DLA Piper hat eine neue Doppelspitze. Die beiden Managing Partner Konrad Rohde und Benjamin Parameswaran erklären, warum die Kanzlei ausgerechnet Deutschland als Expansionsziel ausgemacht hat und welche Lücken noch zu schließen sind.
LTO: Herr Rohde, Sie sind seit wenigen Wochen neu im deutschen Management von DLA Piper. Gab es schon Momente, in denen Sie es bereut haben?
Dr. Konrad Rohde: Bereut? Nein! Es ist zwar eine Zusatzbelastung, aber auch eine riesige Chance. Ich finde, in einer Partnerschaft sollte man sich nicht nur zurücklehnen und Empfänger sein, sondern auch etwas beitragen. Mir persönlich macht es viel Spaß, gestalten zu können.
LTO: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Managing Partners bei DLA denn aus?
Dr. Benjamin Parameswaran: Zu 75 bis 80 Prozent machen wir Mandatsarbeit, wie jeder andere Partner auch. Als Country Managing Partner sind wir verantwortlich für die Profitabilität der deutschen Büros. Unsere Aufgaben sind also die Geschäftsentwicklung, das Recruiting und Fördern von Partnern, außerdem das Fördern der Zusammenarbeit innerhalb der Kanzlei.
Kanzleiphilosophie: Keine Vollzeit-Manager
LTO: Sie arbeiten tatsächlich so viel an Mandaten?
Rohde: Es ist unsere Kanzleiphilosophie, dass wir keine Vollzeit-Manager haben. Die Führungspersonen sollen den Bezug zum operativen Geschäft nicht verlieren. Wir übernehmen die Managementfunktionen nur auf Zeit und kehren dann wieder zurück in die Mandatsarbeit. Deswegen gibt es auch nicht einen Managing Partner, sondern zwei.
LTO: Die Doppelspitze wurde aber erst 2014 eingeführt, vorher gab es Vollzeit-Managing-Partner. Warum der Sinneswandel?
Parameswaran: Das erklärt sich aus der Historie der Kanzlei. DLA Piper ist 2004 aus einem Dreifach-Zusammenschluss entstanden: Die US-Westküsten-Kanzlei Gray Cary Ware & Freidenrich hat mit der britischen DLA und der US-Ostküstenkanzlei Piper Rudnick fusioniert, und damit ist auf einen Schlag eine der größten Wirtschaftskanzleien weltweit entstanden.
Demgegenüber wurde DLA Piper in Deutschland mit nur drei Anwälten gegründet - heute sind wir rund 220 Anwälte in Deutschland. Wegen dieses, insbesondere zuletzt, starken Wachstums hierzulande einerseits und der Tatsache andererseits, dass wir neben den Management-Aufgaben vor allen Dingen voll im Geschäft stehende Anwälte sind, hat man sich nun für eine Doppelspitze entschieden.
"Es gibt noch Lücken im Beratungsangebot"
LTO: DLA ist stark personell gewachsen, ihre M&A-Anwälte sind immer öfter auch an prestigeträchtigen, milliardenschweren Deals beteiligt, etwa als Fresenius die größte spanische Klinikkette gekauft hat. Damit könnten Sie sich doch eigentlich beruhigt zurücklehnen.
Parameswaran: Wir sind noch nicht am Ende unserer Entwicklung angelangt. Es gibt noch Lücken im Beratungsangebot, die zu schließen sind, etwa im Kapitalmarktrecht. Wir können uns vorstellen, dass bis 2020 rund 275 bis 300 Anwälte an den deutschen Standorten für uns tätig sind. Deutschland ist bei DLA Piper global betrachtet eine der drei "Key Investment Destinations", gleichwertig neben London und New York.
2/2 Expansionsziel Deutschland
LTO: Wieso hat das internationale Management ausgerechnet Deutschland als Wachstumsregion definiert?
Parameswaran: Deutschland gilt als Wirtschaftsmotor der EU, insbesondere der Mittelstand ist das Rückgrat der Volkswirtschaft – und der ist dabei, sich weiter zu internationalisieren. Hier sehen wir uns als globale Kanzlei hervorragend aufgestellt. Im Gegensatz zu vielen unserer Wettbewerber haben wir traditionell eine sehr starke Präsenz in den USA; über 1.500 Anwälte arbeiten dort an 25 Standorten. Zudem hat sich DLA Piper frühzeitig darum bemüht, in Wachstumsregionen wie Asien und Afrika vertreten zu sein. Das zahlt sich nun aus.
Rohde: Zudem ist nach dem Brexit denkbar, dass einige Finanzinstitute auch nach Kontinentaleuropa ziehen werden, und dabei gehört Deutschland sicherlich zu den wichtigsten Destinationen. Es ist also zu erwarten, dass Deutschland auch im internationalen Rechtsmarkt eine größere Rolle spielen wird.
Transaktionsbereiche stärken
LTO: Zurück zu Deutschland: Mit welchen konkreten Schritten möchten Sie die Wachstumsziele erreichen?
Parameswaran: Wir wollen vor allem die Transaktionsbereiche weiter stärken. Corporate und Private Equity haben wir schon gut aufgebaut, die Teams sollen aber weiter wachsen. Auch Finanzmarktthemen wollen wir künftig noch stärker abbilden. Dabei setzen wir neben gezielten externen Neuzugängen insbesondere auch auf den eigenen Nachwuchs, so wie wir es in der Vergangenheit durch regelmäßige Partnerernennungen bereits getan haben und auch in Zukunft tun werden.
LTO: Vor gut einem Jahr haben Sie aber ein großes Team um den bekannten Medien- und Presserechtler Prof. Stefan Engels geholt. Wie passt das denn in die Strategie, die Transaktionsbereiche auszubauen?
Rohde: Wir verstehen uns als Full-Service-Kanzlei, und Stefan Engels steht für Medien und Presserecht wie nur wenige - übrigens auch für digitale Transformation. Wir haben daher auch die Möglichkeiten für Cross-Selling gesehen, die es mit unseren Mandanten und den Mandanten des Teams gibt. Gemeinsame Kontakte zu nutzen und Synergien zu heben sind ja letztlich die Gründe, warum man in einer Großkanzlei arbeitet.
Parameswaran: Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, dass nicht nur Presse- und IP-Experten zu uns gekommen sind. Auch der angesehene Gesellschaftsrechtler Jörg Paura mit seinem Team ist damals zu uns gewechselt. Der derzeitige Fokus auf Transaktionsbereiche erklärt sich auch daraus, dass wir in den meisten anderen Bereichen, die für uns ebenso wichtig sind, mittlerweile bereits sehr gut aufgestellt sind.
LTO: Wie sehen Sie sich strategisch mit Blick auf die Wettbewerber aufgestellt?
Rohde: Es gibt nicht die eine erfolgreiche Strategie für eine Wirtschaftskanzlei, sondern viele. Einige Sozietäten konzentrieren sich auf High-End-Transaktionsgeschäft, andere haben einen anderen Fokus. Unsere typischen Mandanten sind Unternehmen, die einen Rechtsstreit oder eine Transaktion haben, die viele Jurisdiktionen betrifft. Sie wünschen sich einen Ansprechpartner, der das Projekt länderübergreifend für sie koordiniert. Diese Mandate bedienen wir.
Anja Hall, Kanzlei-Manager im LTO-Interview: "Noch nicht am Ende der Entwicklung" . In: Legal Tribune Online, 24.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21253/ (abgerufen am: 02.05.2024 )
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