Whisky: Japan macht Schottland Konkurrenz

Kerstin Landwehr

23.04.2010

Scotch Single Malt, Irish Blend, Bourbon aus den USA - beim Gedanken an einen guten Whisky kommt wohl kaum jemand auf Anhieb auf Japan. Doch die dortigen Brennereien haben inzwischen erhebliche Erfolge vorzuweisen - nicht nur im eigenen Land. Japanischer Whisky entwickelt sich zu einem Exportschlager. 

Wer von einem guten Whisky träumt, hat die beeindruckenden Bilder einer schottischen Highland-Kulisse, die raue Irische See, ein Kaminfeuer mit knisternden Holzscheiten oder den träge dahinfließenden Mississippi vor Augen. An Hokkaido würde vermutlich zunächst niemand denken, es sei denn im Zusammenhang mit einer Kürbisart.

Doch das Land der aufgehenden Sonne hat kulinarisch mehr zu bieten, als die Zutat für die bekannte Halloween-Partysuppe oder Sushi - zum Beispiel Whisky. Die Japaner verzehren pro Kopf mehr Whisky als die Konsumenten in den USA oder Großbritannien. Bei einem solchen Verbrauch bietet sich natürlich die eigene Herstellung an. Und so produziert Japan bereits seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts eigenen Whisky.

Anfangs weltweit belächelt oder ignoriert haben die japanischen Brennereien mittlerweile beachtliche Erfolge vorzuweisen. 2008 wurde – zur Schmach der Schotten – ein japanischer Whisky als "Bester Single Malt Whisky der Welt" ausgezeichnet. Das "Whisky Magazin", die Bibel der Whiskyliebhaber, ehrte das 20 Jahre alte Destillat, Nikka Yoichi, das für etwa 215 Euro zu erwerben ist.

Die ersten Braumeister Japans lernten das Handwerk der Whiskydestillation von den Schotten. Masataka Taketsuru, Gründer der Brennerei Nikka, war als Student in Glasgow bei einer schottischen Destillerie und brachte den Whisky in sein Heimatland.

Geschmack: Samtig, manchmal rauchig und malzig

Schnell stellte sich heraus, dass die klimatischen Bedingungen in Japan geradezu ideal für die Whiskyherstellung sind. Nikka und Suntory, die beiden größten Brennereien des Landes, produzieren heute Blended Whiskys, Blended-Malts und Single-Malts nach traditioneller Brennmethode. Weltweit haben Liebhaber den japanischen Whisky schätzen gelernt, und so verwundert es nicht, dass für eine Flasche 50 Jahre alten Single-Malt der Brennerei Suntory Preise von umgerechnet etwa 7400 Euro gezahlt werden.

In Japan produzierter Whisky besitzt einen geringeren Torfanteil, was auch mit den Vorlieben der einheimischen Kunden zusammenhängt: Dort wird zum Essen Whisky mit Wasser und Eis getrunken. Typisch für die japanischen Single-Malts ist ihre samtige, manchmal rauchige, malzige und feinwürzige Art.

Längst hat das "Wasser des Lebens" aus dem Land der aufgehenden Sonne seinen festen Platz bei den Whiskyliebhabern weltweit gefunden. Zum Ärger der schottischen Brennereien, die sich die Konkurrenz selbst herangezogen hat, findet er auch immer häufiger den Weg in die Fachgeschäfte Europas. Und das, obwohl die Japaner fast 90 Prozent ihres Whiskys selber genießen.

Die Autorin Kerstin Landwehr lebt und arbeitet als freie Journalistin in Wetter (Ruhr). Sie ist für verschiedene Tageszeitungen, Online-Medien und als Kinderbuchautorin tätig.

Zitiervorschlag

Kerstin Landwehr, Whisky: Japan macht Schottland Konkurrenz . In: Legal Tribune Online, 23.04.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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