James-Bond-Martini: Der Doppelagent unter den Cocktails

Kerstin Landwehr

19.05.2010

Wenn James Bond zur Bestellung eines Getränks ansetzt, weiß jeder, was folgt: der geschüttelte Martini. Doch was trinkt 007 da eigentlich genau? Und warum ausdrücklich geschüttelt? Verdirbt rühren den Geschmack?

Vorab muss etwas klargestellt werden: Der Begriff Martini ist trügerisch in seiner Unklarheit, denn wir haben es hier mit einem waschechten Doppelagenten zu tun. Zum einen ist der Martini ein Markenname für einen simplen Wermut, zum anderen ist der Martini ein Cocktail, der als eine Ingredienz auch Wermut - natürlich meist der Marke Martini - enthält.

Der Wermut ist ein mit Kräutern und Gewürzen verfeinerter und aufgespriteter Weißwein, der 15 bis 18 Volumenprozent Alkohol enthält. Die Italiener Alessandro Martini und Luigi Rossi begannen 1863 mit der Produktion ihres heute weltweit bekannten Wermuts "Martini". Es gibt heute auch eine dunklere Version, den "Martini rosso" und den extra trockenen "Martini extra dry". Seinen bitteren Geschmack erhält der Wermut von seinem Namensgeber, dem Wermutkraut.

Was James Bond bestellt, ist kein reiner Wermut, sondern ein Cocktail. Dieser besteht aus einem Drittel Wermut, zwei Dritteln Gin oder Wodka und einer Olive. Gin ist ein Wacholderschnaps, der meist aus Getreide oder Melasse gebrannt wird. Wodka wird überwiegend traditionell aus Getreide hergestellt und hat einen annähernd neutralen Geschmack. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts werden auch Kartoffeln zur Destillation genutzt, was dem Wodka aber einen süßlicheren und schwereren Geschmack verleiht.

Am besten probiert man selbst aus, was einem mundet. Selbst Experten sind sich über die beste Mischung nicht einig, weiß Roman Hrycyk, Betreiber von cocktail-lounge.net. "Unter Liebhabern dieses Drinks wird das Verhältnis von Vermouth und Gin heiß diskutiert. Manche schwenken das Cocktailglas nur mit Vermouth aus, damit das Glas von innen dünn mit Vermouth benetzt ist, bevor dann der Gin hinzugegeben wird."

Ian Flemings Originalrezept

Das von Ian Fleming in Casino Royale erwähnte Rezept ersetzt den Wermut durch Kina Lillet, einen französischen Weinaperitif. Dieser wird mit drei Teilen Gin und einem Teil Wodka in ein Kelchglas gefüllt und – mit Eis geschüttelt, bis er richtig kalt ist.

Geschüttelt, nicht gerührt. Wo ist da eigentlich der Unterschied?

Wodka, Martini und auch Gin sind farblose Spirituosen. Nach der klassischen Barkeepermeinung sollten diese daher gerührt und nicht geschüttelt werden. Geschüttelt werden in der Regel Spirituosen, Säfte und andere Cocktailzutaten, die eine unterschiedliche Konsistenz und Farbe aufweisen. Ob letztendlich ein geschmacklicher Unterschied festzustellen ist, muss man im Zweifelsfall selbst probieren. Einige Barkeeper sind der Meinung, dass beim Schütteln das Eis schneller schmilzt, was den Martini verwässern könnte.

Die Vorstellung, James Bond könne einen verwässerten Weichei-Martini trinken, ist allerdings fürchterlich. So kann man nur hoffen, dass sich diese Theorie als denunzierende Aussage eines feindlichen Spions erweist.

Zitiervorschlag

Kerstin Landwehr, James-Bond-Martini: Der Doppelagent unter den Cocktails . In: Legal Tribune Online, 19.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/331/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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