Nachdem die Gorch-Fock-Ermittlungen eingestellt wurden: Eltern von Jenny Böken wenden sich ans Lan­des­jus­tiz­mi­nis­te­rium

02.10.2018

Die Eltern der 2008 während einer Ausbildungsfahrt der Gorch Fock verstorbenen Kadettin Jenny Böken strengen eine Wiederaufnahme der Ermittlungen an: Sie richten sich dazu an Landesjustizministerin Sütterlin-Waack.

Die Eltern der vor zehn Jahren ums Leben gekommenen Gorch-Fock-Kadettin Jenny Böken haben sich vergeblich an Schleswig-Holsteins Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) gewandt. Der Antrag, eine andere Staatsanwaltschaft als die Staatsanwaltschaft Kiel mit der Prüfung einer Wiederaufnahme der Ermittlungen zu beauftragen, sei nicht Sache des Justizministeriums, hieß es in einer Pressemitteilung am Dienstag. Eine solche Kompetenz komme dem Generalstaatsanwalt in Schleswig zu. Diesem sei das Schreiben des Anwalts der Eltern nun aber zur Kenntnis zugeleitet worden.

Das Ministerium führt weiter aus: "Die Justizministerin nimmt keinen Einfluss auf die Ermittlungen und die Entscheidung der justiziellen Behörden. [...] Die Ausübung eines Einzelweisungsrechts der Justizministerin gegenüber dem Generalstaatsanwalt kommt hier daher nicht in Betracht."

2009 stellte die Staatsanwaltschaft Kiel ihre Ermittlungen gegen den Schiffsarzt der Gorch Fock ein, nachdem sie keine Anhaltspunkte sah, die einen Anfangsverdacht begründeten. Dem Schiffsarzt wurde vorgeworfen, sich nicht ausreichend um Jenny Böken gekümmert zu haben, nachdem diese ihm gegenüber körperliche Beschwerden äußerte. Mit der Einstellung beschäftigte sich auch das Bundesverfassungsgericht. Auch die Verfassungsrichter hielten die Entscheidung der Staatsanwaltschaft aber für rechtmäßig. Sie habe den Fall gewissenhaft geprüft und auch sonst sei kein unzulässiges Vorgehen erkennbar gewesen.

Eltern sehen Hinweise für Mord

Die Todesumstände der damals 18-Jährigen, die während einer Ausbildungsfahrt des Segelschulschiffs der Marine in der Nacht zum 4. September 2008 bei einer Wache über Bord ging, sind bis heute nicht eindeutig geklärt.

Der Leichnam wurde erst nach elf Tagen aus der Nordsee geborgen. Die Ermittler halten ein Unglück für am wahrscheinlichsten. Die Eltern sehen jetzt aber sogar Hinweise für einen Mord. Dies ergebe sich aus einer eidestaatlichen Erklärung eines ehemaligen Kadetten. Demnach habe er erklärt, dass mehrere Männer - darunter auch Marineangehörige - kurz vor dem Auffinden der Leiche ihm gegenüber andeuteten, Böken sei erdrosselt worden.

Der am 2. September gestellte Antrag auf Wiederaufnahme der Ermittlungen befindet sich in der Vorprüfung der Kieler Staatsanwaltschaft. Ein Sprecher sagte am Dienstag, eine Entscheidung hierüber werde "noch eine Weile" dauern.

dpa/tik/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Nachdem die Gorch-Fock-Ermittlungen eingestellt wurden: Eltern von Jenny Böken wenden sich ans Landesjustizministerium . In: Legal Tribune Online, 02.10.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/31287/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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