Druckversion
Freitag, 16.05.2025, 18:58 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/bgh-izr26314-staatliche-beihilfen-oeffentliche-krankenhaeuser-anmeldung-kommission
Fenster schließen
Artikel drucken
18899

BGH zur Subventionierung öffentlicher Krankenhäuser: Land­kreis muss Zuschüsse nicht anmelden

25.03.2016

Zuschüss für öffentliche Krankenhäuser (Symbol)

© nito - Fotolia.com

Die gängige Bezuschussung der Kliniken von Städten und Kreisen ist grundsätzlich nicht zu beanstanden, findet der BGH. Voraussetzung ist aber, dass zuvor allgemein festgelegt wurde, für welche Leistungen Zuschüsse erteilt werden.

Anzeige

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat entschieden, unter welchen Voraussetzungen Zuwendungen eines Landkreises an ein öffentliches Krankenhaus von der Pflicht zur Anmeldung bei der Europäischen Kommission befreit sind (Urt. v. 24.03.2016, Az. I ZR 263/14).

Geklagt hatte der Bundesverband Deutscher Privatkliniken (BDPK), der mehr als 1.000 private Krankenhäuser vertritt. Der Beklagte, der Landkreis Calw, ist Gesellschafter der Kreiskliniken Calw GmbH, die Krankenhäuser in Calw und Nagold betreibt. Diese Kreiskrankenhäuser sind in den Krankenhausplan des Landes Baden-Württemberg aufgenommen und vom Landkreis am 22. April 2008 und 19. Dezember 2013 mit der Erbringung medizinischer Versorgungsleistungen als Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse betraut worden.

Nachdem der Jahresabschluss der Kreiskliniken Calw für das Jahr 2011 einen Fehlbetrag von mehr als 3 Millionen Euro und für 2012 einen Fehlbetrag von mehr als 6 Millionen Euro ausgewiesen hatte, fasste der Kreistag im Jahr 2012 den Beschluss, die Verluste der Kreiskliniken für die Jahre 2012 bis 2016 auszugleichen. Außerdem gewährte er in den Jahren 2010 bis 2012 den Kreiskliniken Ausfallbürgschaften zur Absicherung von Investitionsdarlehen und Investitionszuschüsse.

Neue Entscheidung über alten Betrauungsakt

Der BDPK sieht in den Zuwendungen des Landkreises an die Kreiskliniken Calw staatliche Beihilfen, die mangels Anmeldung (Notifizierung) bei der Kommission rechtswidrig seien. Der Verband hatte den Landkreis auf Unterlassung des Verlustausgleichs für die Jahre 2012 bis 2016, der Übernahme von Bürgschaften und der Gewährung von Investitionszuschüssen in Anspruch genommen. Nach Ansicht des Landkreises waren die Zuwendungen aber nicht notifizierungspflichtig, da sie dem Ausgleich von Kosten für die Erbringung von Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse dienten, mit denen er die Kreiskliniken betraut habe.

Der BGH hat die gängige Bezuschussung der Kliniken von Städten und Kreisen grundsätzlich nicht beanstandet und die Revision teilweise zurückgewiesen. Diese dienten der Aufrechterhaltung des Betriebs der defizitär arbeitenden Krankenhäuser. Nicht alle Betrauungsakte in den Jahren 2008 bis 2013 genügten jedoch den Transparenzanforderungen, welche Voraussetzung einer Freistellung von der Pflicht sind, die Zuwendungen bei der Kommision anzumelden (2005/842/EG der Kommission), so der u.a. für das Wettbewerbsrecht zuständige I. Zivilsenat.

Bei den medizinischen Versorgungsleistungen der Kreiskrankenhäuser handele es sich um Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse. Aus der Aufnahme der Krankenhäuser Calw und Nagold in den Krankenhausplan ergebe sich, dass ihr Betrieb zur bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung notwendig ist. Der Landkreis habe den Betrieb der Kreiskrankenhäuser nach § 3 Abs. 1 und § 7 Abs. 1 des Landeskrankenhausgesetzes Baden-Württemberg sicherzustellen.

acr/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

BGH zur Subventionierung öffentlicher Krankenhäuser: . In: Legal Tribune Online, 25.03.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18899 (abgerufen am: 16.05.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Kartellrecht
    • Beihilfen (EU)
    • Europäische Kommission
    • Krankenhäuser
    • Subventionen
    • Wettbewerbsrecht
  • Gerichte
    • Bundesgerichtshof (BGH)
Ursula von der Leyen 14.05.2025
EU-Kommission

EuG gibt der New York Times Recht:

Von der Leyen darf "Pfizer­gate"-SMS nicht ein­fach zurück­halten

Milliardenschwere Impfstoff-Deals, SMS mit einem Konzernchef: Im Prozess um die Herausgabe von Ursula von der Leyens Textnachrichten gibt es ein Urteil aus Luxemburg. Wenn es keine wichtigen SMS geben sollte, müsse das gut begründet werden.

Artikel lesen
Internetauftritt von Check24 08.05.2025
EuGH

EuGH zu Vergleichsportalen und vergleichender Werbung:

Check24 darf vor­erst eigene Noten ver­geben

Darf ein Vergleichsportal wie Check24 Versicherungen mit Noten bewerten, ohne dass dies als Werbung gilt? Der EuGH sagt: Ja – solange das Portal keine eigenen Versicherungen anbietet und damit kein Mitbewerber ist.

Artikel lesen
Screenshot tagesschau 20.04.2025, 20 Uhr 30.04.2025
Markenrecht

EuG weist Klage gegen EUIPO ab:

Marke "tages­schau" ist nicht ver­fallen

Die Marke wird mehrmals täglich eingeblendet und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in Konkurrenz mit anderen auf Einschaltquoten angewiesen: So begründet das EuG, dass die Wortmarke "tagesschau" nicht verfallen ist.

Artikel lesen
Apple 23.04.2025
EU-Kommission

EU-Kommission:

700 Mil­lionen Euro Strafe für Apple und Meta

Brüssel knöpft sich mal wieder US-Techfirmen vor und verhängt Strafen gegen Apple und die Facebook-Mutter Meta. Zum ersten Mal wird eine Strafe unter dem neuen Digital Markets Act verhängt. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Artikel lesen
Eingangsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr in Berlin 24.03.2025
Digitalisierung

Pläne der Koalitionsarbeitsgruppe Digitales:

Neues Digi­tal­mi­nis­te­rium und weniger Daten­schutz

Was planen Union und SPD bei Digitalisierung und Datenschutz? Ein erster Entwurf der zuständigen Arbeitsgruppe legt den Fokus auf Datennutzung statt wie bisher auf Datenschutz. Für Digitales soll es ein eigenes Ministerium geben.

Artikel lesen
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Straßburg 11.03.2025
Migration

Pläne für ausreisepflichtige Ausländer:

EU-Kom­mis­sion will Abschie­bungen aus Dritt­län­dern

Nach offiziellen Zahlen verlässt nur etwa jeder fünfte Ausländer, der zur Ausreise verpflichtet ist, die EU. Die EU-Kommission will das ändern. Dazu möchte sie eine Vereinheitlichung der verschiedenen Regelungen in den Mitgliedstaaten.

Artikel lesen
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Hogan Lovells International LLP
Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ten­de (w/m/d) Kar­tell­recht

Hogan Lovells International LLP , Mün­chen

Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d)

A&O Shearman , Ham­burg

Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d)

A&O Shearman , Frank­furt am Main

Logo von Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg
Staats­an­wäl­tin (Rich­te­rin auf Pro­be) / Staats­an­walt (Rich­ter auf Pro­be)...

Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg , Pots­dam

Logo von Bundeskartellamt
Voll­ju­ris­tin bzw. Voll­ju­rist (w/m/d) für ver­schie­de­ne...

Bundeskartellamt , Bonn

Logo von Hogan Lovells International LLP
Re­fe­ren­da­rin/Re­fe­ren­dar (w/m/d) Kar­tell­recht

Hogan Lovells International LLP , Mün­chen

Logo von A&O Shearman
Re­fe­ren­da­re (m/w/d)

A&O Shearman , Mün­chen

Logo von Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg
Staats­an­wäl­tin (Rich­te­rin auf Pro­be) / Staats­an­walt (Rich­ter auf Pro­be)...

Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg , Neu­rup­pin

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Logo von Hagen Law School in der iuria GmbH
Fortbildung Miet- und Wohnungseigentumsrecht im Selbststudium/ online

16.05.2025

Arbeitszeit im Fokus

19.05.2025

Karriere-Powerworkshops "Erfolgsfaktor Personal Branding"

20.05.2025

Juristinnen netzwerken ... - After Work live in Köln

22.05.2025, Köln

Rechnungslegung in der Non-Profit-Organisation

20.05.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH