Woran erkennt man, dass es Herbst wird? Richtig, die Personalwechsel in den hiesigen Wirtschaftskanzleien nehmen wieder zu. Wir werfen einen Blick auf die spannendsten Transfers - dieses Mal mit einem ganz besonders prominenten Neuzugang.
In unseren monatlichen Juristen-Transfermarkt schafft es nicht jede Personalie, wir beschränken uns auf Wechsel auf Partnerebene. Of Counsel, Salary-Partner oder Associates lassen wir ganz bewusst außen vor – jedenfalls im Normalfall. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Und in diesem Monat machen wir eine.
Denn die Kölner Medienrechtskanzlei Höcker, bekannt unter anderem als Rechtsvertreter von Jörg Kachelmann oder Recep Tayyip Erdogan, hat einen ganz besonderen und, vorsichtig formuliert, nicht unumstrittenen Of Counsel gewonnen.
Prominent geht es allerdings auch bei FPS Rechtsanwälte zu – zumindest bringen zwei Neuzugänge eine ganze Reihe an weltberühmten Mandanten mit. Mazars verstärkt sich mit einem bekannten Leipziger Corporate-Anwalt und auch mehrere Praxisgruppenleiter haben sich zum Kanzleiwechsel entschieden.
Bei so viel Prominenz im Anwaltsmarkt wagen wir kaum zuzugeben, dass wir eine britische Kanzlei, die für ihr Frankfurter Büro mit einem neuen Partner verstärkt hat, bislang gar nicht kannten. Oder wussten Sie etwa, wer McCarthy Denning ist?
McCarthy Denning baut in Frankfurt aus
"McCarthy wer?", mögen sich viele gefragt haben, die vom Wechsel von Dr. Werner Meier erfahren haben. Die Londoner Kanzlei hat einen Ableger in Frankfurt, ist bislang aber im deutschen Markt nicht besonders aufgefallen.
Für den Bereich Corporate Finance holte sie nun Meier von Simmons & Simmons, der dort die deutsche Restrukturierungspraxis geleitet hatte. Bei McCarthy Denning wird er als Co-Head der Finance- und Restrukturierungspraxis fungieren.
Meier war seit Mitte 2017 für Simmons & Simmons tätig, zuvor arbeitete er viele Jahre für Cleary Gottlieb Steen & Hamilton. Mit dem Zugang von Meier sind bei der im Jahre 2013 gegründeten Kanzlei McCarthy Denning nun 45 Partner tätig.
DWF kapert Düsseldorfer Marccus-Büro
Für die Eröffnung ihres vierten Büros in Deutschland hat die internationale Wirtschaftskanzlei DWF sich in großem Stil bei einem Wettbewerber bedient. Zum Start in Düsseldorf übernahm sie das gesamte hiesige Büro von Marccus Partners um Dr. Norbert Knüppel, Dr. Norbert Knittlmayer und Dr. Christof Bremer mitsamt ihren Teams.
DWF verspricht sich von den Neuzugängen insbesondere eine Stärkung ihrer Corporate-Praxis. Bislang war die Kanzlei in Deutschland mit Standorten in Berlin, Köln und München vertreten.
Langjähriger Luther-Partner geht zu Mazars
Als ein "starkes Signal" bezeichnete Rudolf von Raven, geschäftsführender Partner bei Mazars Law in Deutschland, den Zugang von Dr. Christian Ziche. Der Anwalt war Anfang Oktober zu Mazars in Dresden gewechselt – nachdem er viele Jahre für Luther in Leipzig tätig war.
Ziche war schon 1991 bei Luther bzw. der Vorgängerkanzlei Freihalter Krüger & Partner eingestiegen, im Jahr 1993 wurde er zum Partner befördert. Seine Beratungsschwerpunkte hat er im Handels-, Gesellschafts-, Steuer- und Energierecht.
Mazars ist auf Expansionskurs: Anfang des Jahres hatte die Kanzlei die Praxis im Energie- und Öffentlichen Wirtschaftsrecht mit einem zehnköpfigen Anwaltsteam um den Partner Dr. Hans-Martin Dittmann ausgebaut.
FPS erweitert Frankfurter IP-Team
FPS Rechtsanwälte hat ohnehin schon eine große und angesehene Praxisgruppe im Bereich des Gewerblichen Rechtsschutzes – im Oktober kamen mit Thomas Stein ein neuer Equity Partner und mit Sarah Petereit eine neue Associate Partnerin dazu.
Sie wechseln von der kleinen Frankfurter Kanzlei Winterstein zu FPS und bringen eine Reihe prominenter Mandanten mit. Wie FPS mitteilt, beraten die beiden Juristen bekannte Unternehmen wie Abercrombie & Fitch, SuperDry und Under Armour, aber auch Stars wie Lady Gaga, Justin Timberlake und Kanye West.
Noch ein Neuzugang für Willkie
Erst im August hat sich Willkie Farr & Gallagher mit dem früheren Hengeler-Partner Ralf Defren verstärkt, nun folgt der nächste Streich: Dr. Markus Lauer, zuletzt vier Jahre Partner bei Herbert Smith Freehills, schließt sich Willkie an. Wann genau das sein wird, steht nach Kanzleiangaben allerdings noch nicht fest.
Nun zieht es ihn weiter zu Willkie, wo mit seinem Zugang die Zahl der Partner bzw. National Partner auf zehn steigen wird. Der 45-Jährige ist auf M&A- und Kapitalmarkttransaktionen spezialisiert, insbesondere berät er bei öffentlichen Übernahmen.
Arbeitsrechtschef von Lutz Abel geht zu Watson Farley
Watson Farley & Williams verstärkt zum kommenden Jahr ihre Arbeitsrechtspraxis mit einem neuen Partner. Wie die Kanzlei schon im Oktober ankündigte, wird Dr. Philipp Byers samt zwei Associates in ihr Münchener Büro wechseln.
Byers war in den vergangenen fünf Jahren für Lutz Abel tätig und leitete dort zuletzt als Partner die Praxisgruppe für Arbeitsrecht. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Beschäftigtendatenschutz und Arbeitsrechts-Compliance.
Mehr Compliance bei Baker Tilly
Compliance bleibt ein Wachstumsfeld und bei Baker Tilly stellt man fest, dass der Beratungsbedarf bei international tätigen Mittelständlern steigt. Daher baut die Sozietät ihren Bereich "Fraud Risk Compliance", in dem Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Kriminalisten und IT-Experten zusammenarbeiten, aus – und zwar mit dem neuen Partner Dr. Constantin Goette.
Der 43-jährige Compliance-Spezialist hat sich der multidisziplinären Sozietät zum Oktober angeschlossen, zuvor arbeitete er für Sonntag & Partner. Er war dort rund fünfeinhalb Jahre tätig, seit 2016 als Partner. Frühere Stationen waren Shearman & Sterling, SZA Schilling Zutt & Anschütz und Gibson Dunn & Crutcher.
Ein Rechtsabteilungsleiter wechselt die Seiten
McDermott Will & Emery hat für ihre Immobilienpraxis Frank Müller angeheuert – er leitete zuletzt die Rechtsabteilung des Immobilienunternehmens Corpus Sireo. Dort war er in den vergangenen Jahren unter anderem für die Gründung einer Kapitalverwaltungsgesellschaft, die Auflage von Fonds und die Strukturierung von sogenannten Club Deals rechtlich verantwortlich.
Zuvor war Müller Head of Legal bei der IVG Institutional Funds, aber er hat auch schon als Anwalt gearbeitet. Seine berufliche Laufbahn begann er nämlich 2003 bei GSK Stockmann, 2006 wechselte er zu Hogan Lovells.
Mitte September ist Müller nun als Partner bei McDermott eingestiegen. Ihm wird zum November Dr. Claudia Benz folgen: Sie kommt ebenfalls von Corpus Sireo Real Estate und hat dort bereits eng mit Müller zusammengearbeitet.
Zweiter Partner für Pusch Wahlig in Düsseldorf
Die Arbeitsrechtskanzlei Pusch Wahlig Workplace Law hat einen zweiten Partner für ihr Düsseldorfer Büro angeheuert: Anfang Oktober kam Dr. Tobias Brors. Er arbeitet in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt künftig mit Verena Braeckeler-Kogel zusammen, die im Februar von Simmons & Simmons zu der Arbeitsrechtskanzlei gewechselt war.
Brors wechselte von Arqis, wo er zehn Jahre lang gearbeitet hat – seit 2014 als Partner. Er berät Unternehmen vor allem zu Fragen der betrieblichen Mitbestimmung mit IT-Bezug sowie bei Restrukturierungen.
Hans-Georg Maaßen geht zu Höcker
Die vermutlich spektakulärste Personalie des Monats betrifft den ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Der Jurist ist als Of Counsel bei der Kölner Medienrechtskanzlei Höcker eingestiegen. Laut Mitteilung der Kanzlei ergänzt Maaßen auch das Managing Board der Sozietät.
Maaßen war als Präsident des Verfassungsschutzes im September 2018 zunächst ins Innenministerium und dann in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden, nachdem er umstrittene Äußerungen zu möglichen rechtsextremistischen Hetzjagden in Chemnitz gemacht hatte.
Bei der Kanzlei Höcker soll der 56-Jährige im Öffentlichen Äußerungsrecht tätig sein. Fragen, die sich in diesem Bereich stellen könnten, sind etwa, was Staatsanwaltschaften in Pressemeldungen über einen Beschuldigten preisgeben dürfen und wie neutral sich Minister oder Bürgermeister in der Öffentlichkeit äußern müssen.
Während die Kanzlei um Namenspartner Prof. Dr. Ralf Höcker grundsätzlich jeden vertritt, "der sich von rechtswidriger Berichterstattung betroffen sieht", wird es für Maaßen Ausnahmen geben. Auf seinen eigenen Wunsch hin wird er nicht mit Mandaten der Linken, der Grünen, der AfD oder von Beobachtungsobjekten des Verfassungsschutzes befasst sein.
Höcker lernte Maaßen nach eigenen Angaben im März 2019 auf einer Vortragsveranstaltung in Köln kennen. Beide sind Mitglied in der sogenannten Werteunion, einer konservativen Strömung der CDU, die von der Partei nicht anerkannt ist. Höcker ist seit Juni 2019 ihr Sprecher.
Juristen-Transfermarkt Oktober 2019: Neun wichtige Partnerwechsel - und ein prominenter Of Counsel . In: Legal Tribune Online, 14.10.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/38157/ (abgerufen am: 24.04.2024 )
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