Im Mai wechseln vergleichsweise viele Partner die Kanzleien – das war auch in diesem Jahr so. Mit Frühlingsgefühlen hat das allerdings wenig zu tun, eher mit finanziellen Erwägungen. Ein Überblick über die spannendsten Transfers.
Alles neu macht der Mai, ist eine bekannte Redensart. Aber warum? Unter anderem weil der 1. Mai früher ein Termin für den Wechsel und die Neueinstellung von Mägden und Knechten war. Heute ist der Mai in den großen Wirtschaftskanzleien ein beliebter Wechselmonat – allerdings auf Ebene der Partner. Denn bei vielen Kanzleien endet das Geschäftsjahr und die Jahresabschlüsse werden erstellt, ein idealer Zeitpunkt für Equity-Partner, die aussteigen wollen.
Die wohl wichtigste Nachricht der vergangenen Wochen: Die britische Kanzlei Addleshaw Goddard kommt nach Deutschland. Zum Startteam hat sie insgesamt zehn Anwälte von Bryan Cave Leighton Paisner abgeworben.
Ohnehin war auffallend, dass zuletzt mehrfach ganze, gut eingespielte Teams die Kanzlei wechselten, etwa von Dechert zu Luther oder von einer Arbeitsrechtskanzlei zu Greenberg Traurig. Nicht zuletzt hat Dentons das neue Büro in Düsseldorf kräftig ausgebaut.
2/11: Addleshaw Goddard kommt nach Deutschland
Neue Konkurrenz für deutsche Wirtschaftskanzleien: Addleshaw Goddard eröffnet zum Juni einen ersten kontinentaleuropäischen Standort - und zwar in Hamburg. Dazu holt die britische Kanzlei ein zehnköpfiges Team von Bryan Cave Leighton Paisner.
Das Startteam besteht aus fünf Partnern: Eckart Budelmann, Dr. Michael Leue, Dr. Martin Lüderitz, Dr. Maximilian Karacz und Dr. Hubertus Schröder.
Leue und Budelmann haben 2007 gemeinsam die Bryan-Cave-Büros in Deutschland gegründet; Leue war bis zur Fusion mit Berwin Leighton Paisner, die im Januar vollzogen wurde, auch Managing Partner der Kanzlei in Deutschland. Der Arbeitsrechtler Lüderitz und die beiden Corporate-Anwälte Karacz und Schröder waren bislang Counsel bei Bryan Cave Leighton Paisner.
Addleshaw Goddard ist mit mehreren Büros in Großbritannien vertreten; Auslandsstandorte gab es bislang in Singapur, Dubai, Oman, Katar und Hongkong. Insgesamt arbeiten rund 800 Anwälte für die Kanzlei.
3/11: Noch mehr neue Partner bei Buse Heberer Fromm
Zum Jahresanfang hat Buse Heberer Fromm sich erst mit insgesamt zehn Quereinsteigern verstärkt, darunter sieben Partner. Jetzt legt die Kanzlei nach: Ihr Hamburger Büro bekommt Zuwachs von den beiden Presserechtlern Nina Lüssmann und Volker Perten. Sie waren zuvor gemeinsam mit dem bekannten Presserechtler Prof. Dr. Matthias Prinz in der Kanzlei Prinz Lüssmann Perten tätig. Die Kanzlei tritt nach den beiden Weggängen nun als Prinz Rechtsanwälte am Markt auf. Mit Lüssmann und Perten wechselt auch eine Associate, die im Berliner Büro von Buse Heberer Fromm tätig sein wird.
Lüssmann und Perten beraten seit vielen Jahren in Fragen des Reputationsschutzes und übernehmen für ihre Mandanten – sowohl Privatpersonen als auch Wirtschaftsunternehmen - die Prozessvertretung in streitigen Auseinandersetzungen. Weitere Schwerpunkte liegen im Urheber- und Datenschutzrecht.
4/11: Von Luther zu Pinsent Masons
Die Immobilienrechtlerin Katharina von Hermanni hat bei Pinsent Masons eine neue berufliche Heimat gefunden. Sie wechselte von Luther, wo sie seit Ende 2016 Partnerin war und in München eine Immobilienpraxis für die Kanzlei aufgebaut hatte. Zuvor arbeitete sie rund zehn Jahre bei Hogan Lovells, zuletzt als Senior Associate.
Von Hermanni begleitet Immobilientransaktionen rechtlich, wobei ihre Schwerpunkte auf der Strukturierung und Durchführung von Einzel- und Portfoliotransaktionen, der Beratung und Betreuung von Forward Funding Deals und Projektentwicklungen liegen. Sie ist außerdem im gewerblichen Mietrecht tätig.
Bei Pinsent Masons stößt von Hermanni zu einem 15-köpfigen Team aus Immobilienrechtlern. Insgesamt arbeiten in Deutschland 137 Anwälte, darunter 39 Partner, für die Sozietät.
5/11: Von Dechert zu Luther
Zwar hat Luther eine Partnerin an einen Wettbewerber verloren, doch im Gegenzug haben sich der Sozietät gleich drei neue Partner angeschlossen: Von Dechert wechselten Achim Pütz, Martin Hüwel und Frank Wilbert sowie der Counsel Steven Kirberger. Das Team berät seit Jahren gemeinsam in den Bereichen Investment- und Asset-Management.
Von den Zugängen erwartet Luther einiges, denn die Kanzlei will nach eigenen Angaben verstärkt im Bereich Fondsstrukturierung und Asset Management tätig werden. Dabei soll auch das 25 Berufsträger umfassende Luxemburger Büro eine zentrale Rolle spielen. Weiterer personeller Ausbau sei geplant, hieß es.
6/11: Von Linklaters zu Covington & Burling
Die US-Kanzlei Covington & Burling hat ihren deutschen Ableger in Frankfurt auf Partnerebene mit dem Wirtschaftsstrafrechtler Robert Henrici verstärkt – er war zuvor 16 Jahre lang für Linklaters tätig.
Henrici berät bei wirtschaftsstrafrechtlichen und regulatorischen Untersuchungen sowie zu Fragen der Zivilprozessführung und Schiedsgerichtsbarkeit. Schwerpunkte hat er bei kapitalmarkt- und gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten, einschließlich Post-M&A-Streitigkeiten.
Covington bezeichnet sich selbst als eine weltweit führende Kanzlei bei wirtschaftsstrafrechtlichen Untersuchungen. In Deutschland hatte die Sozietät bislang aber keinen originären Wirtschaftsstrafrechtler in ihren Reihen.
7/11: Von Pusch Wahlig zu Greenberg Traurig
Die bekannte Arbeitsrechtlerin Dr. Kara Preedy hat nach rund zehn Jahren als Partnerin die Spezialkanzlei Pusch Wahlig Workplace Law verlassen und sich Greenberg Traurig angeschlossen. Mit ihr wechselten die Counsel Konradin Pleul und Holger Faust.
Mit den Zugängen will Greenberg Traurig ein neues Arbeitsrechtsteam formieren, das mehr macht als das, womit Arbeitsrechtler in Großkanzleien am häufigsten beschäftigt sind: M&A-Transaktionen und Unternehmensrestrukturierungen arbeitsrechtlich zu begleiten. Das Team um Preedy soll zusätzlich Personalabteilungen arbeitsrechtlich und strategisch beraten und gemeinsam mit Mandanten und HR-Experten neue Entwicklungen in der Arbeitswelt verfolgen.
8/11: Vier neue Partner für Dentons
Dentons drückt aufs Gaspedal, was den Ausbau des jungen Düsseldorfer Standorts angeht. Innerhalb weniger Wochen hat die Kanzlei vier Partner aufgenommen. Die Anwälte waren zuvor bei Noerr und Clifford Chance beschäftigt.
Den Auftakt machte im April der Noerr-Partner Dr. Lars Kutzner. Er ist auf Wirtschafts- und Steuerstrafrecht sowie Compliance spezialisiert und soll den Bereich für Dentons weiter ausbauen. Zum Mai wechselte Dr. Florian Wiesner von Clifford Chance. Der Kartellrechtler war dort Senior Associate; bei Dentons stieg er als Partner ein.
Zum Juni wechselten schließlich der Immobilienrechtler David Zafra Carollo, zuletzt Associated Partner bei Noerr, sowie Dr. Dominik Thomer. Thomer ist Steuerrechtler und war Counsel bei Clifford Chance.
9/11: Von Corinius in die Selbstständigkeit
Die Prozessanwältin Dr. Antje Baumann hat eine eigene Kanzlei gegründet. Sie war seit 2010 Partnerin der Hamburger Kanzlei Corinius und leitete den Bereich Konfliktlösung und Schiedsverfahren.
Die neue Kanzlei Baumann – Resolving Disputes umfasst inklusive der namensgebenden Partnerin fünf Anwälte, alle kommen von Corinius. Hintergründe des Weggangs seien unter anderem unterschiedliche Vorstellungen über die Strategie der Kanzlei und insbesondere Mandatskonflikte zwischen dem schieds- und dem energierechtlichen Bereich, so Baumann.
10/11: PwC Legal mit drei neuen Partnern
PwC Legal baut den Bereich Konfliktlösung mit insgesamt fünf Anwälten aus, darunter drei Partner. Zum Mai kamen Dr. Martin J. Beckmann und Dr. Roman Dörfler jeweils als Partner sowie Christoph Ostermeyer als Manager für das Berliner Büro. Die drei Rechtsanwälte sind auf Prozessführung und Streitbeilegungsverfahren spezialisiert und kommen von Lindenpartners. Beckmann und Dörfler waren dort Partner.
Der Frankfurter Standort hat sich zum Juni mit Stefan Gentzsch als Partner und Dr. Paul Bäder als Senior Manager verstärkt. Die beiden wechseln von Clifford Chance. Gentzsch war dort zuletzt Counsel, Bäder war Senior Associate.
11/11: Von Norton Rose Fulbright zu Baker Tilly und Avocado
Norton Rose Fulbright hat in den vergangenen Wochen zwei Partner zu Wettbewerbern ziehen lassen: Der Corporate-Anwalt Peter Holst hat sich Baker Tilly angeschlossen, und der Immobilienrechtler Thomas Hopf wechselt in das Frankfurter Büro von Avocado Rechtsanwälte.
Holst war seit 2014 für Norton Rose Fulbright tätig, 2016 wurde er zum Partner ernannt. Er ist auf M&A und Gesellschaftsrecht spezialisiert.
Hopf war seit 2009 Partner bei Norton Rose Fulbright in Frankfurt. Er begleitet Immobilientransaktionen und berät im gewerblichen und privaten Mietrecht. Bei Avocado Rechtsanwälte gehört er künftig der 17-köpfigen Branchengruppe "Immobilien und Bau" an.
Transfermarkt: Wer kommt? Wer geht? . In: Legal Tribune Online, 03.06.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/35715/ (abgerufen am: 27.04.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag