Der Streit um die Beschneidung hat es 2012 auch ins Feuilleton geschafft. Schließlich gibt es dabei leckeres Essen und rote Roben, die der Durchschnittsjurist wahrscheinlich sonst nie wieder tragen wird. Aber auch Sex im Park und der Roman einer Law Firm-Anwältin, smarte Drogen und Rockerkutten vor Gericht finden sich in der Top 10.
1. Of all the things I’ve lost, I miss my mind the most: Neulich im Fitnessstudio
Dass das Jurastudium uns verändert hat, ist wohl jedem klar. Wie sehr, fiel unserem Kolumnisten Ahmet Kabakyer nicht zuletzt auf, als er im Fitnessstudio Rechtsrat erteilen sollte. Leider nicht der Blondine auf dem Stepper nebenan, sondern nur dem Anabolheini, der trotz Teleskoptotschlägers vor allem Angst vor einer Anklage wegen Verleumdung hat. Unser Platz 1.
2. Die Justiz und das nackte Grauen: Sommer, Sonne, Sex im Park
Nachts ist es zwar bekanntlich kälter als draußen, aber im Sommer kann man sich wirklich auch in der Dunkelheit im Park aufhalten. Wie sehr man sich im Freien amüsieren, ob man nackt baden darf und was Bela B. und Farin Urlaub damit zu tun haben, erklärt auf Platz 2 Herbert Grziwotz.
3. Scharfe Juristenzeitschrift: Die juristische Habanero-Klasse
Juristischer Witz ist meist nicht lustig, juristische Kritik gern ziemlich harmlos. Schluss mit der gemäßigten Zurückhaltung macht seit über fünf Jahren die Zeitschrift Myops. Auf Platz 3 findet sich Martin Rath zum Jubiläum der "Stechfliege": Über ihre unangepassten Herausgeber und den Mut, Beiträge eines Verfassungsrichters als "Volksverdummung" und die hochgelobten Erzählungen des Strafverteidigers von Schirach als "billige Kolportage" zu bezeichnen.
4. Smart Drugs – Ritalin und Modafinil: Ein Denkanstoß
Kurz vor dem Fristablauf oder knapp vor der Abgabe der Examenshausarbeit: Manchmal ist das Leben einfach schneller als man selbst. Smart Drugs gelten seit einigen Jahren als das Allheilmittel zum Gehirndoping – ohne drogenartigen Rausch oder zitternde Finger von zu viel Koffein. Aber irgendwas ist ja bekanntlich immer. Zu Risiken und Nebenwirkungen hat Constantin van Lijnden einen bekennenden Konsumenten befragt und belegt damit Platz 4.
5. Laura Karasek: Erster Roman zwischen Referendariat und Großkanzlei-Einstieg
Die Tochter von Hellmuth Karasek schreibt ein Buch. Natürlich, ist ja klar? Keineswegs, denn Laura ist Anwältin bei Clifford Chance. Die einzige Juristin in einer Familie von Literaturkritikern spricht auf Platz 5 mit Constantin Körner über ihren Roman "Verspielte Jahre", die Reaktionen ihrer Juristenkollegen und erzählt, wie ihr Vater die Sexszenen findet.
Unser Feuilletonist Martin Rath ist nicht gerade bekannt für seine Barmherzigkeit mit Juristen und ihrer Literatur. Dennoch schafft seine Vorstellung der "Methodik des Zivilrechts – Von Savigny bis Teuber" es auf Platz 6. Ein Buch, das souverän macht: Nicht nur bei der Prüfung von Methode am Dogma und zwölf Regeln zur "Methodenlehre mit praktischem Anspruch" gerät er ins Schwärmen.
7. Of all the things I’ve lost, I miss my mind the most: Nicht die Beschneidungsthematik
Mit dem allerersten Teil seiner Kolumne "Wie das Jurastudium mich verändert hat" landet Ahmet Kabakyer sofort auf Platz 7. Der muslimische Mitarbeiter, äh wissenschaftliche Terrorist an einem Lehrstuhl in Bayern ist aus Faulheit froh, dass sich nicht die Widerspruchslösung bei der Organtransplantation durchgesetzt hat. Mit der beschäftigt er sich wesentlich lieber als mit mitfühlenden Fragen nach den Schmerzen bei seiner Beschneidung, bei der es immerhin leckeres Essen, Geld und – wohl einmalig für die meisten Juristen – rote Roben gibt.
8. Rechtsgeschichten 1912: Als der Staat noch Anstand besaß und Referendare viel Geld
Auf Platz 8 beschäftigt sich Martin Rath mit Rechtsgeschichte. Er schaut 100 Jahre zurück und findet mit Entzücken zwei spannende Gedanken auf nur 31 Druckseiten des Reichsgerichts. Dabei geht es nicht nur um die Einkommensteuerpflichtigkeit von Bordellzinsen und eine wertorientierte Gesetzgebung, die Arme weniger bestrafte als Reiche. Sein Blick zurück zeigt auch, dass es dem Referendar von heute mit der Unterhaltsbeihilfe so schlecht gar nicht geht.
9. Of all the things I’ve lost, I miss my mind the most: Der juristische Fern-Seher
Nach dem Jurastudium kann man nicht mal mehr in Ruhe fernsehen, stellt Ahmet Kabakyer fest. Bela Rethy und der Lederriemenfall, die Schnuffelinchen-Jamba-Abo-Werbung und der betrügende Ehemann, der weder betrügt noch den Tatbestand der Untreue verwirklicht, landen auf Platz 9.
10. Stilfragen vor Gericht: Kleider machen Leute
Bis zum Bundesverfassungsgericht schaffte es die Frage, ob man vor Gericht in einer Hell’s Angels-Kutte auflaufen darf. Für Constantin van Lijnden ein guter Grund, sich mal anzusehen, wie die Vorstellungen von angemessener Kleidung sich seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geändert haben. Die gerichtliche Feststellung aus den wilden 60ern, dass es sogar "einer modernen und freiheitlichen Demokratie" entspreche, "keine übersteigerten […] Anforderungen mehr an das äußere Erscheinungsbild" zu stellen, schafft es in die Top 10.
Meistgeklickt im Feuilleton 2012: Sex, Drugs, Rock ‘n Court . In: Legal Tribune Online, 25.12.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7854/ (abgerufen am: 04.05.2024 )
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