Zwei Frauen traten in Kontakt mit einem Schlägertrupp, der daraufhin ihren Ex-Partner verprügelt und nackt im Wald ausgesetzt haben soll. Der Richter schenkte der skurrilen Schilderung der Ereignisse aber wenig Glauben.
Zwei Frauen mussten sich am Montag vor dem Landgericht (LG) Frankfurt (Oder) verantworten, weil sie einen Mann nackt in einem Waldstück ausgesetzt haben, nachdem sie ihn zuvor von einem Schlägertrupp verprügeln ließen (Az. 23 KLs 11/17). Die beiden hatten zuvor jeweils eine Beziehung mit dem Mann gehabt, eine war seine Ex-Frau.
An ihre Ehe und die Phase nach der Trennung hat die 39-Jährige jedoch keine guten Erinnerungen, wie sie in der Verhandlung schilderte: "Er wusste immer, wo ich war", sagte sie und trug Schilderungen von Nachstellungen und Gewalt über ihren früheren Ehemann vor.
So versuchte sie zu begründen, warum sie sich zu einer ungewöhnlichen Racheaktion hinreißen ließ. Neben ihr auf der Anklagebank saß eine Ex-Freundin ihres geschiedenen Mannes. Die beiden sollen sich zusammengeschlossen und den Mann nackt im Wald bei Berlin ausgesetzt haben. Laut Staatsanwaltschaft hatten sie vorgehabt, ihm einen Denkzettel verpassen.
"Er sollte mich nur in Ruhe lassen"
Die beiden sollen ihr 45 Jahre altes Opfer im März 2015 entführt haben, um es anschließend durch eine Schlägertruppe verprügeln zu lassen. Danach sollen sie ihn nackt in einem Wald ausgesetzt haben. Gemeinschaftlich begangene Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung legt ihnen die Anklage daher zur Last. Die vier Männer, die geholfen haben sollen, sind bis heute unbekannt geblieben.
Der Geschädigte blieb der Verhandlung am Montag zunächst fern - er wird voraussichtlich am nächsten Verhandlungstag am Freitag als Zeuge gehört werden. Während die Ex-Frau ausführlich die frühere Beziehung beschrieb, wurde die andere angeklagte Frau noch nicht gehört. Damit blieb zunächst unklar, wie sie zu den Tatvorwürfen steht. Die frühere Ehefrau räumte jedenfalls eine Tatbeteiligung ein, betonte aber zugleich, die Aktion sei aus dem Ruder gelaufen.
Nach etlichen wirkungslosen Strafanzeigen gegen ihren Ex-Mann und dem ständigen Leben in Angst vor neuen Attacken habe sie keinen Ausweg mehr gesehen, schilderte sie ihr Motiv. "Er sollte mich doch einfach nur in Ruhe lassen."
2/2: Skurriles "Geständnis"
An einem Tag im März habe sie weinend in ihrem Auto an einer Bushaltestelle in Bernau (Barnim) gesessen, erklärte die Ex-Frau weiter. Plötzlich habe ein fremder Mann an ihr Autofenster geklopft und ihr Hilfe angeboten. "Er sagte, er hätte Freunde, die gerne jemandem weh tun, beispielsweise einen Finger abschneiden." Sie hätten sich schließlich drei Tage später auf einem Parkplatz in Zepernick verabredet. Einen gemeinsamen Tatplan habe es jedoch nicht gegeben, beteuerte sie.
Am Tattag sei sie dann angeblich mit der Mitangeklagten losgezogen, um ihren Ex-Mann zu treffen. "Irgendwie" seien sie auf dem vereinbarten Parkplatz gelandet, wo wiederum der ursprünglich fremde "Helfer" mit drei anderen Männern auf das Trio gewartet habe. Der weitere Tatablauf habe von diesem Zeitpunkt an "nicht mehr in unserer Hand" gelegen, so die Ex-Frau.
Sie saß demnach hinter dem Steuer des Kleintransporters, die Ex-Freundin des Ex-Mannes auf dem Beifahrersitz, während die insgesamt vier unbekannten Männer das überraschte Opfer auf die Ladefläche zogen. Dann - so die Angeklagte - hätten sie den Mann mit Fäusten und Fußtritten malträtiert, mit Kabelbinder gefesselt und seine Ohren und Augen mit Klebeband verschlossen.
Die Unbekannten hätten das Opfer in einem Waldstück ausgeladen und ausgezogen, während die Frauen im Fahrzeug gewartet hätten. Laut Anklage musste der Mann langsam bis 100 zählen, bevor er sich selbst befreite. Ihm sei auch gedroht worden, dass er erschossen werde, wenn er zu schnell zähle. Die Täter hätten den Mann dann zurückgelassen.
Richter glaubt Darstellung der Angeklagten nicht
Auf der Rückfahrt sei kaum gesprochen worden, sagte die Angeklagte. "Die Männer stiegen aus und verschwanden." Das nackte Opfer hatte laut Anklage schließlich an einer Landstraße einen Autofahrer angehalten. Der Mann habe nur eine Mülltüte gefunden, mit der er sich bedecken konnte.
Im Vorfeld hatte es stundenlange Rechtsgespräche zwischen den Verfahrensbeteiligten gegeben. Der Vorsitzende Richter Ulrich Karkmann machte dabei deutlich, dass er der Angeklagten ihre Darstellung von den mysteriösen Helfern nicht glaube. Im Falle eines echten Geständnisses hingegen könnten die Frauen mit Bewährungsstrafen davon kommen, stellte er in Aussicht.
dpa/mam/LTO-Redaktion
Anklage wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung: Ex-Partner verprügelt und nackt im Wald ausgesetzt . In: Legal Tribune Online, 23.10.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/25185/ (abgerufen am: 26.04.2024 )
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