "D" und schon rollt der Hybrid-Cayenne los. Der Elektromotor leistet 34 kW, knapp 50 PS - genug für kurze Strecken rein elektrisch und damit emissionsfrei vor Ort. Wenn die Post richtig abgehen soll, erweist sich der starke V6-Benziner als idealer Partner: Aufgeladen per Kompressor holt er aus drei Liter Hubraum 333 PS. Zusammen liefern die beiden Motoren so viel Kraft wie der Cayenne S mit V8-Triebwerk.

Beim Anfahren verleiht die E-Maschine mit dem Boost-Effekt zusätzlichen Schub. Der Hybrid-Cayenne kann sogar segeln: Bis Tempo 150 schaltet der Verbrennungsmotor komplett ab, wenn er keine Kraft abgeben muss. Der Fahrer spürt nichts von den Übergängen, alles spielt sich schnell und komfortabel im Hintergrund ab.

Große Geländewagen gelten als Benzinschlucker, aber speziell dem Vollhybrid-Cayenne hat Porsche den Spritdurst abgewöhnt: Nur 8,2 Liter auf 100 Kilometer (im EU-Mix) konsumiert der SUV mit den beiden Herzen unter der Motorhaube. Für Umweltbewusste: Der Wert entspricht einem Schadstoffausstoß von 193 Gramm CO2 pro Kilometer.

Gerade gut betuchte Kreise setzen in jüngster Zeit auf die Schonung der Umwelt – ein Thema, das zunehmend bei Neuanschaffungen und in Verkaufsverhandlungen zum Argument wird. Ein "grünes Gewissen" zu haben, gilt als vorbildlich und gut, nicht nur in US-Staaten wie Kalifornien oder New York. Im Fahralltag dürften die genormten Werte allerdings um einiges überschritten werden.

Nicht klobig, aber innen großzügig

In der neuen Generation des Porsche-SUVs hat sich außen wie innen viel getan. Vor allem die Schnauze ähnelt jetzt stärker den Sportwagen aus Zuffenhausen. Auch sonst wirkt er nicht so kantig und klobig, sieht eher aus wie der kleine Bruder vom Vorgängermodell. Tatsächlich legt er aber um knapp fünf Zentimeter in der Länge zu. Beim Radstand ist es ein Plus von beachtlichen vier Zentimetern: Das schlägt sich voll im Innenraum nieder - der wird deutlich großzügiger und variabler.

Wer mehr Raum im ohnehin schon üppigen Gepäckabteil braucht, schiebt die Rückbank um bis zu 16 Zentimeter nach vorn. Für die geradezu fürstliche Unterbringung von Gästen im Fond gleiten die Sitze zurück, in drei Stufen lässt sich zudem die Neigung der Rücklehnen verstellen.

Sportlich-chic gibt sich der Neue im Innenraum. Die für die Marke typische Cockpit-Gestaltung zieht auch in den SUV ein. Zum Blickfang im komplett neu gestylten Interieur wird die nach vorn ansteigende Mittelkonsole. Auch die Wähl- oder Schalthebel für die optionale Achtgang-Tiptonic S oder die Sechsgangschaltung sind nun höher gesetzt.

Spürbar leichtfüßiger als sein Vorgänger

Die Zuffenhausener Sportwagenschmiede hat den Dicken auf Diät gesetzt: Leichteres Material und die beim Allradantrieb eingesparten 180 Kilogramm wirken sich in mehrfacher Weise aus. Resultat: Der neue, abgespeckte Cayenne fährt sich agiler und fahraktiver. Weniger Pfunde bedeuten auch mehr Leistung. Der große SUV beschleunigt schneller und spürbar leichtfüßiger als sein Vorgänger. Nicht zuletzt sinkt in allen Motorvarianten der Spritverbrauch.

Am 8. Mai startet der Cayenne in den Verkauf. Die Preispalette beginnt bei 55.431 Euro. Das Einstiegsmodell mit 3,3-Liter-V6 leistet jetzt 300 PS und verbraucht mit der optionalen Achtgang-Tiptronic rund 20 Prozent weniger Kraftstoff. Nur 9,9 Liter pro 100 Kilometer werden im Mix angegeben. Entsprechende Einsparungen gelten auch für den Diesel mit 240 PS, der 59.596 Euro kostet: Der Verbrauch sinkt von 9,3 auf 7,4 Liter. Für den Hybrid verlangt Porsche 78.636 Euro, für den Turbo 115.526 Euro.

Der Autor Ingo Reuss lebt und arbeitet als Fachjournalist in Ockenfels (Linz am Rhein). Er ist seit vielen Jahren für große Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachmagazine tätig.

Zitiervorschlag

Ingo Reuss, Porsche Cayenne Hybrid: Anschleichen, sprinten, segeln . In: Legal Tribune Online, 23.04.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/409/ (abgerufen am: 27.03.2024 )

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