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Legal Design Thinking: Inno­vativ sein in einer behä­b­igen Branche

von Dr. Micha-Manuel Bues, MJur. (Oxford)

22.03.2016

Design-Thinking (Symbol)

© fotogestoeber - Fotolia.com

Legal Design Thinking steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Doch die Methode könnte helfen, auf zukünftige Herausforderungen im Rechtsmarkt besser zu reagieren. Micha-Manuel Bues erklärt, was sich hinter dem Schlagwort verbirgt.

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Die Rechtsbranche ist nicht gerade bekannt dafür, ein besonderer Innovationstreiber zu sein. Juristen sind meist traditionell eingestellt und blicken von ihrer Arbeitsmethodik her zunächst in die Vergangenheit, um aus "alten" Urteilen und vergangenen Rechtsstreitigkeiten eine Lösung für ein aktuelles rechtliches Problem zu finden. Juristen schätzen Altbekanntes und Altbewährtes
Juristen registrieren aber auch mit wachem Blick, dass sich viele Branchen durch Digitalisierung neu erfinden, und dass innovative Startups in allen möglichen Industriezweigen wie Pilze aus dem Boden schießen, um den Platzhirschen Konkurrenz zu machen. Viele haben erkannt, dass auch die Rechtsbranche durch Technologie - Legal Tech -  umgekrempelt werden könnte. Und sie wollen mit innovativen Produkten auf diese Herausforderung reagieren.

Legal Tech: Allheilmittel oder Kuriosität?

Innovativ sein ist aber gar nicht so einfach, kreative Prozesse können schnell in die falsche Richtung laufen. Häufig werden gute Ideen auch einfach nicht umgesetzt. Besonders frustrierend kann es sein, nach langen und mühsamen Planungsprozessen zu merken, dass Kunden ganz andere Bedürfnisse haben oder das Produkt schlicht nicht verstehen und daher nicht nutzen.

Hinzu kommt: Juristen wissen in der Regel nicht, wie sie Technologie für innovative Produkte einsetzen können. Entweder wird der Einsatz von Legal Tech und künstlicher Intelligenz als eine Art magisches Allheilmittel angesehen - oder ins Kuriositätenkabinett verbannt.

Legal Design Thinking will kreative Prozesse fördern

Hier kommt Legal Design Thinking ins Spiel. Design Thinking ist ein an der Universität Stanford entwickelter Innovationsansatz für Produkte und Services, der sich besonders gut für Innovationen im Rechtsbereich eignet. Design Thinking verbindet Methoden, Gestaltungskriterien, Tools und Denkprozesse des klassischen Designs mit einem ganzheitlichen Innovationsansatz, um Probleme zu lösen und neue Ideen zu entwickeln. Ziel von Design Thinking ist es kreative, nicht-lineare, iterative und interaktive Denkprozesse anzustoßen, die in eine spezielle Vorgehensmethodik und Grundannahmen eingebettet sind.

Der Design Thinking Ansatz stellt den künftigen Nutzer und dessen Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen in den Mittelpunkt. Eine weitere Grundannahme von Design Thinking ist, dass Innovation nur mit einer richtigen Balance zwischen den drei gleichberechtigten Faktoren Mensch, Wirtschaft und Technologie entsteht. Nur wenn Attraktivität (Will der Kunde das Produkt?), Wirtschaftlichkeit (Lohnt es sich?) und Umsetzbarkeit (Ist es möglich?) bei einem bestimmten Produkt oder Dienstleistung gewährleistet sind, entsteht Innovatives. 

Auf das richtige Team kommt es an

Weitere Voraussetzung für erfolgreiches Design Thinking ist die richtige Teamzusammensetzung. Teams sollten sich idealerweise aus Menschen mit verschiedenen Fachrichtungen, Hintergründen und Hierarchieebenen zusammensetzen, um möglichst unterschiedliche Blickwinkel und ein breites Fachwissen mit unterschiedlichen methodischen Kompetenzen zu vereinen. Menschen, die in einem Fachgebiet eine besondere Spezialisierung haben und zugleich ein hohes Maß an Offenheit, Interesse und Neugier gegenüber anderen Menschen und anderen Disziplinen mitbringen, sind für Design Thinking-Teams bestens geeignet.

Damit im Team eine gelungene Kommunikation gelingen kann, legt Design Thinking großen Wert auf die Räumlichkeiten, in denen sich das Team trifft und austauscht. Die Annahme ist, dass sich Ideen in einer freien und flexiblen Arbeitsumgebung besonders gut entfalten. Im Design Thinking kommen daher variable Räume, mobile Tische und Stellwände zum Einsatz. Oberflächen werden genutzt, um Gedanken zu visualisieren und Arbeitsergebnisse zu teilen. Rückzugsmöglichkeiten bieten die Möglichkeit, ungestört zu arbeiten.

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  • Seite 1:

    Innovativ sein – aber wie?

  • Seite 2:

    Design Thinking verlangt Juristen einen Mentalitätswandel ab

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Zitiervorschlag

Legal Design Thinking: . In: Legal Tribune Online, 22.03.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18859 (abgerufen am: 24.05.2025 )

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