Verurteilung wegen Vergewaltigung: Harvey Wein­stein drohen bis zu 24 Jahre Haft

20.12.2022

Über zehn Tage haben die Geschworenen in Los Angeles beraten. Nun haben sie Harvey Weinstein im Vergewaltigungsprozess schuldig gesprochen. Dem 70-Jährigen drohen bis zu 24 Jahre Haft.

Harvey Weinstein sitzt seit 2020 bereits eine langjährige Haftstrafe wegen Sexualstraftaten ab - jetzt kommen weitere Jahre hinter Gitter dazu: zwölf Geschworene in Kalifornien haben den ehemaligen Hollywood-Mogul in drei Anklagepunkten, darunter Vergewaltigung, schuldig gesprochen. Nach mehr als 40-stündigen Beratungen über zehn Tage hinweg gab die Jury am Montag (Ortszeit) im Gericht in Los Angeles das Urteil bekannt.

Doch es war keine totale Niederlage für den 70-jährigen Weinstein. In einem Fall wurde er freigesprochen, in drei weiteren Anklagepunkten konnten sich die acht Männer und vier Frauen nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen. Für diese drei Vorwürfe, darunter Vergewaltigung und erzwungener Oralverkehr, stellte die Richterin ein sogenanntes Fehlverfahren ("Mistrial") fest.

Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten hätten Weinstein über 60 Jahre Haft gedroht. Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft sind nun noch bis zu 24 Jahre Haft möglich. Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.

"Macht benutzt, um wie ein Raubtier zu handeln"

In dem seit Oktober laufenden Verfahren ging es um sieben Anklagepunkte, darunter Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe. Die Vorwürfe stammten von vier Frauen und bezogen sich auf einen Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben. Teils unter Tränen und mit drastischen Details hatten die Frauen ihre Version der Vorkommnisse beschrieben. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten als "degenerierten Vergewaltiger" dargestellt, der seine Macht dazu benutzt habe, Frauen nachzustellen und wie ein Raubtier zu handeln.

Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern hingegen seien sexuelle Handlungen einvernehmlich verlaufen oder einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen. Der einst mächtige Hollywood-Mogul produzierte mit seiner Firma Erfolgsfilme wie "Der englische Patient", "Pulp Fiction", "Good Will Hunting" oder "Gangs of New York".

Erstes Verfahren endete mit Verurteilung zu 23 Jahren Haft

Mit dem Verfahren in Kalifornien stand Weinstein ein weiteres Mal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Ein Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung endete 2020 mit einem Schuldspruch in zwei von fünf Anklagepunkten und einer Haftstrafe von 23 Jahren. Im Juni hatte ein Berufungsgericht in New York ein Rechtsmittel gegen die Verurteilung aus dem Jahr 2020 abgewiesen.

Vor fünf Jahren, im Oktober 2017, hatten die Schauspielerin Ashley Judd und andere Frauen erstmals in einem investigativen "New York Times"-Artikel öffentlich ausgepackt. Weitere Frauen warfen dann in einem Bericht der Zeitschrift "The New Yorker" Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Der neue Film "She Said" der deutschen Regisseurin Maria Schrader dreht sich um ebendiese Enthüllung des Weinstein-Skandals durch zwei Journalistinnen der "New York Times".

Weltweit sahen Betroffene eigene Erlebnisse in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder. Unter dem Schlagwort "Me too" ("Ich auch") fanden sie öffentlich Gehör - mit Folgen für weitere einflussreiche Leute, die angeprangert, gefeuert oder angeklagt wurden. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

dpa/lm/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Verurteilung wegen Vergewaltigung: Harvey Weinstein drohen bis zu 24 Jahre Haft . In: Legal Tribune Online, 20.12.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50527/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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