Große Kanzleien werden beim juristischen Nachwuchs wieder beliebter, vor allem können sich mehr Frauen vorstellen, in einer Law Firm zu arbeiten. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen Trendence Graduate Barometers.
Wunscharbeitgeber der von Trendence befragten jungen Juristen bleibt jedoch das Auswärtige Amt (18,4% der Nennungen). Auf Platz 2 folgt Freshfields Bruckhaus Deringer (16,2%); die Europäische Kommission sowie das Bundeskriminalamt belegen die Ränge 3 und 4.
Mit Hengeler Mueller (9,2%) und CMS Hasche Sigle (8,9%) folgen weitere Großkanzleien auf dem fünften bzw. sechsten Rang. Die bestplatzierten Wirtschaftsunternehmen sind die beiden Automobilhersteller BMW und Audi auf den Rängen 7 und 8. Den neunten Rang teilen sich Clifford Chance und Linklaters (je 5,6%).
Laut der Trendence-Umfrage haben große Kanzleien in der Gunst der Nachwuchsjuristen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt. Wirtschaftsunternehmen verlören hingegen Bewerber mit juristischem Abschluss.
Das Trendence-Institut macht zwei Entwicklungen für dieses Ergebnis verantwortlich: Zum einen entscheiden sich deutlich mehr Frauen für eine Anwaltskarriere, zum anderen investieren Kanzleien wieder stärker in die Nachwuchsgewinnung. "Die Kanzleien haben in den vergangenen Jahren erkannt, dass sie gegen den Wettbewerb aus den Wirtschaftsunternehmen aktiv werden müssen, und dass ein großes Potenzial im Recruiting speziell von Frauen liegt", sagt Holger Koch, Geschäftsführer von Trendence.
Frauen fordern mehr Geld
Das Wunschgehalt der Nachwuchsjuristen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund neun Prozent auf 72.700 Euro brutto gestiegen (Vorjahr: 66.500 Euro). Ein Grund sei der außergewöhnlich hohe Anstieg der Gehaltsforderungen der Frauen, heißt es bei Trendence: In den vergangenen vier Jahren habe das Wunschgehalt der Nachwuchsjuristinnen stets um 20 Prozent unter dem Wunschgehalt der Männer gelegen, in diesem Jahr allerdings erhöhten die Frauen ihre Forderungen um 7.900 Euro auf nun 67.400 Euro. Damit liegt ihr Wunschgehalt jetzt noch 13 Prozent unter dem der Männer mit 77.600 Euro.
Dass sich der Gender Pay Gap nun schließe, glaubt Trendence-Geschäftsführer Koch indes nicht: "Seit 2003 hat sich die Lücke zwischen den Gehaltswünschen der Frauen und Männer vergrößert. Heute sind wir wieder auf dem Stand von 2003 angekommen", sagt er. "Frauen müssen noch deutlich selbstbewusster in die Gehaltsverhandlungen gehen, wenn sie aus eigener Kraft die Gender Pay Gap schließen wollen."
Für das Trendence Graduate Barometer Law Edition hat das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Trendence zwischen Mai und Juni 2016 rund 2.000 Studierende und Referendare der Rechtswissenschaften sowie Volljuristen zu ihren Karriereplänen und Wunscharbeitgebern befragt.
Bei der aktuellen LTO Young Professional Survey mit rund 5.400 Teilnehmern haben 65 Prozent angegeben, am liebsten im Staatsdienst arbeiten zu wollen, die Arbeit in einer Kanzlei mittlerer Größe können sich 45 Prozent vorstellen. In einer Großkanzlei sehen sich hingegen nur 33 Prozent der Befragten.
ah/LTO-Redaktion
Trendence-Umfrage: . In: Legal Tribune Online, 06.09.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20493 (abgerufen am: 05.10.2024 )
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