Druckversion
Sonntag, 15.06.2025, 00:49 Uhr


Legal Tribune Online
Schriftgröße: abc | abc | abc
https://www.lto.de//recht/nachrichten/n/spanischer-staatsgerichtshof-ladung-puigdemont-auslieferung-haftbefehl-belgien
Fenster schließen
Artikel drucken
25325

Staatsgerichtshof in Madrid lädt Separatisten vor: Puig­de­mont ris­kiert Aus­lie­fe­rungs­ver­fahren

01.11.2017

Katalonien (Symbolbild)

© pixs:sell - stock.adobe.com

Der spanische Staatsgerichtshof in Madrid hat den abgesetzten katalonischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont vorgeladen. Der lässt es auf ein Auslieferungsverfahren ankommen.

Anzeige

Der nach Brüssel geflohene katalanische Ex-Präsident Carles Puigdemont will eine gerichtliche Vorladung in Spanien ignorieren und riskiert so ein Auslieferungsverfahren. Der entmachtete Regionalpräsident soll diesen Donnerstag vor dem spanischen Staatsgerichtshof in Madrid erscheinen. Sein Anwalt in Belgien erklärte jedoch, sein Mandant werde vorerst nicht nach Spanien zurückkehren.

"Es liegt auf der Hand, dass mein Mandant vorerst abwarten wird", sagte Anwalt Paul Bekaert im niederländischen Fernsehen. Er fürchte, dass Puigdemont keinen fairen Prozess in Spanien bekomme. So werde der Ex-Katalanenchef auch argumentieren, falls Spanien seine Auslieferung verlangen sollte.

Ein solches Auslieferungsgesuch müsste Belgien prüfen. Ein beschleunigtes Verfahren im Rahmen des Europäischen Haftbefehls greift allerdings nur bei bestimmten schweren Straftaten – so etwa bei Terrorismus, Korruption oder Betrug.

Belgische Behörden müssten Auslieferungsgesuch prüfen

"Zumindest nach den bisher bekannt gewordenen Vorwürfen ist nicht ersichtlich, dass es um eine Straftat gehen könnte, bei der das vereinfachte europäische Verfahren zur Auslieferung greift", so die Berliner Rechtsanwältin Dr. Margarete Gräfin von Galen, Expertin für europäisches Strafrecht, gegenüber LTO.

Dennoch kann Spanien entweder im Wege des europäischen oder des internationalen Haftbefehls die Auslieferung Puigdemonts beantragen. "Ob die belgischen Behörden dem nachkommen, hängt davon ab, wie Spanien sein Gesuch genau begründet und wie Belgien sein Auslieferungsrecht im Einzelnen ausgestaltet hat. Das ist in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten durchaus unterschiedlich", so von Galen.

Puigdemont und anderen Angeklagten werden unter anderem Auflehnung gegen die Staatsgewalt, Rebellion und Unterschlagung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Dafür drohen ihnen bis zu 30 Jahre Haft.

Die Separatisten sollen 6,2 Millionen Euro hinterlegen

Im Kern geht es um den einseitigen Unabhängigkeitsbeschluss, den das katalanische Parlament am vergangenen Freitag verabschiedet hatte. Die spanische Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die wirtschaftsstarke Region im Nordosten des Landes daraufhin unter Zwangsverwaltung aus Madrid gestellt und die Regierung entmachtet.

Neben Puigdemont - der sich auf seiner neuen Webseite unter "president.exili.eu" präsentiert - sollen sich 13 weitere separatistische Lokalpolitiker dem Staatsgericht stellen. Die Richterin Carmen Lamela ordnete zudem an, dass sie binnen drei Tagen einen Betrag von 6,2 Millionen Euro hinterlegen sollen. Das sind die geschätzten Kosten des für illegal erklärten Unabhängigkeits-Referendums vom 1. Oktober.

Die Angeklagten sollen vor Gericht Erklärungen abgeben und zudem solle dabei über "vorsorgliche Maßnahmen persönlicher Art" entschieden werden, so Richterin Lamela. Das könnte sofortige Untersuchungshaft bedeuten.

Falls Puigdemont nicht vor Gericht erscheint, "wird es wahrscheinlich ein Auslieferungsgesuch an Belgien geben und die belgische Polizei wird ihn festnehmen", sagte der spanische Europapolitiker und Sprecher der konservativen Regierungspartei PP, Esteban Gonzalez Pons, dem Radio Onda Zero.

Puigdemonts Anwalt könnte den Prozess möglicherweise bis nach den ausgerufenen Neuwahlen in Katalonien am 21. Dezember herauszögern. Puigdemont hatte angekündigt, er kehre erst nach Spanien zurück, wenn ihm "Garantien" für einen fairen und nicht politisch beeinflussten Prozess gegeben würden. Die Neuwahlen und das Ergebnis am 21. Dezember wolle er akzeptieren - gleiches erwarte er auch von dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy.

dpa/aka/LTO-Redaktion

  • Drucken
  • Senden
  • Zitieren
Zitiervorschlag

Staatsgerichtshof in Madrid lädt Separatisten vor: . In: Legal Tribune Online, 01.11.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/25325 (abgerufen am: 15.06.2025 )

Infos zum Zitiervorschlag
  • Mehr zum Thema
    • Europa- und Völkerrecht
    • Europa
Das Bild zeigt die Cour de justice de l'Union européenne, symbolisch für rechtliche Entscheidungen zur Einreise und Schlepperei. 03.06.2025
Nachrichten

EuGH zur illegalen Einreise mit minderjährigem Kind:

Sch­lep­perei des eigenen Kindes nicht strafbar

Einer Kongolesin droht in Italien eine mehrjährige Haftstrafe, weil sie ihre minderjährige Tochter mit gefälschten Papieren ins Land
brachte. Nun gibt es ein Urteil des höchsten europäischen Gerichts.

Artikel lesen
Beamte der Bundespolizei bei einer Grenzkontrolle in Frankfurt/Oder im September 2023 02.06.2025
Asyl

VG Berlin fällt erste Eilentscheidungen:

Zurück­wei­sungen von Asyl­su­chenden sind uni­ons­rechts­widrig

Die umstrittene Wahlkampfforderung, alle Migranten an deutschen Grenzen zurückzuweisen, setzte die Union um. Nun bestätigt ein Gericht die Bedenken der Experten: Die Maßnahme verstößt gegen EU-Recht, eine Notlage ist nicht ersichtlich. 

Artikel lesen
Wahlplakate in Polen 30.05.2025
Nachrichten

Stichwahl in Polen am Sonntag:

Prä­si­den­ten­wahl mit­ent­schei­dend für Jus­tiz­re­form

Bei der Präsidentenwahl in Polen geht es um mehr als um ein Amt. Die Wahl könnte den Kurs der Justizreform, die Zukunft des Rechtsstaates sowie die Rolle des Landes in der EU bestimmen. Europa schaut genau hin.

Artikel lesen
Ukrainian Prime Minister Denys Shmyhal, EU High Representative for Foreign Affairs Kaja Kallas and Ukrainian Foreign Minister Andriy Sybiha at a press conference at the meeting of EU Foreign Affairs Ministers on May 9, 2025. 27.05.2025
Englische Texte

Russia's war of aggression against Ukraine:

The Euro­pean path to the Spe­cial Tri­bunal

A Special Tribunal for the war in Ukraine has long been called for. Now the Council of Europe has decided to set it up. What happens next and how the tribunal will be organised, explains Franziska Rinke.

Artikel lesen
Bundespolizisten gehen am Hauptbahnhof in München 13.05.2025
Schengen-Abkommen

BayVGH zu Kontrolle nach Österreich rechtskräftig:

Bund ver­stößt an Grenzen gegen gel­tendes Recht

Schon lange vor der jüngsten Weisung des neuen Innenministers wurde an der Grenze zu Österreich kontrolliert. Zumindest in einem Fall hat die Bundesregierung damit gegen geltendes Recht verstoßen.

Artikel lesen
Ein Schild mit der Aufschrift Bundesrepublik Deutschland 09.05.2025
Hintergründe

Der Dobrindt-Erlass über Zurückweisungen an der Grenze:

Von der "Herr­schaft des Unrechts" ins "Not­lagen-Chaos"?

Die Diskussion um den Dobrindt-Erlass über Grenz-Zurückweisungen krankt an vielen Missverständnissen. Neben die "Merkel-Rechtsbruch-Theorie" tritt nun Wirrwarr um die Ausrufung einer Notlage. Daniel Thym klärt das juristische Durcheinander.

Artikel lesen
ads lto paragraph
lto karriere logo
ads career people

Wir haben die Top-Jobs für Jurist:innen

Jetzt registrieren
logo lto karriere
TopJOBS
Logo von Hengeler Mueller
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) im Be­reich deut­sches und eu­ro­päi­sches...

Hengeler Mueller , Mün­chen

Logo von Landtag Brandenburg
Par­la­ments­rä­tin/Par­la­ments­rat (B 2) als Re­fe­rent/in (m/w/d)

Landtag Brandenburg , Pots­dam

Logo von Oppenhoff
Re­fe­ren­da­re (m/w/d) al­le Fach­be­rei­che

Oppenhoff , Frank­furt am Main

Logo von Oppenhoff
Re­fe­ren­da­re (m/w/d) al­le Fach­be­rei­che

Oppenhoff , Köln

Logo von RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Rechts­an­wäl­te (m/w/d) als An­ge­s­tell­te oder in frei­er Mit­ar­beit

RechtDialog Rechtsanwaltsgesellschaft mbH , 100% Re­mo­te

Logo von Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg
Staats­an­wäl­tin (Rich­te­rin auf Pro­be) / Staats­an­walt (Rich­ter auf Pro­be)...

Generalstaatsanwaltschaft des Landes Brandenburg , Neu­rup­pin

Logo von Gleiss Lutz
Rechts­an­wäl­te Kar­tell­recht (m/w/d)

Gleiss Lutz , Brüs­sel

Logo von Kaufland
Con­sul­tant Da­ten­schutz (m/w/d)

Kaufland

Mehr Stellenanzeigen
logo lto events
Green Legal Lab 2025

29.08.2025, Berlin

DRK-Sommerschule im Humanitären Völkerrecht

25.08.2025, Strausberg

förder/kreis/tag 2025

23.06.2025

Webinar Weltraumrecht «Wettlauf ins All – Europas Rolle, Liechtensteins Beitrag»

17.06.2025

Webinar: RVG-Erhöhung 2025 – so rechnen Sie richtig ab!

18.06.2025

Mehr Events
Copyright © Wolters Kluwer Deutschland GmbH