Himalaya-Trüffel: Die günstige Alternative zum Périgord

Gil Eilin Jung

06.05.2010

Er ist schwarz, warzig, riecht ein wenig nussig und ist so etwas wie eine kleine Sensation. Verglichen mit dem teuren Pendant aus dem Périgord ist der Himalaya-Trüffel das, was ein Crémant verglichen mit echtem Champagner ist. Fast so gut, mit Potential, aber deutlich günstiger.

Ja, er darf sich wirklich Trüffel nennen. Sich einreihen in die heißbegehrte Familie der Tuberaceae, wie die Edeltrüffel im Fachjargon heißen. Kritiker halten ihm vor, geschmacklich arg zu schwächeln und nur in Ausnahmen, wenn überhaupt, zu überzeugen. Aber der Einzug des Himalaya-Trüffels in die deutsche Küche ist nicht mehr aufzuhalten. Dabei ist der Tuber himalayenis im Vergleich zu seiner noblen Verwandtschaft aus dem Piemont, Istrien oder dem Périgord tatsächlich so etwas wie der kleine hässliche Cousin aus Fernost. Aber er ist erschwinglich und das ganze Jahr über zu bekommen.

Der Feinkost-Großhändler RUNGIS in Meckenheim, der Sterneköche in der ganzen Republik mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt, hat den Crémant unter den Knollengewächsen seit Herbst 2009 im Programm. "Die Nachfrage ist erstaunlich", erklärt Cornelius Meffert, der als Verkaufsleiter für die neue Sparte der Privatkunden verantwortlich ist. Nach anfänglichen Transport- und Qualitätsschwierigkeiten hat sich die asiatische Knolle inzwischen neben den hochpreisigen Trüffeln etabliert. "Der große Vorteil des Himalaya-Trüffels ist das Preis-Leistungsverhältnis", betont der Händler, "wobei er qualitativ nicht mit dem Perigord-Trüffel oder dem Alba zu vergleichen ist."

Für (fast) jeden erschwinglich

Enorm ist die Preisspanne. Wird das weiße Objekt der fein schmeckenden Begierde mit bis zu 13.000 Euro pro Kilogramm gehandelt und das schwarze Gold aus Frankreich bis 2.500 Euro, liegt der Himalaya-Trüffel bei unschlagbar günstigen 200 Euro. Das prädestiniert den Asiaten als "Trüffel für zwischendurch", wie Cornelius Meffert betont. Gut entwickelt sich das eher dezente Aroma erwärmt zu Pasta und Sahnesauce. Kalt gegessen kann der Trüffel nur verlieren. Dem Gourmet wird beides den Appetit verschlagen.

Während in europäischen Gefilden Klima-Veränderungen, Waldrodungen und die Ausbreitung der Landwirtschaft die Bestände gefährden, scheint die asiatische Knolle munter vor sich hin zu wuchern. Auf Hochebenen, die 2.000 Meter über dem Meeresspiegel und höher liegen, wächst sie in gigantischen Mengen an den Ausläufern des Himalaya.

In der Region rund um den Nu River, ein Fluss, der auf 742 Kilometern einen Höhenunterschied von 1.578 Metern zurücklegt und in imposante Bergketten eingebettet ist, bezieht der Meckenheimer Großhändler seine Ware. Die dortigen Mischwälder seien perfekt für die Kulturen, die Landschaft gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. "Der Trüffel vom Nu River zeichnet sich durch seine intensive schwarze Farbe, feine Marmorierung und einen reinen Geruch und Geschmack aus", erklärt RUNGIS-Verlaufsleiter Meffert. Die Knollen seien drei bis fünf Zentimeter groß und durch die unberührte Natur frei von Fremdeinflüssen.

Sammler brauchen kein Schwein

Hunde und Schweine braucht man praktischerweise nicht, um das dunkle Gewächs auszubuddeln, eine einfache Harke genügt. Mit der grub vor Jahren der Meerbuscher Food-Guru Ralf Bos und urteilte, dass der auch China-Trüffel genannte Trüffelexot "in Sachen Preis, Haptik und Optik ganz weit vorne" läge, allerdings habe er "noch nie einen Chinatrüffel in den Händen gehalten, der es mit einem guten Périgord-Trüffel aufnehmen konnte, aber ich habe andererseits schon hunderte Périgord-Trüffel von zweifelhafter Herkunft oder im frühen Reifestadium begutachtet, die auch nicht besser waren."

Minderwertigkeits-Komplexe muss der kleine Verwandte aus dem Asiatischen demnach nicht haben? "Keineswegs", findet Cornelius Meffert, "Entscheidend ist, wofür man das Produkt braucht. Der Himalaya-Trüffel ist eine ansprechende Alternative, die durchaus ihre Existenzberechtigung hat, weil sie bezahlbar ist und nicht schlecht schmeckt."

Zitiervorschlag

Gil Eilin Jung, Himalaya-Trüffel: Die günstige Alternative zum Périgord . In: Legal Tribune Online, 06.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/36/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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